Lebenslauf
Marco Esposito studierte Kunstgeschichte und Archäologie an der Universität Federico II Neapel. Das Thema der Bachelorarbeit lautete: „Un manifesto mendicante per gli Aragona di Napoli (1455–1458): il Polittico di San Vincenzo Ferrer di Niccolò Antonio, detto Colantonio, a San Pietro Martire” (Erstbetreuer Prof. Dr. Francesco Caglioti, Zweitbetreuer Prof. Dr. Emeritus Francesco Aceto). Interdisziplinär unter- suchte die Abschlussarbeit den Bedeutungsgehalt des Dominikanerretabels mit besonderem Augenmerk auf die politische Ikonographie und hagiographischen Erzählungsstrategien sowie auf die zusammenhän- genden Instrumentalisierungsmechanismen des Kultes Vincent Ferrers.
Am Kunsthistorischen Institut der Freien Universität Berlin absolvierte Marco Esposito den Master of Arts in „Kunstgeschichte im globalen Kontext“ mit Schwerpunkten: a) Grabplastik und Tafelmalerei des aus- gehenden Mittelalters und der Frühneuzeit (Süditalien, Spanien, Frankreich); b) kunstsoziologische Inter- pretationsansätze sakraler Räume und urbaner Topographie. Seine Abschlussarbeit reichte er unter dem Titel „Signare, inscribere, formare: Die Pagano-Kapelle in San Pietro Martire zu Neapel im Tre- und Quattrocento und die Identitätsgestaltung eines Seggio-Geschlechts“ ein. Dort beschäftigte er sich mit der sequenziellen Ausstattungsrekonstruktion der Adelskapelle Pagano in der Dominikanerklosterkirche San Pietro Martire und mit der Analyse des im Kapellenraum kristallisierten Identitätsbildungsprozesses des Nocerer Patriziergeschlechts. Besondere Aufmerksamkeit wurde dabei zwei Aspekten gewidmet: einerseits, den Repräsentationsformen der sozialen, politischen und genealogischen Memoria der begrabenen Famili- enmitglieder (Denkmäler, Sediali) und den Ausdrucksmodi ihrer liturgisch-politischen Frömmigkeit (Reta- bel, Fresken); andererseits, den identitätsstiftenden, im Kapellenraum wiedergespiegelten Interaktionen der Pagano mit dem Stadtadelskonsortium, dem sie angehörten (seggio di Porto), und den Fremdkönighäusern (Anjou, Aragon), die das Königreich Sizilien regierten.
2013-2014 wirkte Marco Esposito an der Kabinettausstellung der Berliner Gemäldegalerie Dürer. 500 Jahre Meisterstiche (Hauptkurator Dr. Michael Roth) und 2017 an der ebenfalls dort veranstalteten Son- derausstellung Jean Fouquet. Das Diptychon von Melun (Hauptkurator Dr. Stephan Kemperdick) mit. Seit 2017 ist Marco Esposito Mitglied der Società Napoletana di Storia Patria (NA), wo er zur Katalogisierung und Informatisierung des Handschriftenfundus Giuseppe Galasso beiträgt. Seit Dezember 2020 ist er ferner wissenschaftlicher Mitarbeiter am Graduiertenkolleg 2773 „Metropolität in der Vormoderne“.
Forschung
Forschungsinteressen
- Sakrale und weltliche Ikonologie (13.–15. Jahrhundert)
- Politische Ikonographie und Hagiographie (13.–15. Jahrhundert)
- Epigraphische Kommunikation und Schriftkultur (12.–16. Jahrhundert)
- Grabplastik, Tafel- und Buchmalerei des ausgehenden Mittelalters und der Frühneuzeit
- Kunstsoziologie: Architektur, Ikonographie, Stil und Material als Bedeutungsträger
- Liminalität, Medialität, Performativität (Öffentlichkeit, Privatum, Metaräume).
