Kombinierte Knorpel-Knochen-Defekte (osteochondrale Läsionen) am Sprungbein (Talus) des oberen Sprunggelenkes entstehen häufig nach Umknickereignissen (Supinations-Traumata), durch unkorrigierte Rückfuß-Fehlstellungen (Knick-Senk-Fuß) oder aus unbekannter Ursache. Aufbrüche der Knorpeloberfläche oder Instabilitäten von Knorpel-Knochen-Anteilen werden vom Patienten als belastungsabhängige Gelenkschmerzen oder Blockierungen bemerkt. Die kritische Defektgröße wird dabei bei ca. 1,5 cm² angenommen.
In solchen Fällen ist eine operative Rekonstruktion sowohl des Knochenlagers als auch der defekten Gelenkfläche erforderlich. Die Diagnose sowie das operative Vorgehen werden an Hand von Standard-Röntgenbildern und einer Magnetresonanztomografie (MRT) festgelegt (Abb. 1).
Zu Beginn wird eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie) des oberen Sprunggelenkes durchgeführt, um Lokalisation und Ausmaß der Schädigung an der Sprungbeinrolle einzuschätzen. Im Anschluss erfolgt dann über eine minimale Gelenkeröffnung
(Mini-Arthrotomie) das Ausräumen (Debridement) instabiler Gelenkflächenanteile
sowie des darunter liegenden erkrankten avitalen Knochens (Abb. 2).
Die Auffüllung des Knochendefektes erfolgt durch Knochenspäne (Spongiosa) aus dem körperfernen Schienbein oder aus dem Beckenkamm (Abb. 3).
Zur Abdeckung zum Gelenkraum dient eine bioresorbierbare zweiphasige Kollagen I/III-Membran (ChondroGide®, Fa. Geistlich, Schweiz). Ihre raue poröse Seite dient den einströmenden Stammzellen (MSC) des Knochenmarks als Widerlager zum Einwachsen; ihre glatte, undurchlässige Seite dichtet die Oberfläche zum Gelenkraum hin ab (Abb. 4).
Der Abbau dieser Kollagenmembran geht mit einem synchroner Auffüllung durch körpereigenes Reparaturgewebe (hyalinartiger Ersatzknorpel) einher (Abb. 5).
Der Einsatz einer derartigen Membran hat sich auch am Kniegelenk zur Rekonstruktion von Gelenkflächendefekten mittlerer Größe bewährt. Dieses sog. zellfreie, stammzellbasierte Verfahren wird als Autologe matrixinduzierte Chondrogenese (AMIC®) bezeichnet. Es benötigt keine kultivierten Zellen aus dem Labor und kann daher einzeitig durchgeführt werden. Durch Verwendung von sog. Gelenkspreizern ist eine Durchtrennung des Innen- oder Außenknöchels zur Defektbearbeitung nur noch in seltenen Fällen notwendig.
Nach der Operation erfolgt für ca. 1 Woche die Ruhigstellung des Gelenkes in einer Unterschenkelschiene. Für 6 Wochen ist die Verwendung von Unterarmgehstützen mit Teilbelastung nötig. Eine sportliche Aktivität kann je nach Sportart nach 3 bis 6 Monaten wieder aufgenommen werden. Fußfehlstellungen sollten durch Verwendung
einer langsohligen Einlage korrigiert werden.
Mit dem AMIC®-Verfahren können typische Knorpel-Knochen-Defekte am Sprungbein mit gutem Erfolg minimal-invasiv einzeitig rekonstruiert werden. Eine zeit- und kostenintensive Zellkultivierung im Labor oder die nicht unproblematische Entnahme von Knorpel-Kochen-Zylindern aus gesunden Gelenken (Kniegelenk) ist bei diesem Verfahren nicht notwendig.