Eine schwerwiegende Rückenverkrümmung ist die so genannte kindliche oder jugendliche Skoliose. Dabei ist die Wirbelsäule in mehrere Richtungen verbogen. Es handelt sich um eine Formveränderung der Wirbelsäule im Wachstumsalter, deren Ursache noch weitestgehend unbekannt ist. Manchmal sind Erkrankungen unseres Steuerungssystems der Bewegung die Ursache (neurologische Erkrankungen). Die Behandlung der Skoliose erstreckt sich über viele Jahre, meist von der Erstdiagnose mit Beginn der Pubertät bis zum Wachstumsabschluss. Diagnostik und Therapie betreffen zumeist Schulkinder, die wegen Verdachts einer Rückenverkrümmung in der Kindersprechstunde vorstellig werden.
Mit einem 3D-Körperscanner wird die Oberfläche des Rückens ohne Strahlenbelastung exakt vermessen. Asymmetrien können so differenziert dokumentiert und die Daten im Verlauf der Therapie verglichen werden.
Zur Kontrolle der Behandlung müssen ohne dieses Verfahren in regelmäßigen Abständen Röntgenaufnahmen angefertigt werden, um Verschlechterungen frühzeitig zu erkennen und um gegensteuern zu können. Seit 10 Jahren benutzen wir zur Verlaufskontrolle neben den seltenen Röntgenbildern zusätzlich die 3D-Oberflächenvermessung mit dem Diers-Formetric-System. Dieses Meßsystem kann strahlenfrei den Verlauf der Behandlung für die ganze Familie sichtbar machen.
Dabei wird ein Lichtstreifenraster auf die Rückenoberfläche projiziert und simultan von einer Kamera aufgenommen (sogenannte Videorasterstereografie). Die integrierte Software analysiert die durch die Oberflächenform veränderten Linienmuster, errechnet einen dreidimensionalen Abdruck des Rückens und stellt den errechneten Wirbelsäulenverlauf dar. Durch die automatische Erkennung von anatomischen Fixpunkten am Rücken können verschiedene Parameter ausgegeben werden, unter anderem die Lotabweichung, Kyphose- und Lordosewinkel, Beckenschiefstand und die Seitabweichung.
Bei den Skoliosepatienten findet solch eine Messung im Abstand von 3 Monaten statt. Durch standardisierte Haltungsanweisung können verschiedene Messungen eines Patienten gut miteinander verglichen werden. Treten beim Vergleich der vorhergehenden und aktuellen Messung Verschlechterungen auf, muss eine Kontrolle des Therapieschemas und ggf. eine ergänzende Röntgenaufnahme erfolgen. Tritt keine Verschlechterung auf, kann dagegen das Röntgen in größeren Zeitabständen durchgeführt werden. Somit sinkt die Strahlenbelastung für die Patienten. Zusätzlich sieht der Patient anhand anschaulicher Grafiken seinen Therapiefortschritt.
Weitere Einsatzgebiete des Formetric-Systems sind die Dokumentation und Verlaufsbeobachtung von anderen Haltungsauffälligkeiten bei Kindern und Erwachsenen.
Mit der angeschlossenen Simulationsplattform können Beinlängenunterschiede ausgeglichen und Innen-/Außenrand-/Fersenerhöhungen simuliert werden und so z.B. Auswirkungen von Schuheinlagen auf die Statik des Körpers begutachtet werden.