Sabine Koller wurde im August 2013 im Leuchtturm-Verfahrens auf die Professur für Slavisch-Jüdische Studien berufen. Schwerpunktmäßig widmet sie sich der für die Juden im östlichen Europa entscheidenden kulturellen Revolution des 19. und 20. Jahrhunderts. Die Forschung steht an der Schnittstelle von slavischer Kultur- und Literaturwissenschaft, Jiddistik, Jüdischen Studien und Bildwissenschaft, um den interkulturellen, intertextuellen und intermedialen Austauschprozessen zwischen Jüdischem und Slavischem gerecht zu werden. Dieser für die slavische und jüdische Kultur wichtige Bereich wird auch in der Lehre schwertpunktmäßig vertreten, um den Studierenden diese faszinierende Seite jüdischen Lebens Mittel- und Osteuropa nahe zu bringen.
Sabine Koller arbeitet derzeit zum jiddischen Dichter David Hofstein im literarischen und kulturpolitischen Kontext seiner Zeit. Parallel ist eine Studie zum Pogrom- und Hungerjahr 1919/1920 in der russischen und jiddischen Literatur in Vorbereitung.
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Sabine Koller was appointed to the newly created position as Professor of Slavic-Jewish Studies in August 2013 ("Leuchtturm-Verfahren"). Her focus is the cultural renaissance of the Jews in Eastern Europe in the 19th and 20th centuries. Her interdisciplinary research combines Slavic Literary and Cultural Studies, Jewish and Yiddish Studies, and Visual Culture/Visual Cultural Studies in order to incorporate the intercultural, intertextual, and intermedial exchange processes between Yiddish and Slavic. This important area of Slavic and Yiddish culture is also a focal point in the teaching curriculum with the aim of introducing students to this fascinating side of Jewish life in Central and Eastern Europe.
Prof. Koller is currently working on a book about the Soviet-Yiddish poet David Hofstein and the literary and cultural policies of that period. She is also preparing a study on the pogrom and famine years of 1919/1920 as depicted in Russian and Yiddish lliterature.
Meine Sprechstunde findet nach Vereinbarung statt. Bitte fragen Sie einen Termin per Mail an sabine.koller@ur.de an.
David Bergelson – „Die Welt möge Zeuge sein“
Zeit: 19Uhr Do. 16.05
Verstaltungsort: Jüdisches Museum Frankfurt, Bertha-Pappenheim-Platz 1, 60311 Frankfurt am Main
David Bergelson, 1884 in der heutigen Ukraine geboren, prägte über vier Jahrzehnte die moderne jiddische Literatur. Ob in Kiew, Berlin, New York oder Moskau. Mit dem Zweiten Weltkrieg und der Schoa erreichte sein Schreiben eine neue, existenzielle Dimension. Bergelson überlebte, wurde aber 1952 in der „Nacht der ermordeten Dichter“ zusammen mit vier weiteren sowjetisch-jüdischen Autoren hingerichtet. Der Band „David Bergelson. Die Welt möge Zeuge sein“ versammelt erstmalig ausgewählte Prosa des Dichters und einen Dramenausschnitt. Durch den Abend führen die Herausgeberinnen Sabine Koller und Alexandra Polyan; der Historiker Gerd Koenen gibt eine Einführung.
Für weitere Informationen zur Veranstaltung und zur Anmeldung klicken Sie hier
David Bergelson - "Die Welt möge Zeuge sein" hat Rezensionen von folgenden Institutionen erhalten: Forward, Frankfurter Rundschau, Jüdische Allgemeine, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Wir freuen uns, dass das im Rahmen des DFG-Projekts „ Leyb Kvítko oder Lev Kvitkó? Ein jiddischer (Kinderbuch-)Autor zwischen jüdischer und sozialistischer Revolution“ erschienene Kinderbuch Tollpatsch Lemmel mit der Kinderlyrikempfehlung 2024 von u.a. der Internationalen Kinderbibliothek, dem Haus der Poesie und der Akademie für deutsche Sprache ausgezeichnet wurde!
