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Forschungskonzept

Forschungskonzept des Graduiertenkollegs

Metropolen bündeln Bedeutungen. Sie inszenieren sich in der Vormoderne – zumeist unter Verweis auf metropolitane Vorbilder – in großer medialer Vielfalt als Orte herausgehobener Urbanität, Zentralität und Geschichtlichkeit. Ihre Selbst- und Fremdwahrnehmungen als Metropolen, aus denen sie aktuelle Geltungs- und Herrschaftsansprüche ableiten, gründen auf empirischen Erfahrungen, die als materielle Grundlage des vormodernen Metropolenbegriffs beschrieben werden können: ihre Größe und Schönheit, die Reichweite der politischökonomischen Netzwerke ihrer Eliten, das Volumen des Fernhandels und der Migrationsbewegungen, die Diversität der sozialen Gruppen, die Dichte der Kommunikation, der Rang ihrer Kirchen und Kultstätten, die Präsenz von Herrschaftsträgern oder ihre lange und glanzvolle Geschichte. Die sprachlichen, ikonographischen, performativen oder dinglichen Inszenierungen von Metropolität liefern dabei nicht nur Spiegelungen und Deutungen der spezifischen Erfahrungswelt einer bestimmten Großstadt. Sie verstärken zugleich auch die Wachstums-Dynamiken, die dem Metropolisierungsprozess inhärent sind, und tragen nicht zuletzt zur Festschreibung eines zeitgenössischen Wertekanons der urbanen Lebensform bei. Die Beanspruchung des metropolitanen Status ist eine kulturelle Konstruktion, die in der großstädtischen Wirklichkeit gründet und vielfältig auf die urbane Lebenswelt insgesamt zurückwirkt.


Untersuchungsfelder


Mit dieser Untersuchungsperspektive verbinden sich nicht nur ein klareres Verständnis dessen, was in der Vormoderne eine Metropole sei, und ein Diskussionsangebot an die modernen Metropolitan Studies. Vielmehr eröffnet sich auch ein breites, innovatives und transdisziplinär angelegtes Programm zur Erforschung kultureller, sozioökonomischer, politischer, religiöser oder technologischer Dynamiken in vormodernen Großstädten. Die hier benannten Implikationen vormoderner Metropolität helfen dabei, die in der Städteforschung dominierenden Einzeluntersuchungen zu individuellen Faktoren oder kurzen Zeiträumen in eine longue durée und ein vielschichtiges Beziehungsgeflecht metropolitaner Prozesse einzubetten, in die historische Erfahrungen, aktuelle Bedeutungen und visionäre Entwürfe einbezogen werden können.


Was ist vormoderne Metropolität?

Was machte eine europäische Stadt im vorindustriellen Zeitalter zur Metropole? Zur Bearbeitung der ersten und zentralen Leitfrage des hier entwickelten Forschungskonzeptes sind verschiedene theoretische Ansätze einzubeziehen. Ausgehend von der klassischen Stadtdefinition des amerikanischen Stadtsoziologen Louis Wirth, der Städte „als eine relativ große, dicht besiedelte und dauerhafte Niederlassung gesellschaftlich heterogener Individuen“ versteht, spielen sich in Metropolen demographische, räumliche und soziale Prozesse in großer Dynamik ab. Wenn man rein quantitative Metropolendefinitionen, etwa das Kriterium der Millionenstadt, außer Acht lässt, da sie der demographischen Entwicklung früherer Epochen nicht gerecht werden, stehen verschiedene qualitative Merkmale - in unterschiedlicher Akzentuierung - im Fokus der modernen Großstadtforschung:

  1. die Bündelung zentralörtlicher Funktionen, insbesondere als politisches Zentrum (Hauptstadt, vgl. Jansen/Roeck 2002), als international bedeutender Handels- und Finanzplatz oder als kulturelles Zentrum;
  2. eine hohe soziale Mobilität und Diversität, die etwa in sozioprofessioneller Spezialisierung, in religiös-kultureller Pluralisierung oder in verstärkten sozialen Konflikten beobachtbar sind;
  3. ein hohes Innovationspotenzial, das aus Wissens- und Kulturtransfers, Institutionalisierung von Bildung und Wissenschaft sowie aus den komplexen urbanistischen Anforderungen an die Infrastruktur schnell wachsender Großstädte gespeist wird;
  4. eine erhöhte Dichte der Besiedlung, die sich in der Maximierung der besiedelten Flächen und Geschosshöhen im Stadtkern und in der ausgreifenden Urbanisierung des Umlandes (Suburbanisierung) äußert sowie
  5. ein metropolitaner Geltungsanspruch, der aktiv nach innen und außen vertreten wird, d.h. Wirkungen auf die Identität der Einwohner wie auch die Wahrnehmung von außen entfaltet.

