Regensburg, Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik (Raum 1.03), 16.–18. Mai 2019
Abschlusstagung des DFG-Projekts "Deutsche Orgelpredigtdrucke zwischen 1600 und 1800 – Katalogisierung, Texterfassung, Auswertung" (Universität Regensburg, Institut für Musikwissenschaft)
Organisation
Prof. Dr. Katelijne Schiltz (Projektleitung)
Dr. Lucinde Braun
Fabian Weber M. A.
in Kooperation mit der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik
Zielsetzung
Zeitplan
Adressen
Kontakt und Anmeldung
Orgeln, seit 2017 mit dem Prädikat des immateriellen Kulturerbes ausgestattet, werden heute als fester Bestandteil europäischer Kirchenmusik eingestuft. Doch nach der Reformation bedurfte es einer längeren Phase konfessioneller Grenzziehung und Selbstvergewisserung, um nicht nur der Orgel, sondern jeglicher Instrumentalmusik im Gottesdienst den theologisch abgesicherten Platz zuzuweisen, der inzwischen so selbstverständlich erscheint. Dieser Prozess spiegelt sich in den zur Einweihung neuer Orgeln gehaltenen Orgelpredigten, die sich seit etwa 1600 zu einer eigenständigen homiletischen Untergattung entwickelten. Der musiktheologische Diskurs, der sich hier mit der Zeit ausbildete, erreichte nicht nur die Kirchgänger. In gedruckter Form verbreiteten sich die Predigten auch über größere räumliche und zeitliche Distanzen hinweg und trugen zur Formierung einer barocken Musikanschauung bei.
Das Korpus heute noch ermittelbarer Orgelpredigtdrucke des 17. und 18. Jahrhunderts steht im Zentrum eines DFG-Projekts am Institut für Musikwissenschaft der Universität Regensburg. Unter der Leitung von Prof. Dr. Katelijne Schiltz werden die fast ausnahmslos von protestantischen Pfarrern verfassten Texte erschlossen und in einer wissenschaftlich fundierten Volltextedition zugänglich gemacht. Das hierzu entwickelte Online-Portal bietet vielfältige Möglichkeiten der Kommentierung und inhaltlichen Vernetzung.
Die geplante Tagung fällt in die Schlussphase des Projekts und verfolgt das Ziel, die inzwischen vorliegenden Arbeitsergebnisse in einem interdisziplinären Kreis aus Musikwissenschaftlern, Theologen und Historikern zu präsentieren und die sich daraus ergebenden Probleme und Perspektiven zu diskutieren. Neben theologisch, musiktheoretisch oder kulturhistorisch ausgerichteten Textanalysen werden Beiträge stehen, die anhand verschiedener, regional und chronologisch breit gestreuter Fallstudien repräsentative Etappen der Orgelpredigt in ihrem spezifischen Kontext beleuchten. Ein besonderes Anliegen ist es schließlich, die Orgelpredigt auch als ein gesamteuropäisches Phänomen zu sehen.
Im Rahmen der Tagung werden zwei Konzerte stattfinden. In der Minoritenkirche wird deutsche Orgelmusik des 17. Jahrhunderts erklingen; in St. Andreas gelangen zwei Orgelweihkantaten des 18. Jahrhunderts zur Wiederaufführung.