Gedichte für Kinder mit Illustrationen von Inbal Leitner.
Aus dem Jiddischen übertragen von Peter Comans.
Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Caroline Emig und Sabine Koller,
Erschienen im Oktober 2023 im Ariella Verlag Berlin
Herzliche Einladung zur Buchpräsentation in jiddischer und deutscher Sprache am Dienstag, den 12.12.2023, 18.30 Uhr in der Jüdischen Gemeinde Regensburg
Zu Gast sein werden der Übersetzer Peter Comans und die Verlegerin Myriam Halberstam.
Das Buchprojekt zum Tollpatsch Lemmel hat seinen Ursprung im DFG Projekt „Leyb Kvítko oder Lev Kvitkó? Ein jiddischer (Kinderbuch-)Autor zwischen jüdischer und sozialistischer Revolution". Weitere Informationen finden Sie hier
Herzliche Einladung zur Buchpräsentation in jiddischer und deutscher Sprache am Dienstag, den 12.12.2023, 18.30 Uhr in der Jüdischen Gemeinde Regensburg!
Das Buchprojekt zum Tollpatsch Lemmel hat seinen Ursprung im DFG Projekt „Leyb Kvítko oder Lev Kvitkó? Ein jiddischer (Kinderbuch-)Autor zwischen jüdischer und sozialistischer Revolution". Weitere Informationen finden Sie hier
Herausgegeben von Sabine Koller und Alexandra Polyan
Erschienen im Jüdischen Verlag Suhrkamp Verlag
Dovid Bergelson, 1884 in Ochrimowo in der heutigen Ukraine geboren, prägte über vier Jahrzehnte die moderne jiddische Literatur. Ob in Kiew, Berlin, New York oder Moskau – Bergelsons literarische Stimme wurde gehört. Er gilt als Erneuerer der jiddischen Prosa zwischen Moderne und Sozialistischem Realismus, bis mit dem Zweiten Weltkrieg und der versuchten Judenvernichtung Bergelsons Schreiben schließlich eine neue, existenzielle Dimension erreichte. Am 12. August 1952 wurde Dovid Bergelson in der sogenannten »Nacht der ermordeten Dichter« in Moskau hingerichtet.
Der vorliegende Band versammelt erstmalig ausgewählte Prosa sowie einen Dramenausschnitt aus Dovid Bergelsons umfänglichem Schaffen. Ergänzt sind die Texte um einen Anmerkungsapparat, ein Glossar und ein ausführliches Nachwort zum Leben und Werk Dovid Bergelsons.
Link zur Verlagsseite finden Sie hier
Die FAZ-Rezension zum Download als PDF finden Sie hier
Herausgegeben von Efrat Gal-Ed, Natasha Gordinsky, Sabine Koller und Yfaat Weiss
From the second half of the nineteenth century through to World War II, Eastern Europe, especially the territories that formerly made up the Pale of Settlement in the Tsarist Empire, witnessed a Jewish cultural blossoming that went hand-in-hand with a multifaceted literary productivity in the Hebrew and Yiddish languages. Accompanied and sometimes directly affected by the dramatic political ruptures of the era, many authors experimented with various modernist poetics in the context of a culturally and literarily closely interwoven milieu. This rich illustrated catalogue presents for the first time some of the key figures of the era, including in each case a portrait of the author and a close reading of selected texts, including Yosef Ḥayim Brenner, Leah Goldberg, Moyshe Kulbak, and Deborah Vogel. Of particular interest here is the productive entanglement of cultures and literatures, of cultural contact and transfer, and the significance of space and place for the development of modern Jewish literatures.