Das Forschungsfeld, das mit vormoderner Metropolität eröffnet wird, hat die vorliegenden Theorieangebote der Metropolitan Studies und modernen Stadtsoziologie zu Metropole/Metropolität auf zwei Ebenen kritisch zu überprüfen und zu modifizieren. Zum einen haben die oben genannten Kriterien durchaus Relevanz für die dynamischen demographischen, räumlichen, sozialen, politischen etc. Prozesse in der Vormoderne, jedoch nur in zur Moderne deutlich differenter und von daher notwendig spezifizierbarer Hinsicht. So wirft zum Beispiel das Kriterium des metropolitanen Geltungsanspruchs fruchtbare Fragen bezüglich der Identitätsbildung und Wahrnehmung in vormodernen Metropolen auf. Allerdings entfallen in Antike, Mittelalter und Frühneuzeit - gemäß der Definition von Reif - weitgehend die Träger des modernen „metropolitanen Diskurses“ oder der städtischen „Symbol- und Imagepolitik“. Der Regensburger Forschungsverbund bietet hier mit Schwerpunkten zu liturgischen Repräsentationen mittelalterlicher Metropolen (H. Buchinger), zur Bedeutung und Verbreitung ikonographischer Repräsentationen in italienischen Metropolen des Mittelalters (A. Dietl) oder zum stadtbezogenen Literatur- und Theaterbetrieb im frühneuzeitlichen London (A.-J. Zwierlein) gleich mehrere innovative Bearbeitungskonzepte zur Frage nach metropolitanen Diskursen an (s. auch Untersuchungsfelder).

Zum anderen sind im Rahmen des beantragten Graduiertenkollegs eigene Konzepte und Kriterien vormoderner Metropolität zu entwickeln. Dies betrifft zum Beispiel die Funktionen und Formen transmetropolitaner Kommunikation. Welche Wirkungen zeitigen die kulturellen, technologischen oder politisch-sozialen Errungenschaften großer Metropolen auf ihre Statusgruppe im europäischen (und möglicherweise übereuropäischen) Raum? Wie verlaufen hier Kommunikation und Transfers? Regensburger Forschungen zu Städtekonkurrenzen und Stadtvorbildern in der Antike (D. Steuernagel) oder zum Intermetropolenrecht in der Frühen Neuzeit (M. Löhnig) gehen in diese Richtung. Als ‚Intermetropolenrecht‘ ist hier ein übergreifendes Recht des Netzwerkes verschiedener Metropolen zu verstehen, das sich durch das Entstehen von Regeln auszeichnen kann, die in den beteiligten Zentren ortsunabhängig beachtet werden. Metropolen können auch als stilbildende Zentren liturgischer Entwicklung charakterisiert werden, die zur Ausprägung der großen Ritenfamilien christlicher Liturgie geführt haben. Als bestimmende Faktoren sind dabei nicht nur realpolitische Geltungsansprüche hauptstädtischer Liturgien (etwa von Rom und Byzanz, aber auch Alexandrien etc.), sondern auch metaphorische Bezüge zu identifizieren. Die Historizität von Metropolen wäre ein weiterer Themenbereich, der sich von den bisherigen Wegen der Metropolenforschung unterscheidet: Im Rahmen eines Forschungsprogramms „Vormoderne Metropolität“ wird vergleichend und transdisziplinär nach den Trägern, Feldern und Formen eines geschichtsbezogenen Diskurses in der und über die Metropole gefragt. Dieses Kriterium ordnet sich dabei keineswegs nur dem oben skizzierten metropolitanen Geltungsanspruch unter, sondern hat ganz eigene Folgen für die Erhebung von Herrschaftsansprüchen, für den Status sozialer Gruppen oder für die Gestaltung des metropolitanen Raums, wie etwa der Regensburger Schwerpunkt zu spätantiken Friedhöfen als soziale Orte (A. Merkt) zeigt.

