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Ökologischer Fußabdruck der Metropole

Der französische König Johann II. erließ 1351 unter dem Eindruck der großen Pest eine erste große Ordonnance zu Sauberkeit und Hygiene in Paris, die ausführlichste Regelungen zum Umgang mit Abwässern, Entsorgung von Unrat, Halten von Tieren, landwirtschaftlichen und umweltschädlichen Tätigkeiten sowie zu deren Kontrolle und Sanktionierung enthielt (Oberste 2018: 174). Auch die Dissertationsprojekte zu Versorgungssicherheit und ökonomischen Risiken im antiken Rom und im spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Regensburg (Projekte Nr. 11, 12) berühren die negativen Folgen – oder im Sinne der neueren Umweltgeschichte den „ökologischen Fußabdruck“ (Hoffmann 2008; Sonnlechner 2010) – des vormodernen Metropolisierungsprozesses. Diese Beobachtungen korrelieren mit jüngeren archäologischen Untersuchungen zur prähistorischen und antiken Landwirtschaft Griechenlands. Demnach gab es in den vergangenen 8000 Jahren mehrfach Phasen von Entwaldung und katastrophaler Bodenerosion, die von der Forschung mit den Folgen der Urbanisierung und den städtischen Konsumbedürfnissen in Zusammenhang gebracht werden (Van Andel u.a. 1990). Bereits die Chicagoer Schule der Humanökologie hat Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen gebauter städtischer Umwelt und sozialem Verhalten und zu den sozialen Folgen städtischen Ressourcenverbrauchs und Umweltverschmutzung vorgelegt, die heute in der Umweltpsychologie und in den modernen Metropolitan Studies wieder aufgenommen werden (Häußermann/Siebel 2013). 

Erst in jüngerer Zeit hat die Umweltgeschichte auch die ökologischen Folgen der vormodernen Urbanisierung beachtet (vgl. Schliephake 2020). Im Juni 2020 diskutierten die Mitglieder des GRK mit W. Scheidel, Stanford, über dessen Thesen zu den ökologischen Bedingungen des Niedergangs Roms in der Spätantike und dessen Langzeitfolgen in Europa (Scheidel 2019). Auch die neuere Urbanisierungsforschung hat in jüngerer Zeit die umwelthistorische Perspektive für Langzeituntersuchungen entdeckt (Schott 2014). Für das Paradigma der Metropolität ist hier interessant, dass Städte zugleich als Zentren des Konsums und des Energieverbrauchs mit ökologischen Problemen und als Zentren „innovativer Problemlösungskompetenz“ mit einer Vorreiterrolle in Fragen der Technologien, der Infrastruktur oder des Gesundheitswesens in Verbindung gebracht werden (Schott 2014: 12-22).

An der Christian-Albrechts-Universität Kiel existiert seit 2019 der Exzellenzcluster „Roots. Connectivity of Society, Environment and Culture in Past Worlds“, der mit einem Schwerpunkt im Altertum die Verflechtungen zwischen Gesellschaft, Umwelt und Kultur erforscht und in seinem Subcluster „Urban Roots“ die besondere Rolle der Städte in diesem Beziehungsgeflecht thematisiert. Der Sprecher des GRK, J. Oberste, ist seit 2020 im Advisory Board von Roots, eine enge Zusammenarbeit insbesondere mit „Urban Roots“ ist für die zweite Antragsphase geplant.


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Metropolität in der Vormoderne

DFG-GRK 2337

Sprecher

Prof. Dr. Jörg Oberste

St-grk 2337
Wissenschaftl. Koordination

Dr. Arabella Cortese

Kontakt und Homepage

Arabella.Cortese@ur.de

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