Mit Beiträgen von
Frieder von Ammon (Leipzig) • Sivan Beskin (Tel Aviv) • Naomi Brenner (Columbus, Oh.) • Efrat Gal-Ed (Düsseldorf) • Natasha Gordinsky (Haifa) • Matan Hermoni (Be'er Sheva) • Roni Henig (New York) • Sabine Koller (Regensburg) • Enrico Lucca (Leipzig) • Anastasiya V. Lyubas (Toronto) • Anna Maja Misiak (Bern) • Svetlana Natkovich (Jerusalem) • Werner Nell (Kingston, Ont.) • Lilah Nethanel (Ramat Gan) • Dekel Shay Schory (Be'er Sheva) • Rafael Tsirkin-Sadan (Ra’anana) • Daria Vakhrushova (Düsseldorf) • Gil Weissblei (Jerusalem) • Annette Wolf (Berlin) • Tetyana Yakovleva (San Diego, Calif.)
erschienen als Open-Access-Publikation und in Buchform
278 Seiten, mit 56 s/w u. 25 farb. Abb.,
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1. Auflage 2023, 2022
Kostenfrei im Open Access
ISBN: 978-3-666-30611-2 (digital)
Druckversion
ISBN: 978-3-525-30611-6 (print)
Link zur Verlagsseite finden Sie hier
Weiterführende Informationen finden Sie hier
Jüdische Gemeinde, Am Brixener Hof 2, 93047 Regensburg
Am 12. August 1952 wurden unter Stalin in der so genannten »Nacht der ermordeten Dichter« – neben anderen führenden Intellektuellen – fünf der bedeutendsten sowjetisch jiddischen Autoren hingerichtet: Dovid Bergelson (geb. 1884), Dovid Hofstein (geb. 1889), Perets Markish (geb. 1895), Lejb Kvitko (geb. um 1890/1893) und Itsik Fefer (geb. 1900). Sie alle trugen in Lyrik und Prosa wesentlich zur Blüte der jiddischen Kultur und Literatur im östlichen Europa bei, die als »jüdische Kulturrenaissance« in die Geschichte einging. Ihre Wirkung zeigte sich in der gesamten jiddischsprachigen Welt, von Kiew bis Buenos Aires, von Moskau bis Berlin, Paris oder New York und damit weit über die Grenzen des Russischen Reiches und die spätere Sowjetunion hinaus.
Die jiddisch-deutsche Lesung nimmt das Publikum mit auf den bewegten Lebensweg der sowjetisch jiddischen Literatur. Durch vier Jahrzehnte hindurch, im Spannungsfeld von politisch-ideologischen Zwängen, historischen Katastrophen und künstlerische Freiheiten, werden Texte und die nur allzu verständlichen Hoffnungen von Menschen vorgestellt, die sich mit all ihrer Begabung, all ihrer Leidenschaft für eine jüdische kulturelle Autonomie einsetzten. Zu Gehör gebracht werden Gedichte und Prosaausschnitte der Lyriker Dovid Hofstein, Peretz Markisch, Lejb Kvitko und Itzik Fefer sowie des Prosaautors Dovid Bergelson, manche davon zum ersten Mal in deutscher Übersetzung. Die gelesenen Texte werden ergänzt um authentische Foto-, Audio- und Videomaterialien.
Plakat zum Download als PDF finden Sie hier
Weitere Informationen finden Sie hier
Es ergeht herzliche Einladung zum Vortrag von Anna Hájková (University of Warwick) zum Thema: Zwischen Liebe und Zwang. Nachdenken über eine Biografie aus der queeren Holocaustgeschichte.
Das Plakat als PDF finden Sie zum Download hier
2.2.23, 18 Uhr c.t., Landshuter Straße 4, 93047 Regensburg, Raum 319 (3. Stock)
Lesung mit Olga Shparaga
"Die Revolution hat ein weibliches Gesicht"
Die Teilnahme ist auch per Zoom möglich unter:
https://lmu-munich.zoom.us/j/99897049917?pwd=Yzd0NklJMnR2OUZoWFdVb2IwRTZwQT09
Meeting-ID: 998 9704 9917
Kenncode: 302314
9.2.23, 14 Uhr c.t., Landshuter Straße 4, 93047 Regensburg, Raum 319 (3. Stock)
ACHTUNG: VORTRAG ENTFÄLLT !!!