Welche konzeptuellen Möglichkeiten bietet die Verwendung des Metropolenbegriffs für ein transdisziplinäres Forschungsprogramm, das sich auf die europäische Vormoderne konzentriert? Im Konzept vormoderner Metropolität lassen sich Eigenart und Wandel im historischen Erscheinungsbild wie in der normativen Bedeutung einzelner Metropolen genauso darstellen wie strukturelle Vergleiche mit anderen Epochen und außereuropäischen Kulturen. Bislang wurde noch nie der Versuch unternommen, die longue durée großer urbaner Zentren in einem theoriegeleiteten und differenzierten Zugriff zu analysieren. Die beteiligten Wissenschaftler:innen der Universität Regensburg bieten dafür sowohl in diachroner als auch fachlicher Hinsicht ein breites Spektrum eigener Forschungsschwerpunkte an, die von den antiken Zentren (D. Steuernagel, A. Merkt, H. Buchinger, ergänzt durch die beiden assoziierten Wissenschaftler B. Edelmann-Singer und T. Saile) über mittelalterliche Urbanisierungsprozesse (J. Oberste, A. Dietl, H. Buchinger, M. Selig, M. Spoerer) bis zu den frühneuzeitlichen Metropolisierungen reicht (A.-J. Zwierlein, M. Spoerer, M. Löhnig). Als heuristische Ausgangsfolie bieten sich - gemäß den Forschungsschwerpunkten der Antragsteller:innen - zunächst die städtischen Großzentren in Europa, die ‚Metropolen‘ im Sinne der quantitativ ausgerichteten Metropolitan Studies, an, generieren sie doch am stärksten und oft am frühesten gesellschaftlich relevante Veränderungspotentiale. In ihnen macht sich der Veränderungsdruck durch demographische Expansion, Migration, überlokale Verflechtung unter gleichzeitiger Auflösung traditioneller sozialer Formationen und Spielregeln am dringlichsten bemerkbar. Hier zeigt sich zuerst die Notwendigkeit neuer politischer und sozialer Organisationsformen zur Beherrschung einer anonymen Masse, die nicht mehr nach den Regeln der face-to-face-Kommunikation funktioniert, neuer Instrumente wirtschaftlicher Steuerung, die den Bedürfnissen und neuen Möglichkeiten transnationaler Handelsbeziehungen gerecht werden, und innovativer städtebaulicher Lösungen, die auf die wachsende Bevölkerung ebenso reagiert wie auf die Repräsentationsbedürfnisse der politischen und wirtschaftlichen Eliten. Dabei wird jedoch dezidiert nicht auf das in der Geschichtswissenschaft und historischen Geographie etablierte Konzept der europäischen Stadt abgehoben, das, basierend auf M. Webers Stadttypologie, mit Kleinteiligkeit, Nutzungsmischung und Selbstorganisation argumentiert, sondern entlang der aufgezeigten Untersuchungsperspektiven eine differenzierte Analyse spezifischer historischer und kultureller Bedingungen für Urbanisierungs- und Metropolisierungsprozesse angestrebt.

Die multiperspektivische, epochenübergreifende und transdisziplinäre Perspektive, die das Regensburger Forschungsprogramm „Metropolität in der Vormoderne“ anbietet, besetzt damit eine wichtige Schnittstelle in der kulturwissenschaftlichen Städteforschung, indem sie die unbestreitbare Relevanz heutiger Millionenstädte als „Entscheidungs-, Steuerungs- und Kontrollzentren der globalen (und nationalen) Ökonomie und Politik“ in eine langfristige historische Dimension einbindet. Der Konzeptbegriff der Metropolität eignet sich dabei in besonderer Weise für ein transdisziplinäres Forschungsdesign. Er lenkt den Blick vom städtischen Einzelfall auf die Bedingungen, Erscheinungsformen und Folgen jenes Prozesses, in denen Städte zu führenden und prägenden urbanen Zentren im internationalen Maßstab aufstiegen. Diese Fragestellung generiert zugleich syn- und diachrone Vergleichsparadigmen sowie ein notwendiges Verständnis von der Wandelbarkeit  und Vielfältigkeit  der  Bedingungen  metropolitaner  Prozesse. Möglichkeiten der transdisziplinären Vernetzung, wie sie in Publikationen der Antragsteller:innen bereits vorgeführt werden, liegen in der hier anzustrebenden Metropolenforschung in jedem der unten skizzierten Untersuchungsfelder vor.

Dabei erscheint ‚Metropole‘ trotz vielfacher Verwendung als eine in der bisherigen historischen Forschung zu wenig und zu unklar definierte analytische Kategorie. Die heterogene Verwendung des Quellenbegriffs ‚Metropole‘ / ‚metropolis‘ vor allem in antiken und mittelalterlichen Texten führt bis heute zu generellen Vorbehalten gegen die Verwendbarkeit des Metropolenparadigmas in der Vormoderne oder zu semantischen Engführungen etwa auf die Hauptstadtfunktion. Gesteigert werden solche Vorbehalte durch das definitorische Dickicht der auf die Moderne bezogenen Metropolitan Studies, die von einer einheitlichen Metropolendefinition weit entfernt sind. Mit dem Verzicht auf diese Untersuchungsperspektive wäre nach unserer  Auffassung jedoch die Chance verspielt, das komplexe Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren wirtschaftlicher, kultureller, sozialer, politischer, religiös-kultischer sowie rechtlicher, technischer und topographischer Natur zu analysieren, das für die internationale Ausstrahlung der bedeutendsten urbanen Zentren verantwortlich war und dem Urbanisierungsprozess in seinem jeweiligen zeitlichen und kulturellen Kontext die entscheidenden Muster und Normen vermittelte.


