Zur Beschreibung von Unterricht und Lehr-Lernprozessen haben sich – zumindest im deutschsprachigen Raum – Angebot-Nutzungs-Modelle etabliert (zsf. Vieluf et al., 2020). Sie fußen auf der konstruktivistischen Vorstellung, „dass Lernende aktive (Ko-)Konstrukteure ihres eigenen Lernfortschritts sind“ (Vieluf et al., 2020, 63). Damit können zahlreiche individuelle Faktoren wie schülerseitige Aufmerksamkeit, Motivation, Emotionen etc. die Nutzung von Lerngelegenheiten zwar beeinflussen. Für eine qualitätsvolle Gestaltung des Unterrichtsangebots sind jedoch maßgeblich die Lehrkräfte verantwortlich (Hill et al., 2008; Kelcey et al., 2019, Kunter et al., 2011; Kirschner et al., 2017).
Als qualitätsvoll wird Unterricht angesehen, wenn er sich nach normativen Setzungen, die beispielsweise gesellschaftlich, kulturell oder historisch begründet sind, als gut und aufgrund empirischer Befunde hinsichtlich bestimmter Zielkriterien als effektiv erweist (Berliner, 2005; Kunter & Trautwein, 2013). Zudem ist wissenschaftlich weitestgehend abgesichert, dass sich die Qualität von Unterricht nicht an sogenannten Oberflächenstrukturen wie Methodeneinsatz, Organisations- und Sozialformen etc. festmachen lässt, die schon bei einem kurzen Blick in das Klassenzimmer wahrzunehmen sind. Deutlich wirkungsvoller sind hingegen Tiefenstrukturen, d. h. Merkmale der Prozessebene wie Störungsprävention, sozio-emotionale Unterstützung und kognitiver Anregungsgehalt, die nicht unmittelbar zu erkennen sind, sondern eine differenzierte Beobachtung und Analyse des Unterrichtsgeschehens erfordern (Decristan et al., 2020; Hattie, 2009; Kunter & Trautwein, 2013; Lipowsky & Bleck, 2019).
In der bildungswissenschaftlichen Forschung gibt es mittlerweile eine Vielzahl an Modellen zur Beschreibung von Unterrichtsqualität und deren Merkmalen. Diese integriert das Syntheseframework von Praetorius und Kolleg:innen (2020) und bildet damit einen zentralen Kristallisationspunkt des aktuellen Forschungsdiskurses. Gemäß Syntheseframework lässt sich die Qualität von Unterricht anhand von sieben fachübergreifenden Dimensionen (und 21 Subdimensionen) beschreiben, die folgendermaßen lauten:
Inwiefern diese generischen Dimensionen jedoch genügen, um die Qualität von Unterricht in jedem Schulfach hinreichend und vollständig zu beschreiben, ist Gegenstand reger bildungswissenschaftlicher Diskussionen (z. B. Praetorius & Gräsel, 2021). Darin wird unter anderem ein stärkerer Einbezug unterschiedlicher Fachkulturen und domänenspezifischer Aspekte aller Schulfächer gefordert. Dies veranlasste in FALKO-PV die Berücksichtigung verschiedener weiterer Facetten, die für die Disziplinen Deutsch, Englisch, Evangelische Religion, Latein, Mathematik und Musik jeweils fachbezogen konzipiert wurden, nämlich
Das so erweiterte Syntheseframework stellt den theoretischen Hintergrund für die Evaluation des eigenen Unterricht im Rahmen der Web-App AMADEUS dar.