Natasha Gordinsky
"Heteroglossia in the Pale of Settlement : Uri Nissan Gnessin's Creation of Hebrew Prosaics."
Weitere Informationen finden Sie hier
16.1.23, 14 c. t., W 115
Prof. Dr. Dr. Tanja Zimmermann
"Der Wettkampf der Medien im Ersten Weltkrieg: Aus der Vorgeschichte des Königreichs Jugoslawien"
19.-21.1.23, IOS / Flossenbürg / Universität Regensburg
International and Interdisciplinary Workshop
"Unfree Spaces in the Modern World: Resistant Responses—Empowering Acts"
Regensburg & Flossenbürg Concentration Camp Memorial and Museum
Weitere Informationen finden Sie hier
Am Sonntag, 14.08.2022, organisieren das Jüdische Museum Berlin (Akademie) und die Sommeruniversität für jiddische Sprache und Literatur ein Tagessymposium, das die Tätigkeit des Jüdischen Antifaschistischen Komitees und das tragische Ende ihrer Mitglieder beleuchtet. Im Rahmen des zweiten Panels stellen Sabine Koller und Alexandra Polyan (beide Universität Regensburg) sowie Jakob Stürmann (Dubnow Institut) aus dem von der Leibniz-Gemeinschaft geförderten Verbundprojekt „Das kurze Leben der sowjetisch jiddischen Literatur - Dubnow-Institut“ (Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur - Simon Dubnow, Universität Regensburg Slavisch-Jüdische Studien - Universität Regensburg (uni-regensburg.de), Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin - ZfL Berlin (zfl-berlin.org) Ausschnitte aus ihrer Arbeit vorstellen.
Nach den Vorträgen wird ein Literaturabend in jiddischer und deutscher Sprache stattfinden.
Weitere Informationen finden Sie auf der Seite des Symposiums: hier www.jmberlin.de/symposium-nacht-der-ermordeten-dichter
zum Thema: "What is on Trial Here is the Yiddish Language": The Making and Unmaking of Soviet Yiddish Literature
27.-29. Juni 2022
Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.dubnow.de/en/event/what-is-on-trial-here-is-the-yiddish-language-the-making-and-unmaking-of-soviet-yiddish-literature
Annual Conference at the Leibniz Institute for Jewish History Simon-Dubnow, Leipzig
on the topic: "What is on Trial Here is the Yiddish Language": The Making and Unmaking of Soviet Yiddish Literature
27th to 29th June 2022
Please find further information on: https://www.dubnow.de/en/event/what-is-on-trial-here-is-the-yiddish-language-the-making-and-unmaking-of-soviet-yiddish-literature
Lesung von Prof. Sabine Koller, Dr. Alexandra Polyan und Caroline Emig:
"Zug des Lebens - Die jiddische Literatur in der Sowjetunion". Eine jiddisch-deutsche Lesung
Dienstag, 28.06.2022 - 19.30Uhr - Literaturhaus Leipzig
Link zum Literaturhaus finden Sie hier
Das Programm zum Download als PDF finden Sie hier
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Studierende,
wir freuen uns sehr, Ihnen und Euch mitteilen zu dürfen, dass am Dienstag, den 17. Mai 2022 von 18 bis 19.30 Uhr die Lyrikerin, Essayistin und Journalistin Maria Stepanova gemeinsam mit ihrer Übersetzerin Olga Radetzkaja aus ihrem Roman памяти памяти / dt. Nach dem Gedächtnis und ihren Gedichten lesen wird.
Ort der Veranstaltung: Jüdisches Gemeindezentrum, Am Brixener Hof 2, Regensburg
Die Lesung findet in russischer und deutscher Sprache statt. Anschließend besteht Gelegenheit zum Gespräch.
