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Sprach-, Sprech-, Redefluss-, Stimmstörungen im Kindesalter

Neben pädagogischen Kompetenzen empfiehlt es sich für Lehrkräfte auch über diagnostische Kompetenzen zu verfügen:

Im Bereich der Mündlichkeit gibt es eine Vielzahl an Störungsbilder. Eine weltweit anerkannte Auflistung der Störungsbilder finden Sie in der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10).

Eine Auflistung der wichtigsten Störungsbilder inklusive kurzer Erklärung und wichtigen Links finden Sie untenstehend.

Für diese sollten Sie sensibel sein und als kompetente Lehrkraft Schüler:innen und Eltern mit Hilfen und Rat zur Seite stehen können.

Sollte der Verdacht auf eines der Störungsbilder bestehen, sollte der Rat einer weiteren medizinischen (Phoniatrie und Pädaudiologie) und therapeutischen (Logopädie, Atem-, Sprech- und Stimmtherapie) Fachkraft Aufklärung geben können. 


Sprachentwicklungsstörungen

Sprachentwicklungsstörungen

Sprachentwicklungsstörungen (SES) betreffen Sprachverständnis und Sprachproduktion auf den Ebenen Wortschatz, Morphosyntax sowie die Laut-, Wort- und Satzbildung. Bei einer SES können oft mehrere Bereiche gleichzeitig betroffen sein. Dies führt wiederum zu Beeinträchtigungen der Kommunikation. 

Ist beispielsweise die Lautebene betroffen, so ersetzen Kinder einen Laut durch einen anderen: /l/ durch /j/, Jeiter anstatt Leiter. Dies kann natürlich auch andere Laute betreffen oder deren Aussprache undeutlich, verwaschen sein oder gar falsch gebildet werden (z.B. Lispeln).

Auf grammatischer Ebene sind häufig Fehler im Satzbau und bei der Wortbildung zu beobachten. Ebenso ist auffällig, dass die Verwendung falscher Artikel oder grammatischer Fälle nicht gelingt.

Eine Sprachentwicklungsstörung (SES) tritt zu Beginn oder während der Entwicklung eines Kindes auf. Ursachen können beispielsweise eine Hörstörung, Behinderungen oder auch langanhaltende Mittelohrentzündungen zum Zeitpunkt der "sprachsensiblen Phase" (2. und 3. Lebensjahr) sein. 

Weiterführende Informationen finden Sie hier:

https://www.dbl-ev.de/logopaedie/stoerungen-bei-kindern/stoerungsbereiche/sprache/sprachentwicklungsstoerungen/

https://www.zel-heidelberg.de/upload/Eltern/Broschueren/Elternbroschuere_Sprachentwicklungsstoerung_ZEL_Buschmann.pdf


Auditive Verarbeitungsstörung

Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung

Was ist eine auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung?

Eine auditive Verarbeitungs- und/oder Wahrnehmungsstörung (AVWS) liegt vor, wenn zentrale Prozesse des Hörens gestört sind (Nickisch et al., 2007). Kinder, die davon betroffen sind, haben Schwierigkeiten bei der Lautunterscheidung und dem Erkennen und Verstehen akustischer Signale sowie bei der zeitlichen Analyse und der Schalllokalisation und -lateralisation auditiver Reize (Brunner, 2007). Eine auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung ist somit eine Informationsverarbeitungsstörung, die vor allem einen großen Einfluss auf die sprachlichen und schriftsprachlichen Leistungen der Kinder hat.

Mögliche Ursachen können sein:

  • medizinische Faktoren (lang anhaltende Mittelohrentzündungen im Kindesalter, frühkindliche Hirnschädigungen oder Hirnreifungsverzögerungen) 
  • Umwelteinflüsse: Beispielsweise zu wenig kommunikative Beschäftigung mit dem Kind oder ein Überangebot an auditiven Sprachreizen (hoher Fernsehkonsum)

Letztlich sind die Ursachen nicht klar belegt.

Weiterführende Informationen und Leitlinien für Eltern und Lehrkräfte sind unter folgenden Link abrufbar:

https://www.dbl-ev.de/logopaedie/stoerungen-bei-kindern/stoerungsbereiche/komplexe-stoerungen/auditive-verarbeitungs-und-wahrnehmungsstoerung


Redeflussstörungen

Redeflussstörungen


Eine Redeflussstörung liegt vor, wenn das Sprechen durch Blockierungen und/oder Wiederholungen von Lauten und Silben gehemmt oder unterbrochen ist. Es kann daher in zwei verschiedene Störungsbilder eingeteilt werden:

                        Stottern                             Poltern
unfreiwillige Wiederholungen von Lauten und Silben ("Babababall") sowie Dehnungen ("Fffffffisch") oder Blockierungen von Lauten.                                                                        

phasenweise erhöhte Sprech-geschwindigkeit mit Auslassungen und Verschmelzungen von Lauten, Silben oder Wörtern. Auch Satzabbrüche oder Umformulierungen treten auf

Einen Videomitschnitt aus der Sendung mit der Maus zum Thema Stottern in der Schule finden Sie hier:

https://www.youtube.com/watch?v=c4HDMCBErNM&t=2s

Weiterführende Informationen und Leitlinien für Lehrkräfte sind unter folgenden Links einsehbar:

https://www.stottern-und-schule.de/lehrkraefte/

https://www.dbl-ev.de/kinder-und-jugendliche/redeflussstoerungen


Stimmstörungen

Wie erkennt man eine Stimmstörung?

