Stets Mitte November veranstaltet der Forschungsverbund „Forum Mittelalter“ seine Jahrestagung. 2019 beschäftigte sich die Veranstaltung mit „Sprechende[n] Objekte[n] in der Metropole der Vormoderne“. „Dinge als besondere Quellen zu verstehen, durch die Denkmodelle oder kulturelle Praxis erschlossen werden können, die durch Text- oder Bildquellen nicht sichtbar zu machen wären“ –hieraus resultierende Erkenntnisse zur Mensch-Objektbeziehung speisten 14 Vorträge aus den Geschichtswissenschaften, der Archäologie, den Philologien und der Kunstgeschichte mit einer chronologischen Bandbreite von der Antike bis in die Frühe Neuzeit.
Auch drei Beiträge aus dem Kreis des Graduiertenkollegs erhellten Fragen nach „Entstehung – Wirkung – Interaktion“ zwischen Mensch, Metropole und Material: Im Doktorandenworkshop – vor der offiziellen Eröffnung der Tagung mit einem Vortrag zum Koloss von Rhodos von Prof. Dr. Ruth Bielfeldt (LMU München nach Stationen in Harvard, Princeton und Berlin) – erläuterte Julian Zimmermann, seit 1. November Wissenschaftlicher Mitarbeiter im GRK, sein auf Objektquellen wie Münzen und Inschrift fußendes Dissertationsvorhaben unter dem Titel: „Schrift – Raum – Politik. Der römische Stadtraum als Medium politischer Kommunikation?“.
Dr. Markus Löx, tätig als post-doc im DFG-GRK 2337, widmete sich den zentralen Fragen des Tagungskonzepts nach der Entstehungsintention und Produktion der Objekte, ihres Gebrauchs und ihrer Rezeption – und deren Wandel in der longue durée – sowie ihrer Benutzung und Bedeutung für die Metropole am Beispiel des Silberkästchens von S. Nazaro in Mailand und der darin enthaltenen (Berührungs-)Reliquien im Spannungsfeld zwischen „(Ver)bergen und Verehren“. Anhand der Objektbiographie des besagten Silberkästchens zeigte Markus Löx das Objekt als assemblage von Inhalt, Hülle und Zuschreibungen verschiedener Traditionen.
Die Initiatorin der diesjährigen Jahrestagung, PD Dr. Babett Edelmann-Singer, die als Trägerkreismitglied und Gutachterin zwei Forschungsprojekte im GRK „Metropolität in der Vormoderne“ betreut, beschäftigte sich in ihrem Referat mit der Überlieferung des Prokop zu den jüdischen Tempelschätzen und deren Repräsentation in „Text, Ritual und materieller Kultur in der Spätantike“, sozusagen in der Semantik der städtischen Räume von Jerusalem, Rom und Konstantinopel.
Unter der konzeptionellen Leitung von GRK-Trägerkreismitglied PD Dr. Babett Edelmann-Singer und dem Sprecher des Kollegs, Prof. Dr. Jörg Oberste, verstand es die Jahrestagung, die Forschungsschwerpunkte des Forum Mittelalter (Wissenschaftliche Koordination: Dr. Susanne Ehrich) und des Graduiertenkollegs „Metropolität in der Vormoderne“ mit dem an der LMU München starken Forschungsfeld der „Materiellen Kultur“ erkenntnisgewinnbringend miteinander zu verbinden. Auf die Verschriftlichung der Beiträge in Band 16 der Forum Mittelalter Studien dürfen wir uns im Jahr 2020 freuen.