Für den Roman erhielt Frau Stepoanova 2018, eine der der markantesten Figuren der russischsprachigen Gegenwartsliteratur, den renommierten russischen Buchpreis Большчая книга (Das große Buch). Die mehrfach prämierte Übersetzerin Olga Radetzkaja wird auf Einzelheiten ihrer Übersetzung eingehen.
Die Veranstaltung hat angesichts der aktuellen Situation eine für uns wichtige symbolische Bedeutung: Frau Stepanova engagiert sich seit vielen Jahren für das freie Wort in Russland. Sie hat eine internationale Erklärung von Schriftstellerinnen und Schriftstellern gegen den Krieg mitinitiiert und unterzeichnet.
Wir freuen uns, Sie/Euch zu diesem Anlass begrüßen zu dürfen!
Sabine Koller und Kristina Senft
Liebe Studierende,
es ergeht herzliche Einladung zu folgender einmaliger Veranstaltung im SoSe 2022:
Eine genaue Kursbeschreibung finden Sie HIER
Eine von insgesamt zwanzig mit 10.000 € dotierten Gastdozenturen des Deutschen Übersetzerfonds (DÜF) konnte im Programm Neustart.Kultur der Bundesregierung für das WS 2021/22 mit der Dozentur von Katharina W. Boll eingeworben werden. Die Übersetzerin aus dem Französischen hat mit großem Zuspruch gemeinsam mit der Übersetzerin Ursula Keller die Abschlusspräsentation mit Studierenden am 3. Mai 2022 in der UB gestaltet.
Die Veranstaltung geht zurück auf die gemeinsame Initiative mit Prof. Dr. Isabella von Treskow (Institut für Romanistik / Lehrstuhl Französische und italienische Literaturwissenschaft).
Thema: Dostoevskij übersetzen
Zeit: 14-tägig mittwochs von 14-18Uhr, S 1.19
Beschreibung zum Download als PDF
Liebe Interessenten,
aufgrund der neuen Bestimmungen ist der Besuch der Ringvorlesung in der Jüdischen Gemeinde gemäß der 2G-Regel weiterhin möglich. Sie benötigen neben dem Impf-/Genesen-Nachweis eine FFP2-Maske, die auch am Platz zu tragen ist.
Aufgrund der Beschränkungen können nur noch 40 Zuhörer teilnehmen. Melden Sie sich bitte unter ringvorlesung.1700jahre@ur.de an!
Vortrag von Efrat Gal-Ed zum Thema "Literaturland Jiddisch" in Kooperation mit der Graudiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien
Sie sind herzlich eingeladen!
Die Vortragsbeschreibung sowie den Zoom-Link finden sie hier.
Hanan-Michael Bordin: English-Yiddish Dictionary of Place-Names
Second Edition (284 pp.)
Jerusalem 2020
Khanan-Mikhael Bordin: English-Yidish Verterbukh fun toponimen
Tsveyter aroyskum (284 zaytlekh)
Yerushelaim 2020
Der Ausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft hat im Rahmen der Sachmittelprojekte ein dreijähriges Projekt zur Förderung ausgewählt, das die jiddische Kinderliteratur zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Russischen Reich und der jungen Sowjetunion zwischen jüdischer Kulturrenaissance und sozialistischer Revolution untersucht.
Das in Regensburg an der Professur für Slavisch-Jüdische Studien angesiedelte Forschungsprojekt rückt den bisher kaum erforschten Leyb Kvitko (1890/1893-1952) aus dem Kreis der Autoren der Kultur-Lige, die wie Kvitko Zeugen der großen Umwälzungen und des Stalin-Terrors wurden, in seinen Mittelpunkt. Es soll untersucht werden, welchen Beitrag er für die moderne jiddische und später sowjetisch-jiddische (Kinderbuch-)Literatur leistete. Da diese vielfach illustriert wurde, ermöglicht insbesondere der intermediale Text-Bild-Vergleich eine mehrschichtige ästhetische, kulturhistorische und -politische Auswertung. Darauf aufbauend liegt ein besonderer Fokus auf der Frage, in welchem Ausmaß sich die Dichotomie zwischen dem ‚jiddischen Kvítko‘ und dem ‚russischen Kvitkó‘ konstituiert.
