Im Mittelpunkt der derzeitigen Arbeiten von Prof. Dr. Bernhard Löffler stehen Forschungen zur Geschichte des modernen Bayern vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. An deren Ende soll ein Werk stehen, das man als Strukturanalyse der neuesten bayerischen Geschichte umschreiben könnte. Konzipiert ist ein struktur-, mentalitäts- und kulturhistorisch ausgerichtetes Längsschnittpanorama, das – eher in Form großer räsonierender Essays und nicht als chronologisch-enzyklopädisch angelegtes Handbuch – thematische Schneisen durch die letzten beiden Jahrhunderte bayerischer Geschichte schlägt. An ihnen sollen Entwicklungslinien, Wendepunkte und Einflussfaktoren, langfristige Kontinuitätsstränge ebenso wie Strukturbrüche in solchen Bereichen sichtbar werden, die der bayerischen Geschichte des 19., 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts ihr charakteristisches Profil verleihen. Leitendes Ziel ist es, die Grundelemente der historisch gewachsenen politischen Kultur und sozialen Identität des Landes herauszuarbeiten – wobei „politische Kultur“ und „soziale Identität“ hier verstanden werden als prozessuale, zeitabhängige, veränderbare, obendrein ambivalente und zu problematisierende Größen, nicht als eindeutige, fest umrissene, gleichsam in einer linearen Logik entstandene Faktoren von „Bavarität“, die dann ihrerseits nicht selten als ideologisch oder tagespolitisch verwertbare Identifikationsmuster herhalten müssen. Diese Formen und Techniken geschichtspolitischer und erinnerungskultureller Instrumentalisierung und Verwertung sind vielmehr selbst Gegenstand der historischen Analyse. Konkretisiert und exemplifiziert wird das Vorhaben an einigen ausgewählten Themenkomplexen. Im Einzelnen sind dies: räumliche Struktur und Raumaneignung; gesellschaftlicher und ökonomischer Wandel; politisches System und politische Kultur; Religion, Bildung und Mentalitäten; Geschichtspolitik und Erinnerungskultur.
Das Forschungsvorhaben ist drittmittelgefördert über das Historische Kolleg München und wird unter wissenschaftlicher Mitarbeiterschaft von Dr. Thomas Götz (Universität Regensburg, Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte) vorangetrieben. Es hat zunächst zu Arbeitsschwerpunkten in der Struktur- und Wahrnehmungsgeschichte des bayerischen Raumes, der Gesellschaftsgeschichte von Städten und städtischem Bürgertum in Bayern sowie der Entwicklungs- und Kulturgeschichte des politischen Systems von der konstitutionellen Monarchie bis zum Bundesland in einem föderativen Staatsgebilde geführt. Diese Akzentuierungen werden in den nächsten Jahren ausgebaut, um die anderen Themenfelder ergänzt und auch in der akademischen Lehre ihren nachhaltigen Niederschlag finden. Ganz grundsätzlich soll das Projekt als Ausgang, Fundament und substantieller Beitrag dazu dienen, an der Universität Regensburg einen generellen Forschungsschwerpunkt zur neuesten bayerischen Geschichte und zur regionalen Zeitgeschichte zu etablieren.
Prof. Dr.
Bernhard Löffler