Soziologische Theorie / Allgemeine Soziologie / Gesellschaftstheorie
Philosophische Anthropologie
Kultursoziologie
Methodologie
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In diesem Theorieforschungs- und Publikationsprojekt geht es um eine Kultur- und Gesellschaftstheorie, die so allgemein wie möglich, und das heißt so wenig eurozentrisch wie möglich wäre. Das Vorhaben besteht darin, die theoretische Wende zum Vergleich von „Ontologien“, also von Natur-Kultur-Begriffen fortzuführen, die erlaubt, europäische und außereuropäische Begriffe von Kollektiven gleichermaßen ernst zu nehmen – sie sind Versionen, Varianten oder ‚Transformationen‘ (Lévi-Strauss) voneinander. Oder, das Vorhaben besteht in der systematischen Weiterführung derjenigen Theorien von Kollektiven, die in neo- und poststrukturalen Anthropologien entfaltet werden (bei Philippe Descola, Eduardo Viveiros de Castro, Marilyn Strathern u.a.), indem sie außereuropäische Kultur- und Gesellschaftstheorien und deren Begriffe von Kollektiven als solche ernst nehmen.
Theorie- und Forschungsprojekt (u.a. mit Stefan Maneval, Islamwissenschaften, FU Berlin)
In diesem Projekt geht es darum, im Anschluss an Cornelius Castoriadis‘ Theorie von Gesellschaft (Gesellschaft als imaginäre Institution, 1975, dt. Übersetzung 1984) und an verwandte Kultur- und Gesellschaftstheorien einen Begriff von Gesellschaft zu entwerfen, der so wenig essentialistisch oder so kulturtheoretisch wie möglich ist. Es geht m.a.W. um eine „postfundamentalistische“ Theorie von Gesellschaft (Oliver Marchart). Das Projekt steht im Kontext der verbreiteten Verabschiedung ‚des‘ Gesellschaftsbegriffs und verwandter Grundbegriffe in den Sozialwissenschaften und in der soziologischen sowie kultur- und sozialanthropologischen Theorie – im Kontext der (falschen) Unterstellung, Kollektivbegriffe seien per se reifizierend, harmonistisch und holistisch.
Dagegen wird das Kollektiv, wird Gesellschaft in der französischen Denktradition, die von Émile Durkheim und Marcel Mauss über Claude Lévi-Strauss bis zu Michel Foucault, Pierre Clastres, Claude Lefort, Marcel Gauchet und Chantal Mouffe reicht, als imaginär instituiert, d.h. als kontrafaktisch gefasst: Gesellschaft besteht nicht, sondern ist die Imagination und diskursive Behauptung sowie materielle ‚In-Form-Setzung‘ einer Einheit und Identität sowie eines Grundes. In empirischen, vergleichenden Forschungen wird untersucht, wie in ganz verschiedenen nationalen und historischen Kontexten solche imaginäre Institutionen von Gesellschaft aussehen und welche Folgen sie haben (in z.B. medizinischen, ethischen, ökonomischen, politischen Hinsichten).