Die Mehrsprachigkeit in der deutschen Gesellschaft rückt immer stärker in den Fokus der Forschung sowie der Öffentlichkeit und Politik. Während zunehmend anerkannt wird, dass sich mit der Migration nach Deutschland eine weite Mehrsprachigkeit etabliert hat, ist die öffentliche Diskussion wesentlich auf Kompetenzen des Deutschen und insbesondere auf diesbezügliche Defizite gerichtet. Die von den migrierten Personen mitgebrachten Sprachen, ihre Herkunftssprachen, werden hingegen allenfalls am Rande berücksichtigt bzw. eher als Problem denn als förderungswürdige Ressource gesehen. Der mehrsprachige Mensch wird im öffentlichen Diskurs häufig nach wie vor als ein Konstrukt aus Einzelsprachen verstanden und Mehrsprachigkeit aus einer problemzentrierten Perspektive als Bildungsbarriere betrachtet. Dass Mehrsprachigkeit ein positives Potenzial für das Land bereithält und dass Deutschland von mehrsprachigen Individuen stärker profitieren könnte, ist bislang keineswegs allgemein akzeptiert. Und dies, obwohl die lebensweltliche Mehrsprachigkeit gemäß den Rahmenvorstellungen der Europäischen Union ein durchaus wünschenswertes Ziel darstellt.
Unter Mehrsprachigkeit wird die Fähigkeit von Gesellschaften, Institutionen, Gruppen und Individuen verstanden, in Raum und Zeit einen regelmäßigen Umgang mit mehr als einer Sprache in ihrem Alltag zu haben. Sprache wird dabei neutral verstanden als Varietät, die in Selbstzuschreibung von einer Gruppe als habitueller Kommunikationscode benutzt wird (somit sind Regionalsprachen und Dialekte eingeschlossen, wie auch Gebärdensprachen). Man kann eine gesellschaftliche, institutionelle, diskursive und individuelle Mehrsprachigkeit unterscheiden. Mehrsprachigkeit beruht auf der grundlegenden menschlichen Fähigkeit, in mehreren Sprachen zu kommunizieren. Mehrsprachigkeit bezeichnet ein in kulturelle Entwicklungen eingebettetes Phänomen und ist somit durch hohe Kultursensitivität geprägt.
(Franceschini, Rita (2011): Die ‚mehrsprachigsten‘ Bürger Europas. Sprecher von historischen und neuen Minderheitensprachen und ihr Beitrag zur Multikompetenz. In: Eichinger, Ludwig M./Plewnia, Albrecht/Steinle, Melanie (Hrsg.): Sprache und Integration. Über Mehrsprachigkeit und Migration.- Tübingen, S. 32)
Das FoMuR versteht sich als Netzwerk, dessen Ziel die Förderung von Forschungskooperationen im Bereich der Mehrsprachigkeitsforschung ist.
In diesem thematischen Rahmen unterstützt das FoMuR Projekte von NachwuchswissenschaftlerInnen in Zusammenarbeit mit dem
•Zentrum zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses (WIN)
•Promotionskolleg der Philosophischen Fakultäten (PUR)