- Kartographie und Stadttopographie (bes. Latium, Kampanien, Kalabrien, Apulien)
- Heraldik und Genealogie (u.a. Anjou-Sizilien, Anjou-Durazzo, Valois-Anjou, Aragon)
Abstract des Promotionsprojekts
Titel: Sepulchra et plateae: Topographische Netzwerke, visuell-verbale Repräsentation und Identitätsdynamiken von Präminenzfamilien im Neapel der Vormoderne (1266–1435).
Betreuer: Prof. Dr. Albert Dietl, Professur für Kunstgeschichte (Bildkünste des Mittelalters).
Auf der Prämisse aufbauend, dass private Kapellen und Familienkirchen als bedeutsamer Teil der öffentlichen Dimension zu betrachten sind und aktiv an der politischen Kommunikation der Stadt teilnehmen, zielt das Promotionsprojekt darauf ab, im Zeitraum (1266–1435) der Fremdherrschaften (Anjou, Anjou-Durazzo und Valois-Anjou) die Sepulkralmonumente sowie das Sozialmilieu von Adelsfamilien zu untersuchen, die trotz multipler sozialer Übereinstimmungen diversen in Neapel ansässigen Präminenzgruppen angehörten: Fremd-, Lehns- und Seggio-Adligen.
Grabdenkmäler und soziales Profil der respektiven Akteure sollen interdisziplinär analysiert werden, in syn- und diachronischer Perspektive. Dabei werden besonders die nachfolgenden Punkte berücksichtigt: 1) Errichtung bzw. Übernahme von Kapellen bzw. Privatsakralbauten als topographischer Reflex des Verhältnisses der jeweiligen familia einerseits mit dem Stadtteil, in den sie politisch, administrativ, wirtschaftlich und kulturell eingebettet war, andererseits mit der Adelsgemeinde, der sie angehörte; 2) Architektur, Ikonographie und Epigraphik sowohl als Vehikel der multifaktoriellen (Selbst-)Repräsentation des am Grabmal vergegenwärtigten Geschlechts als auch als Instrument politisch-sozialer Positionierung gegenüber den städtischen Präminenzgruppen und dem Königshaus; 3) geographische Herkunft (origo), ethnische Abstammung (genus, sanguis), genealogische Angehörigkeit (stirps, gens), religiöse Vorzüge (cultus), tugendliche Koordinaten (virtutes), amtliche Laufbahn (officia) und politische Parteilichkeit (fidelitas) als Ausdruck von individuellen sowie gruppenbezogenen Identitätsdynamiken (Konstitution, Konsolidierung/Änderung, Tradierung).
Exemplarisch steht im Fokus der Arbeit ein Konvolut von ca. 20 chronologisch heterogenen Sepulkralmonumenten aus prestigedichten Kirchenräumen von vier der fünf patrizischen Stadtbezirke (sedilia/seggi): das Franziskanerkloster Sanctum Corpus Christi (ca. 1310–1340) und das Mendikantenkloster San Domenico Maggiore (ca. 1284–1324) im Quartier Nidus; die ecclesia maior (ca. 1294–1320) im Quartier Capuana; das Franziskanerkloster San Lorenzo Maggiore (ca. 1270–1340) im Quartier Montanea; das Dominikanerkloster San Pietro Martire (ca. 1294–1347) im Quartier Portus. Topographisch soll die Wahl der Grabmäler und ihrer Aufstellungsorte die Breite der sakralpolitischen und historischen Dimension der einzelnen Stadtteile reflektieren. Aus der dialektischen Untersuchung der Raum-, Bild- und Verbalaussage der in Betracht gezogenen Grabmäler, aus ihrem zeittransversalen Vergleich sowie aus ihrer Einbettung in den zeitgenössischen politisch-kulturellen Diskurs wird sich zeigen, dass sie öffentlichkeitswirksame Instrumente von Selbstdarstellung und sozialer Kohäsion- bzw. Kompetition wurden, die sich aktiv auf die Gestaltung der urbanen bzw. regionalen Identität der berücksichtigten Familien auswirkten.
