Das Institut für Musikwissenschaft der Universität Regensburg hat zum 22. September 2018 zu Ehren des hl. Emmeram eine Veranstaltung mit geistlicher Musik in der Basilika St. Emmeram, Regensburg, organisiert. Der Eintritt ist frei!
Die Emmeram-Vigilien aus der Karolingerzeit. Die ältesten ostfränkischen Gesänge zu Ehren eines lokalen Heiligen
Prof. i. R. Dr. David Hiley (Universität Regensburg)
Zeit: 18.30 Uhr
In vigilia Sancti Emmerami martyris Ratisponensis
Schola Gregoriana Pragensis unter der Leitung von Prof. Dr. David Eben (Karlsuniversität Prag)
Zeit: 19.30 Uhr
Die am Emmeramstag 2018 stattfindende Aufführung der Vigilien zu Ehren des hl. Emmeram aus der Karolingerzeit ist von nicht geringer geschichtlicher Bedeutung. Bereits während der Regierungszeit Karls des Großen um 800 sind die Gesänge verfasst, aber im 11. Jahrhundert durch neuere Stücke ersetzt worden.
Beinahe tausend Jahre lang wurden sie in der geschichtsträchtigen Basilika nicht mehr gesungen. Am 22. September werden sie endlich wieder zu Gehör gebracht.
Die lateinischen Gesangstexte basieren auf der in den 760er Jahren verfassten Schrift Vita vel Passio Sancti Haimrammi Martyris / Leben und Leiden des Heiligen Märtyrers Emmeram des Arbeo von Freising. Die uralten geistlichen Melodien galten als verschollen, bis sie 2017 mit lesbaren Musiknoten in der Prager Universitätsbibliothek entdeckt wurden.
Gesungen werden sie am Emmeramstag 2018 von der renommierten Schola Gregoriana Pragensis unter der Leitung des führenden Spezialisten für den gregorianischen Gesang, Prof. Dr. David Eben (Karlsuniversität Prag).
Die Gesänge werden in ihrem ursprünglichen liturgischen Kontext in den Vigilien (auch als Nokturnen, Matutin oder Nachtoffizium bezeichnet) des Stundengebets aufgeführt. Es sind neun Antiphonen, die als Rahmengesänge für neun Psalmen erklingen, und neun prächtige Responsorien, die jeweils nach einer Lesung aus Arbeos Emmeram-Vita gesungen werden. Die ausgedehnte meditative Feier gestaltet sich in drei Nokturnen mit jeweils drei Antiphonen, Psalmen, Lesungen und Responsorien, eingeleitet vom Canticum Venite exsultemus Domino und beendet mit dem mächtigen Te Deum laudamus.
Obwohl die lateinischen Texte der Gesänge aus einer Handschrift des frühen 9. Jahrhunderts bekannt waren, fehlte bislang eine Quelle für die Melodien. Die neu entdeckte Prager Handschrift zeigt nun, wie die Antiphonen und Responsorien nach gregorianischen Vorbildern gestaltet wurden. Aber das, was ursprünglich im 8.–9. Jahrhundert komponiert worden war, wurde im 11. Jahrhundert als nicht mehr zeitgemäß betrachtet: Der Emmeramer Mönch Arnold verfasste neue Stücke, die die alten aus den Klostergebräuchen und der handschriftlichen Überlieferung verdrängten. Dennoch wurden die alten Gesänge anderweitig bewahrt: Sie hielten sich im Usus der Benediktinerinnen von St. Georg am Hradschin in Prag (im ausgehenden 10. Jahrhundert eng mit der Regensburger Kirche verbunden) und sind uns – fast wie durch ein Wunder – in einer Handschrift aus St. Georg erhalten.
In der Karolingerzeit wurden Gesänge für die Festtage von nicht-römischen, also gallikanischen oder fränkischen Heiligen nur äußerst selten gesungen und sind daher nur wenig dokumentiert. Die um 800 entstandenen Emmeram-Gesänge sind somit von nicht nur lokaler, sondern vielmehr europäischer Bedeutung. Sie sind die ältesten erhaltenen Gesänge zu Ehren eines ostfränkischen Lokalheiligen.
Diese Veranstaltung wird durch die Unterstützung folgender Institutionen ermöglicht:
- Kulturamt - | |
Verein der Freunde und Förderer von St. Emmeram |