Projekt
Reichspost und Sicherheit. Akteure und Strukturen bei der Bekämpfung der Sicherheitsprobleme (1746-1790)
Postraube, die immer mehr an Häufigkeit zunahmen, Diebstähle und andere Unregelmäßigkeiten im regulären Postbetrieb und auf Reichsboden geführten Kriege, die punktuell die gesamte Infrastruktur ins Wanken bringen konnten – die Kaiserliche Reichspost sah sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit manch einem Ereignis konfrontiert, das ihre Sicherheit gefährdete. Diese erste Postanstalt (1490-1806) unter Führung der Thurn und Taxis war ein essentieller Bestandteil der Kommunikationsinfrastruktur der Frühen Neuzeit. Über sie lief ein großer Teil des Transports von Briefen und kleineren und größeren Paketen im Reich als auch im europäischen Postnetz. Gleichzeitig bot sie Reisemöglichkeiten für Personen. Besonders wegen ihrer dadurch entstandenen Wichtigkeit für das Funktionieren des frühneuzeitlichen Kommunikationssystems ist die Rolle, welche die Sicherheit bei ihr spielte, von Interesse.
Das Dissertationsprojekt nimmt nun diesen Aspekt der Sicherheit in den Blick und fragt nach der Bedeutung von Sicherheit für die Reichspost in den Jahren 1746-1790. Das Streben nach Sicherheit kann einen gestaltenden Charakter annehmen und dementsprechend Veränderungen seines Umfeldes bewirken, wie die Sicherheitsforschung der letzten Jahrzehnte gezeigt hat. Die dabei entstehenden Dynamiken werden auch im Ansatz der Versicherheitlichung aufgefasst, auf welchen sich die Arbeit stützt. Diese Veränderungen sowohl bei den durch menschliches Handeln verursachten Sicherheitsproblemen, als auch bei den hierauf von Seiten der Reichspost entwickelten Sicherheitsmaßnahmen stehen daher im Fokus des Projekts. Darüber hinaus sollen in diesem Rahmen auch die Prozesse und Akteure in den Blick genommen werden, welche an der erfolgreichen Gestaltung ihrer Sicherheit beteiligt waren. Für die Reichspost selbst galt es etwa Verordnungen zur Sicherheit nicht nur auf oberster Ebene zu erlassen, sondern auch bis zur untersten Ebene mit den Posthaltern und Postillionen durchzusetzen, was sich oft genug als schwierig erwies.
Das Projekt wird seit 2020 von der Franz-Marie-Christinen-Stiftung des Hauses Thurn und Taxis gefördert.