Profil des Graduiertenkollegs

Urbane Kulturen orientieren sich an metropolitanen Vorbildern. Bereits in der ersten „urban revolution“ im vorchristlichen Asien setzten wenige große Zentren wie Çatal Hüyük, Uruk oder Ur die Standards für die Ausgestaltung und Wahrnehmung städtischer Lebensformen. Worin aber liegt die besondere Wirkung solcher „Referenzorte“ im Urbanisierungsprozess begründet? Das hier skizzierte Forschungsprogramm fragt gezielt nach zeit- und kulturspezifischen Bedingungen für die Konstitution und Bedeutungsvielfalt von Metropolen. Wodurch werden metropolitane Bedeutungsüberschüsse in der Vormoderne generiert, welche Binnen- und Außenwirkungen erzeugen sie?

Fundamental erscheint für alle Metropolendefinitionen bis heute der Faktor der demographischen Dynamik und Größe, doch führt die Analyse der Ursachen für dynamisches Städtewachstum auf spezifische Bedingungen von Metropolität, die für die Vormoderne nicht hinreichend geklärt sind. Soziale und politische, wirtschaftliche und kulturelle Faktoren geraten bei dieser Analyse in den Blick: Metropolen potenzieren als ‚Weltstädte‘ zugleich die Möglichkeiten und Probleme der Vergesellschaftung einer bestimmten Zeit und Kultur. Als Präzedenzfälle der Urbanisierung manifestiert sich in ihnen am deutlichsten die spezifische „Eigenlogik“ der Stadt, wobei Metropolen in Europa stets - und besonders in der Vormoderne - als Ausnahmefall zu betrachten sind.

Zugleich sind Metropolen komplexe historische Gebilde mit einer langen, von Konjunkturen und Katastrophen geprägten Biographie, die in der Identitätskonstruktion ihrer Bewohner eine wichtige Rolle einnimmt. Von den 15 größten Städten im lateinischen Europa zählen zu Beginn des 16. Jahrhunderts, angeführt von Paris und Neapel, 100% zur Gruppe ehemaliger römischer civitates. Um 1800 liegt der Anteil der römischen Gründungen immerhin noch bei 60%. London zählt schon um 1500 zu den wenigen Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern und steigt im 17. Jahrhundert zur bevölkerungsreichsten Metropole Europas und - für längere Zeit - der Erde auf. Metropolität beschreibt Strukturen von langer Dauer, die sich - zumindest im Falle erfolgreicher Metropolen, die ihren Status über lange Zeiträume behaupten - durch große Anpassungs- und permanente Innovationsfähigkeit auszeichnen. Metropolen sind in diesem Sinne von „Erinnerungsräumen“ durchzogen, die als Objektivationen des kulturellen Gedächtnisses (z.B. in Literatur, Architektur, Ritualen, Denkmälern, Museen) auf historischen Erfahrungen und Deutungen beruhende Identitätsangebote unterbreiten. Trotz vielfältiger Bemühungen der historischen Wissenschaften um vormoderne Städte bleibt die longue durée der europäischen Metropole ein bislang ungeklärtes Problem der Forschung.

Im Rahmen des Regensburger Graduiertenkollegs sollen erstmals und innovativ die konstitutiven Bedingungen und kulturellen Folgen vormoderner Metropolität in Europa multidisziplinär untersucht werden. Dabei wird keineswegs auf ein homogenes, kontinuierlich entwickeltes Metropolitätskonzept von der antiken Polis bis zur vorindustriellen Residenzstadt oder auf den Sonderfall lateinisches Europa abgehoben. Die angestrebten Untersuchungen werden vielmehr durch das epochenübergreifende und transdisziplinäre Design des gemeinsamen Forschungsprogramms für Diskontinuitäten und kulturelle Spezifika einzelner Epochen und Regionen sowie für Vergleiche über Europa und über die Schwelle der Industrialisierung hinaus besonders sensibilisiert.