Es gilt zu erforschen, in welchem Ausmaß und mit welchen Mitteln er welche Rezipientenkreise ansprach und inwieweit er nach seiner Rückkehr in die UdSSR – als einer der meistrezipierten sowjetischen Kinderlyriker – den Richtlinien der Sowjetisierung Folge leistete oder den Texten ein impliziter, dem eingeweihten (jüdischen) Leser ein Gegentext eingeschrieben ist. Entscheidend ist hierbei das Spannungsfeld von Didaktismus und Literatur (als Spiel), von systemkonformer Poetik und Unterwanderung der Norm, von ‚Jüdischkeit‘ und sowjetischer Universalität.
Das Gesamtziel des Vorhabens ist es, Kvitkos Funktion für das Großprojekt der jüdischen Kulturautonomie und des sozialistischen Umschmiedens („perekovka“) des Menschen zu erfassen. Die kernwissenschaftliche, vor allem aber die öffentlichkeitsbezogene Vermittlung will ein im deutschen Raum bislang immer noch wenig bekanntes Thema von hoher gesellschaftlicher Relevanz aufzeigen. Angesichts der schwindenden Kenntnisse zur Judenvernichtung (s. jüngste Umfragen zum Auschwitz-Gedenktag) und zu Diktaturen des 20. Jahrhunderts soll das Projekt gezielt einen Beitrag zur Erinnerungsarbeit leisten.
Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft hat im Rahmen des Leibniz-Wettbewerbs ein dreijähriges Projekts zur Förderung ausgewählt, das die sowjetisch jiddische Literatur von 1917 bis 1952 anhand zentraler Akteure und Werke sowie des kulturpolitischen Kontextes erforscht. Das in Leipzig ansässige Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dubnow geht damit, in Kooperation mit dem Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung (ZfL) in Berlin und der Professur für Slavisch-Jüdische Studien an der Universität Regensburg, den Widersprüchen offizieller Nationalitätenpolitik und den seit den 1930er Jahren zu beobachtenden Russifizierungstendenzen in der Sowjetunion nach.
Die Auseinandersetzung mit dem besonderen Status und der einzigartigen Geschichte der sowjetisch-jiddischen Literatur verspricht neue Erkenntnisse für die Geschichte des östlichen Europa und seiner Judenheiten, aber auch für die gegenwärtigen Herausforderungen globalisierter Diaspora- und Migrationserfahrungen. Anhand der künstlerischen Produktion im Spannungsfeld von staatlicher Förderung bei gleichzeitiger kulturpolitischer Reglementierung und Repression lassen sich die Aporien, Gefahren und Fallstricke identitätspolitischer Eigen- und Fremdzuschreibungen herausarbeiten.
Ausgangspunkt des Vorhabens ist der Geheimprozess gegen führende Mitglieder des Jüdischen Antifaschistischen Komitees. In der »Nacht der ermordeten Dichter« vom 12. auf den 13. August 1952 wurden mit den Lyrikern Perets Markish (1895–1952), Dovid Hofshteyn (1889–1952), Itsik Fefer (1900–1952), Leyb Kvitko (1890–1952) und dem Romanautor Dovid Bergelson (1884–1952) einige der prominentesten Vertreter der in der Sowjetunion zunächst geförderten, doch seit Ende der 1920er Jahre auch zunehmend ambivalent bis kritisch betrachteten jiddischen Literatur erschossen. Während die Trägerinnen und Träger der einst weitverbreiteten Sprache und die potentiellen Leserinnen und Leser dieser Literatur von den Deutschen vernichtet worden waren, fielen dem Stalinismus so ihre Autoren zum Opfer.