Publikationen
Publikationen
- Im Druck: Cantarum and Social Dimensions. Spatial, Visual and Verbal Semantics in Mid-Fourteenth Century Noble Tomb Monument in Angevin Naples: Interdisciplinary Remarks, in: Paul Cockerham, Christian Steer (Hg.), Tomb Monuments in Medieval Europe, York 2022.
- In Vorbereitung: in puritate et simplicitate sectarentur: Bildpropaganda, Emblemen-Semantik und Tugend-Rhetorik am Beispiel eines Privilegs von König Ludwig II. von Valois-Anjou zugunsten Galeotto Pagano (1398).
Vorträge
- (20.07.2022) Universität Regensburg, DFG-GRK 2337 „Metropolität in der Vormoderne“, Forschungskolloquium 2022 - Vortragstitel: Raum, Bild und Wort im Neapel des Trecento: Sepulkralplastiken und Präminenzfamilien aus transmedialer Perspektive.
- (25.05.2022) Deutsches Historisches Institut Rom, Internationaler Doktorand*innenworkshop „Herrscherliche Präsenz und Repräsentation im metropolitanen Raum der Vormoderne“ - Vortragstitel: ianua legum vitaque regum. Zwischen topographischer Präsenz, bildlicher Vergegenwärtigung und epigraphischer Kommunikation im Neapel des Trecento: Metropolitätsprägende Familieneliten im sepulkralen Mediendiskurs.
- (13.05.2022) ICMS: 57th International Congress on Medieval Studies, Western Michigan University, 9-14. Mai 2022.Session 303: Reading Art and Power in Fourteenth- and Fifteenth-Century Italy - Vortragstitel: Through Form and Word: Style, Motifs and Epithets as Political Language of Cohesion in Late Anjou-Durazzesque Noble and ‘Median’ Tomb Sculpture (1399-1435). [Link: https://wmich.edu/sites/default/files/attachments/u385/2022/medieval-schedule-2022.pdf]
- (23.06.2021) Universität Regensburg, DFG-GRK 2337 „Metropolität in der Vormoderne“, Forschungskolloquium 2021 - Vortragstitel: pro identitate fienda: Frühe Zeugnisse von topographischen Konstellationen, sepulkralen Konfigurationen und epigraphischen Enunziationen des Seggio- und Nicht-Seggio-Adels im Neapel der Vormoderne (ca. 1350). [Link: https://www.uni-regensburg.de/assets/philosophie-kunst-geschichte-gesellschaft/metropolitaet-vormoderne/WiSe2020-21/1504SoSe2021_Forschungskolloquium-HP.png]
Workshops
- (28.04.2022) Universität Regensburg, DFG-GRK 2337 „Metropolität in der Vormoderne“.Internationaler Workshop: Spolien und Metropolen / Spolia e metropoli. Wissenschaftliche Organisation: Dr. Lorenzo Cigaina; Marco Esposito, M.A.; Julian Zimmermann, M.A. [Link: https://www.uni-regensburg.de/assets/philosophie-kunst-geschichte-gesellschaft/metropolitaet-vormoderne/WiSe2020-21/Workshop_Spolien_und_Metropolen_de.pdf]
Lehre
Wintersemester 2021/2022
Universität Regensburg, Masterstudium „Kulturgeschichtliche Mittelalterstudien“.
Modulnummer: 33131. Lehrveranstaltungstypologie: Übungsseminar und Exkursion. Parallelgruppe N. 4.
Seminartitel: Plastizität, Textualität, Farbigkeit: Intermediale Repräsentationsformen am Beispiel europäischer Grabmäler des ausgehenden Mittelalters und der frühen Neuzeit.
Abruf über das Campusportal.