Durch die Beteiligung der Vor- und Frühgeschichte im Kreis der assoziierten Wissenschaftler (T. Saile) können den Graduierten Erkenntnisse, Theorien und Methoden der frühgeschichtlichen Urbanisierung und damit wichtige Vergleichsparadigmen vermittelt werden. In kritischer Auseinandersetzung mit den Theorieangeboten der modernen Metropolitan Studies, deren Expertise sowohl im Kreis der assoziierten Wissenschaftler:innen (M. Walter-Rogg) als auch durch einen Kooperationsvertrag mit dem Georg-Simmel - Zentrum für Metropolenforschung (Berlin) sichergestellt ist, wird hier ein eigener Metropolitätsbegriff entwickelt, der auf folgende Fragen gerichtet ist: Was machte eine europäische Stadt im vorindustriellen Zeitalter zur Metropole? Wie konstruierten verschiedene Epochen und Kulturen metropolitane Geltungsansprüche? Welche Mechanismen der Institutionalisierung und des Wandels sind im Prozess der Metropolisierung (Metropolenbildung) wirksam? Und welche funktionalen und symbolischen Bedeutungen kommen Metropolen im Urbanisierungsprozess zu?

Dieses Fragebündel definiert ein innovatives und breites Forschungsfeld, das alle urbanen Lebens- und Funktionsbereiche, die Prozesse sowohl der äußeren als auch der inneren Urbanisierung einschließt. Die Antragsteller:innen bieten hierfür einen multidisziplinären Zugang an, der neben der geschichtswissenschaftlichen und archäologischen Städteforschung spezifische Forschungsfelder zu Sprache und Literatur, Kunst und Architektur, Recht und Wirtschaft, Liturgie und Kirche umfasst. Mit dem interdisziplinären mediävistischen Zentrum „Forum Mittelalter“ und dem 2011 gegründeten Themenverbund „Urbane Zentren und europäische Kultur in der Vormoderne“ sind an der Universität Regensburg zwei anerkannte Kompetenzzentren zur vormodernen Stadt vorhanden, in denen die Antragsteller:innen viel beachtete Forschungen in einer herausragenden fachlichen Breite und mit einem langjährig erprobten Schwerpunkt in der transdisziplinären Städteforschung betreiben. Die Umsetzung des hier skizzierten Forschungsprogramms basiert insbesondere auf den langjährigen Regensburger Forschungen zu den Spezifika urbaner Kommunikation, Repräsentation und Räume in der Vormoderne.

Dadurch kann den Graduierten ein überaus breites Betreuungs- und Qualifizierungsangebot eröffnet werden. Die fachliche und internationale Vernetzung der Regensburger Forschungen ist seit 2006 durch jährliche internationale Fachtagungen und Doktorandenkolloquien zur transdisziplinären Städteforschung kontinuierlich aufgebaut worden; Internationalität wird im Rahmen des beantragten Kollegs durch die Einladung an internationale Graduierte und Gastdozenten weiter gestärkt.

Das Forschungsprogramm „Metropolität in der Vormoderne“ eignet sich dabei in besonderer Weise für ein Graduiertenkolleg, da es eine ausgeprägte Anschlussfähigkeit an Forschungsgebiete in vielen Fächern und zugleich große Offenheit für neue methodische und thematische Zugänge besitzt. Das Betreuungs- und Qualifizierungskonzept ist leitend darauf ausgerichtet, eine Gruppe exzellenter Promovend:innen aus allen beteiligten Disziplinen so untereinander, mit den beteiligten Regensburger Wissenschaftler:innen und herausragenden externen Expertinnen und Experten zu vernetzen, dass sie ihre Dissertationen in einem wissenschaftlich anregenden und hochklassigen Umfeld diskutieren und in einem gesetzten Zeitrahmen erfolgreich abschließen können. Neben einer intensiven Zusammenarbeit mit den Antragsteller:innen und Wissenschaftler:innen des Regensburger Forschungsverbundes „Urbane Zentren und europäische Kultur in der Vormoderne“ wird eine frühzeitige Beteiligung der Graduierten an nationalen und internationalen Kooperationen gefordert und gefördert. Institutionelle Kooperationen bestehen mit dem Institut für Vergleichende Städtegeschichte in Münster, dem Georg-Simmel-Zentrum für Metropolenforschung und dem HKFZ Trier.



  1. STARTSEITE UR

Metropolität in der Vormoderne

DFG-GRK 2337

Sprecher

Prof. Dr. Jörg Oberste

St-grk 2337
Wissenschaftl. Koordination

Dr. Arabella Cortese

Kontakt und Homepage

Arabella.Cortese@ur.de

https://go.ur.de/metropolitaet