In der Forschung ist die Entwicklung der sowjetisch jiddischen Literatur bisher nur teilweise und selektiv aufgearbeitet worden. Im Rahmen des Forschungsprojekts sollen deswegen eine Kollektivbiografie der eben genannten fünf Schriftsteller, eine Studie zur sowjetisch jiddischen literarischen Moderne, eine Untersuchung der literarischen Auseinandersetzung mit der Gewalt gegen Juden bei Perets Markish und eine Fallstudie über die Welttournee des Jüdischen Antifaschistischen Komitees 1943 entstehen. Darüber hinaus ist eine zweisprachige Edition mit Übersetzungen zentraler Werke der 1952 ermordeten Autoren ins Deutsche geplant. Zudem finden regelmäßig Projektworkshops und eine internationale Konferenz statt.
Das Forschungsprojekt wird durch das Förderprogramm »Leibniz-Kooperative Exzellenz« im Leibniz-Wettbewerb gefördert. Dieses unterstützt Vorhaben, die durch Kooperationen ihre besondere wissenschaftliche Exzellenz gewinnen und sich durch Originalität auszeichnen. Die komplexen Entwicklungslinien der sowjetisch jiddischen Literatur erschließen sich nur einem interdisziplinären und multiperspektivischen Zugriff. Das Dubnow-Institut, das ZfL und die Regensburger Professur verbinden Expertise in jüdischer Geschichte in Osteuropa, jiddisch-slavischen Literaturen, sowjetischer Literatur- und Kulturgeschichte sowie in Komparatistik und Moderneforschung. Das Forschungsvorhaben wird zudem von einem wissenschaftlichen Beirat begleitet. Die Europäische Universität Sankt Petersburg, das Leibniz-Institut für deutsche Sprache in Mannheim und das Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europas in Leipzig bringen als Netzwerkpartner zusätzliche Expertise ein.
©Donaupost, Hans Reimann
Die Vorstellung der Neuauflage wird am 10. Oktober 2019 um 19 Uhr im Jüdischen Gemeindezentrum als zweisprachige szenische Lesung in Jiddisch und Deutsch mit musikalischer Untermalung des Multi-Instrumentalisten Heinz Grobmeier und seines Kollegen Fredy Granzer gestaltet. Ihr voran geht eine kurze Einführung mit Einbettung in die jüdisch-jiddische Kulturgeschichte und jüdische Geschichte Regensburg.
Die Lesung ist Teil des Veranstaltungsprogramms zur Eröffnung der Neuen Synagoge und des Jahresthemas des Kulturreferats 2019 „Jüdisches Regensburg“. Sie findet in Kooperation mit der Stadt Regensburg und der Jüdischen Gemeinde mit freundlicher Förderung durch das Kulturamt sowie die Regensburger Universitätsstiftung Pro Arte statt.
GIF-Workshop "In Their Surroundings: Localizing Modern Jewish Literatures in Eastern Europe" on 14./15. Dezember 2017 in Regensburg
In Kooperation mit der Graduiertenschule "Ost- und Südosteuropastudien"
In Kooperation mit der Graduiertenschule "Ost- und Südosteuropastudien"
Um 19 Uhr im Großen Sitzungssaal des Philosophicums, 3.0.79
„ Das jüdische Erbe der Ukraine als Baustein einer ukrainischen Zivilgesellschaft“
Mit einwöchigem Kievaufenthalt im Juli 2015
Team der Tandemschule 2015:
(von rechts nach links oben): Prof. Dr. Sabine Koller (UR), Prof. Dr. Gennady Estraikh (New York University
(von rechts nach links unten): Alisa Andrieieva (Kiev), Annelie Bachmaier (UR), Anastasiia Negrutska (Kiev), Tetyana Batanova (Kiev), Davina Lang (UR), Veronika Fabianová (UR), Tetyana Yakovleva (UR).
Nicht im Bild: Holger Nath (UR) und Oleksandra Fishel (Kiev)
Universität Regensburg
Universitätsstraße 31
D-93053 Regensburg
Gebäude PT, Zi. 3.3.48
Telefon 0941 943-1665
Telefax 0941 943-1988
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