Schriftsätze verfassen und die Positionen des Klägers oder Beklagten in einer mündlichen Verhandlung vortragen: Beim arbeitsrechtlichen Moot Court verhandelten elf Studentinnen und Studenten in diesem Jahr einen Fall um den Wechsel eines Amateurfußballtrainers von einer Herren- zu einer Damenmannschaft. Dass es dabei zu Problemen kam, lag auf der Hand: So lehnten ihn die Spielerinnen der neuen Mannschaft wegen seiner vermeintlich zu strengen Trainingsmethoden strikt ab; nur mit einer Trainerin könnten sie ihre Saisonziele erreichen. Nach dem Wechsel einiger böser E-Mails zwischen Trainer und Vereinsvorstand war der Rechtsstreit perfekt. In zwei Verhandlungen stritten deshalb je zwei studentische Teams darum, ob nun zwischen Trainer und Verein ein Vertrag zustande kam und ob dieser trotz zwischendurch ausgesprochener fristloser Kündigung weiterhin fortbestand.
Knapp 100 Zuschauer folgten am Abend des 12.12.2019 dem spannenden Schlagabtausch in zwei mündlichen Verhandlungen . Gemeinsam mit REGINA – dem REGensburger Individuellen und Nachhaltigen Ausbildungszentrum – organisierte der Lehrstuhl Maschmann den arbeitsrechtlichen Moot Court in diesem Jahr bereits zum vierten Mal. Der Direktor des Regensburger Arbeitsgerichts, Helmut Holzer, hatte im Vorfeld erneut eine umfangreiche Akte zu einem fiktiven Fall erstellt und die mündliche Verhandlung mit seinen beiden Beisitzern, Dr. Michael Städler und Christian Schindler, beide Richter am Arbeitsgericht Regensburg, geführt.
Zuvor hatten die vier Teams ihre Argumente in entsprechenden Schriftsätzen dargelegt. In individuellen Rhetoriktrainings gab ihnen REGINA-Experte Johannes Weber wertvolle Tipps für einen souveränen Auftritt vor Gericht. Dabei konnte der Ernstfall gleich in einer Probeverhandlung geübt werden. So sind die an der Universität Regensburg angebotenen Moot Courts ein wichtiger Teil einer praxisnahen Ausbildung: Der Moot Court schult Kompetenzen wie Rhetorik, Verhandlungs- und Vernehmungstechnik sowie freie Rede und gibt erste Einblicke in die Anwaltstätigkeit.
Nach der umfassenden Einführung in den Sach- und Streitstand durch das Gericht konnten die Parteien sogleich ihr Können unter Beweis stellen. Wie in einer echten Verhandlung begründeten sie ihre Positionen und beantworteten Fragen dazu. Bevor die drei Richter nach den beiden einstündigen Verhandlungen ihr Urteil verkündeten, diskutierten die Zuschauer, Teilnehmer und Lehrstuhlmitarbeiter bei einem kleinen Imbiss und Umtrunk vor dem Hörsaal noch die Eigenheiten des Falles.
Der Jury fiel die Entscheidung recht schwer, hatten doch sich doch alle vier Teams in Schriftsatz und Verhandlung auf einem guten Niveau präsentiert. Die Vertreter des beklagten Vereins aus der ersten Verhandlungsrunde Christian Rambach, Martin Seitz und Luis Dietrich setzten sich am Ende als Sieger durch. Der Aufwand, den die Gerichtssimulation mit sich brachte, hat sich für alle Teilnehmer gelohnt: Sie konnten wertvolle Praxiserfahrungen sammeln und zugleich ihre juristischen Kenntnisse vertiefen. Auch 2020 wird es wieder Moot Courts im Arbeitsrecht geben. Geplant ist neben der Regensburger Veranstaltung ein bayernweiter Wettbewerb, der am Landesarbeitsgericht München ausgetragen werden soll.