Unterarmbrüche gehören zu den häufigsten Brüchen im Kindes- und Jugendalter.
Das Spektrum reicht hier von harmlosen Brüchen (stabilen oder inkompletten Brüchen wie Wulst-, Grünholzbruch oder sog. bowing fractures) bis hin zu instabilen, kompletten Brüchen beider Unterarmknochen. Erstere benötigen lediglich eine Ruhigstellung im Gips und heilen darin folgenlos aus.
Nicht immer lassen sich jedoch Brüche am Unterarm allein mit einem Gips zur Ausheilung bringen. Stark verschobene Brüche beider Unterarmknochen erfordern eine operative Behandlung, damit langfristige Schäden abgewendet werden können. Achsfehler von mehr als 10 Grad führen bereits zu Einschränkungen der Umwendbeweglichkeit. Bei der Behandlung muss deswegen eine anatomiegerechte Stellung angestrebt werden.
Links: Klinisch und im Röntgenbild ausgeprägte Fehlstellung eines kindlichen Unterarmschaftbruches.
Rechts: Postoperative Röntgenkontrolle des Unterarmes in 2 Ebenen bei wiederhergestellter Achse des Unterarmes mit korrekter Lage der eingebrachten ESIN.
Spezielle Nägel (ESIN: elastisch-stabile intramedullare Nagelung) ermöglichen eine Operationstechnik, die den umgebenden Weichteilmantel wie Muskulatur, Nerven und Blutgefäße optimal schont.
Hierbei handelt es sich um vorgespannte elastische Titannägel, die in den Markraum des gebrochenen Knochens eingebracht werden. Über eine Dreipunktabstützung wird der gebrochene Knochen von innen heraus verspannt und wieder aufgerichtet. Damit wird die natürliche Durchblutung über die Knochenhaut unbeeinträchtigt gelassen und der Bruch kann schnell in der richtigen Stellung ausheilen. Der Vorteil besteht auch darin, dass hierfür lediglich ein kaum sichtbarer Hautschnitt notwendig ist. Man spricht hier von einer minimal invasiven Operationstechnik.
Eine Versorgung mit Platten und Schrauben wird bei diesem Bruch nur noch in Ausnahmefällen durchgeführt. Der Unterarm mit Speiche und Elle ist durch eine feste Membran (Membrana interossea) verbunden und somit als funktionelle Einheit zu betrachten. Deshalb wird bei einem Unterarmschaftbruch in Speiche und Elle jeweils ein Nagel eingebracht. Beim Einbringen wird insbesondere darauf Wert gelegt, dass die Wachstumsfuge nicht verletzt wird.
Mittels einer so genannten Plexusanästhesie (isolierte Betäubung des Armes ohne Vollnarkose) kann der Eingriff schmerzlos durchgeführt werden.
Reizlose Narbe am körperfernen Anteil des Unterarmes nach Einbringen des ESIN
Bei dieser minimal invasiven Methode wird rasch auf eine weitere Ruhigstellung im Gips verzichtet und zur Zufriedenheit der Kinder kann eine schnelle Mobilisation und baldige Belastung ermöglicht werden.