15:00–17:00 Uhr | Begrüßung und Einführung in die Thematik |
15:00–15:30 | Katelijne Schiltz (Universität Regensburg), Stefan Baier (HfKM), Michael Fricke (Universität Regensburg, Dekan der Fakultät für Philosophie, Kunst-, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften), Begrüßung |
15:30–16:00 | Lucinde Braun (Universität Regensburg), Einführung in das Thema |
16:00–16:30 | Fabian Weber (Universität Regensburg), Präsentation des Forschungsportals |
16:30–17:00 | Katelijne Schiltz (Universität Regensburg), Die Orgelpredigt als Spiegel musiktheoretischer Topoi |
17:00-17:30 | Orgelführung in der HfKM mit Stefan Baier |
18:00 | Gemeinsames Abendessen der ReferentInnen |
20:00 | Konzert mit Prof. Stefan Baier in der Minoritenkirche: Deutsche Orgelmusik des 17. Jahrhunderts (Johann Pachelbel, Johann Ulrich Steigleder, Heinrich Scheidemann u.a.) in Zusammenarbeit mit den Museen der Stadt Regensburg |
9:00–12:30 Uhr | Musiktheoretische und theologische Aspekte Moderation: Lucinde Braun |
9:00–9:45 | Sven Rune Havsteen (Universität Kopenhagen), Seventeenth-Century Lutheran Musico-Theology. Perspectives on Christopher Frick’s (1577–1640) Music-Büchlein: Themes, Imagery, Agendas, Contexts |
9:45–10:30 | Raymond Dittrich (Bischöfliche Zentralbibliothek Regensburg), Allegorische Orgeldeutungen in der Literatur des deutschen Barock – unter besonderer Berücksichtigung von Orgelweihepredigten |
10:30–11:00 | Kaffeepause |
11:00–11:45 | Martin Arneth (Ludwig-Maximilians-Universität München), Alles, was Odem hat ...Psalmenexegese in Orgelpredigten |
11:45–12:30 | Frank Kurzmann (Universität Hamburg), Betend ans Rauchfass greifen, musizierend den Höchsten preisen. Lutherische (Orgel-)Weihpredigten im 16. und 17. Jahrhundert und die Hochschätzung des Mediums der geistlichen Musik |
12:30–14:30 | Mittagessen |
14:30–18:00 Uhr | Die Orgelpredigt als (musik)geschichtliche Quelle Moderation: Katelijne Schiltz |
14:30–15:15 | Philip Hahn (Eberhard Karls Universität Tübingen), Ein Klassiker im Kontext: Conrad Dieterichs Orgelpredigt vor dem Hintergrund der Kirchenmusikpraxis in Ulm seit der Reformation |
15:15–16:00 | Joachim Kremer (Staatliche Hochschule für Musik und darstellende Kunst Stuttgart), Zwischen Musik, Predigt und theologischer Botschaft: Musik bei der Otterndorfer Orgelweihe (1662) im überregionalen Vergleich |
16:00–16:30 | Kaffeepause |
16:30–17:15 | Franz Körndle (Universität Augsburg), Klagweiber und Todtenpfeiffer. Conrad Feuerlein und die Nürnberger Orgeltradition im Jahr 1696 |
17:15–18:00 | Piotr Kociumbas (Universität Warschau), Danzig als Zentrum der Orgelpredigt im Preußen königlich-polnischen Anteils |
18:00–19:00 | Imbiss für die Teilnehmer |
19:00 | Konzerteinführung in der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik, Raum 1.03 |
20:00 | Konzert in St. Andreas: Barockorchester der Universität Regensburg (RUBIO), Neuer Kammerchor der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik, Elisabeth Wimmer (Sopran), Martina Kaňková (Alt), Philipp Kranjc (Bass), Markus Rupprecht (Orgel). Leitung: Arn Goerke |
9:00–12:30 Uhr | Die Orgelpredigt im europäischen Raum Moderation: Katelijne Schiltz |
9:00–9:45 | Sarah Davies (USA), "The Compleatest and Perfectest Thing of its Kind" – The Organ, Organ Sermon and Organ Tract in Great Britain and America in the 17th and 18th Centuries |
9:45–10:30 | Mattias Lundberg (Universität Uppsala), Three Organ Sermons from 18th-Century Sweden: The Cases of the Cahman Organ in Linköping Cathedral 1733, the Wistenius Organ in Tryserum 1746, and the Schwan Organ in the German Church of St Gertrude, Stockholm, 1780 |
10:30–11:00 | Kaffeepause |
11:00–11:45 | Jaap Jan Steensma (Utrecht), Nicolaas Schinsel’s Inweydings Predikatie (Breukelen, 28 May 1787) in its Cultural Context |
11:45–12:30 | Jean-Marc Leblanc (Universität Tours), Vom Vorrang des Wortes in französischen Orgelpredigten des 19. Jahrhunderts |
12:30 | Abschlussdiskussion |
Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik
Andreasstraße 9
93059 Regensburg
Minoritenkirche
Dachauplatz 2–4
93047 Regensburg
Prof. Dr. Katelijne Schiltz
Universität Regensburg
Institut für Musikwissenschaft
Universitätsstraße 31
93053 Regensburg
E-Mail
Die Teilnahme ist kostenlos, es wird jedoch um Anmeldung bis zum 10. Mai 2019 gebeten (Mail an orgelpredigt@ur.de).
Diese Veranstaltung wird durch die Unterstützung folgender Institutionen ermöglicht:
Orgelpredigten in Europa (1600–1800)
Anmeldung (bis 10.5.2019)