Lebenslauf
Franziska Schneider hat Kunstgeschichte, Byzantinistik und Geschichte und Kultur des Vorderen Orients an der Freien Universität Berlin im Bachelor und Master studiert. Daneben hat sie mehrere Studienaufenthalte in Istanbul absolviert: 2014–15 im Zuge des Erasmus-Förderprogrammes an der Mimar-Sinan-Universität, sowie ein vom DAAD-gefördertes Austauschjahr 2016–2017 an der Boğaziçi-Universität.
In ihrer Bachelorarbeit mit dem Titel »Ein alter, starrer, mumienhafter Stil« – Die Byzanzrezeption im 19. Jahrhundert in Preußen und Bayern” beschäftigte sie sich erstmals mit der Byzanzrezeption. Die Arbeit verglich zwei Kirchenbauten in Potsdam und München, bei deren Architekturprogramm mithilfe expliziter Verweise auf das (ost-)römische Reich der eigene Herrscher- und Machtanspruch in Preußen und Bayern ausgebaut werden sollte. Diesen thematischen Schwerpunkt in einem anderen räumlichen und zeitlichen Kontext weiterverfolgend befasste sich die Masterarbeit mit der Byzanzrezeption in Istanbul im 18. Jahrhundert. „Rediscovering the Local Heritage – Zeyneb Sultan Mosque and the Chalkoprateia Church in Constantinople” untersucht die inhaltlichen, architektonischen und räumlichen Zusammenhänge zwischen der barocken Zeyneb Sultan Moschee und der sich in der unmittelbaren Nachbarschaft befindlichen Chalkoprateia-Kirche, einem frühchristlichen Bauwerk aus dem 5. Jahrhundert.
Aufbauend auf der Masterarbeit wird sich die Doktorarbeit mit dem Architekten der Zeyneb Sultan Moschee Mehmet Tahir Ağa beschäftigen, in dessen Oeuvre die Byzanzrezeption als Stilmittel des osmanischen Barocks fortwährend eingesetzt wurde. Die Arbeit wird dabei eine Zusammenfassung über seine verschiedenen Bautätigkeiten und -aufsichten innerhalb des 18. Jahrhunderts in Istanbul geben und diese in den allgemeinen topographischen Rahmen einordnen. Dabei sollen auch Fragen des Patronats, des Stiftungssystems und der Einbezug der lokalen Minoritäten aufgeworfen werden.
Preise/Stipendien
- Ernst-Herzfeld-Award 2020 für die Masterarbeit „Rediscovering the Local Heritage – Zeyneb Sultan Mosque and the Chalkoprateia Church in Constantinople”
- Erasmus-Stipendium 2014/2015
- DAAD-Jahresstipendium für Graduierte aller wissenschaftlichen Fächer, 2016/17
Forschung
Forschungsschwerpunkte
- Rezeptionsgeschichte
- Topographie Istanbuls
- osmanische Architektur
- Antiken- und Byzanzrezeption
- Historismus
Forschungsprojekt
The Byzantine Connection in Mehmet Tahir Ağa’s Work (Arbeitstitel)
Als Quellen des Forschungsvorhabens sollen hier die verschiedenen religiösen Stiftungsbauten im heutigen Istanbul herangezogen werden. Diese Mehmet Tahir Ağa zugeschrieben Gebäude haben einzelne oder mehrere byzantinischen Bezüge, die sich sowohl stilistisch, räumlich, dekorativ oder tatsächlich physisch, durch den Einbezug von Spolien, manifestieren. Entstanden sind die Gebäude unter der Leitung und/oder Betreuung durch die Werkstatt von Mehmet Tahir Ağa. Dieser war drei Mal Chefarchitekt der Hohen Pforte unter zwei verschiedenen Sultanen von der Mitte bis zum Ende des 18. Jahrhunderts.
Die Byzanzrezeption soll hier Ausgangspunkt sein, die vielfältigen baulichen und inhaltlichen Verknüpfungspunkte der römisch-byzantinischen Vergangenheit innerhalb des osmanischen Barocks in Istanbul zu untersuchen. Warum wurde genau in dieser Epoche der Bezug innerhalb der Stadt Konstantinopel/Istanbul zur christlichen Vergangenheit wiederentdeckt und in das bestehende Formenvokabular inkludiert?
Die Bezugnahme auf Kirchengebäude, Bildprogramme und literarische Quellen (Ost-)Roms war nicht nur historisierend und stilistisch vielfältig; vielmehr ist anzunehmen, dass die Byzanzrezeption den Ansatz des osmanischen Barocks illustriert, an geltende Muster des Bezugnehmens, des Wiederaufgreifens und der Interpretation auf lokale Bautraditionen, sowohl anzuknüpfen und in etwas Neues umzuwandeln.