Eine Stimmstörungen kann vorliegen, wenn

  • sich über längere Zeit eine Stimmklangveränderung, beispielsweise Heiserkeit, zeigt,
  • das Sprechen anstrengend ist und die Stimme dabei rasch ermüdet und/oder wenig belastbar ist,
  • die Sprechstimmlage unangenehm hoch oder tief ist oder die Tonhöhe beim Sprechen oder Singen nicht gesteuert werden kann,
  • Probleme beim lauten oder leisen Sprechen auftreten,
  • Schmerzen oder Missempfindungen wie Druck-, Brenn- oder Kratzgefühle bestehen und/oder man sich sehr häufig räuspern muss,
  • die Stimme kurz- oder längerfristig ausfällt.

Bestehen Beschwerden dabei länger als drei Wochen, sollte der Rat eines Arztes (HNO, Phoniater oder Pädaudiologe) hinzugezogen werden, um gegebenenfalls eine Stimmtherapie zu verordnen.

Funktionell bedingte (nicht-organische) Stimmstörungen

Funktionell bedingte Stimmstörungen sind Stimmklangveränderungen wie beispielsweise Heiserkeit und eine eingeschränkte stimmliche Leistungsfähigkeit, bei denen keine erkennbaren organischen Veränderungen vorliegen.

Gründe für die Stimmklangveränderung ist ein Ungleichgewicht des Zusammenspiels der Kehlkopfstrukturen. Dies kann zu viel oder zu wenig Muskelspannung sein, sodass die Stimme dabei sehr schnell ermüdet.

Funktionelle Stimmstörungen können

  • durch Gewohnheiten erworben werden,
  • konstitutionelle oder anlagebedingte Ursachen haben,
  • durch stimmliche Überlastung entstehen
  • psychische Ursachen haben.

Am häufigsten betroffen von dieser Stimmstörung ist die Gruppe der Berufssprecher:innen (Lehrer:innen, Erzieher:innen, Schauspieler:innen,…).

Organisch bedingte Stimmstörungen

Organisch bedingte Stimmstörungen sind Stimmklangveränderungen (z.B. Heiserkeit) und eine eingeschränkte stimmliche Leistungsfähigkeit, denen eine Veränderung der Gewebestruktur im Kehlkopf-  oder Stimmlippenbereich zugrunde liegt.

Die Ursachen sind vielfältig:

  • Kehlkopfentzündung
  • Stimmlippenzysten, -polypen, -ödeme, -papillome
  • sekundäre Veränderungen der Gewebestruktur wie z.B. Stimmlippenknötchen
  • Verletzungen, Unfälle, äußere Gewalteinwirkung
  • Stimmlippenlähmungen (durch z.B.. Nervenverletzungen bei Operationen, durch einen Schlaganfall oder durch eine neurologische Erkrankung
  • Refluxkrankheit oder andere chronische Reizungen der Schleimhaut des Kehlkopfes
  • Kehlkopfkarzinome und -tumore

Weiterführende Informationen finden Sie unter folgenden Link:

https://www.dbl-ev.de/logopaedie/stoerungen-bei-kindern/stoerungsbereiche/stimme/funktionelle-stimmstoerungen 
https://www.dbl-ev.de/logopaedie/stoerungen-bei-kindern/stoerungsbereiche/stimme/organisch-bedingte-stimmstoerungen


Mutismus

Zu den Störungen sozialer Funktionen mit Beginn in der Kindheit und Jugend gehört der Mutismus.

Mutismus

Was ist Mutismus bei Kindern?

Selektiver Mutismus bedeutet, dass Kinder unter bestimmten Bedingungen nicht sprechen können, in anderen Situationen aber altersgerecht kommunizieren.

Ursachen für dieses Störungsbild können unter Anderem

  • Bindungsunsicherheiten,
  • Bilinguilität,
  • Sprachentwicklungsstörung,
  • familiärer Stress oder andere Belastungssituationen 
  • introvertiertes Temperament
  • familiäre Vorbilder

sein.

Das Schweigen (Mutismus) tritt ein als Ausdruck kindlicher Überforderung.

Schüchternheit vs. Mutismus

Im Gegensatz zum Mutismus suchen schüchterne Kinder aktiv nach Wegen, um in einer fremden Umgebung nach und nach Vertrauen zu fassen und sich zu öffnen.

Autistische Kinder hingegen erstarren in ihrem körperlichen Ausdrucksverhalten und vermeiden jegliche Art der Körpergeräusche (auch Husten).

Weiterführende Informationen und Leitlinien für Pädagog:innen sind unter folgenden Links einsehbar:

https://www.dbl-ev.de/logopaedie/stoerungen-bei-kindern/stoerungsbereiche/komplexe-stoerungen/mutismus/

https://www.mutismus.de/mutismus/leitlinien-fuer-paedagogen



Communication and Voice Center for Teachers

   

Stimme, Sprechen und Kommunikation im Lehrberuf

Kontakt: covoc.t@ur.de

   


Communication and Voice Center for Teachers

Sedanstraße  1 

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93055 Regensburg