Diese Reihe von Mittagsseminaren bietet Studierenden und Mitarbeitenden die Möglichkeit, internationale Gastwissenschaftler*innen in Regensburg zu treffen und die neuesten Projekte von Kolleg*innen aus Regensburg kennenzulernen.
Gerne können Sie Ihr Mittagessen zu Präsenzveranstaltungen mitbringen, einen Kaffee beim CITAS genießen, über die Projekte der Referierenden und die neuesten Entwicklungen in den Geistes- und Sozialwissenschaften diskutieren.
Die Brownbag-Mittagseminare konzentrieren sich auf den internationalen Austausch und um WiSe 21/22 können wir wieder GastwissenschaftlerInnen in Regensburg begrüßen. Die erste Veranstaltung fand am 20. Oktober 2021 im Hybridformat statt und eine Weitere mit Julia Faisst, Vertretungsprofessorin in der Amerikanistik an der UR, folgte am 12. Januar 2022.
Während der COVID-19 Pandemie haben die Vorträge vornehmlich Online stattgefunden. Wir freuen uns allerdings darauf, im laufenden Semester wieder zu einem vollen Betrieb überzugehen, in dem auch das Essen und Trinken während der Seminare möglich ist.
Join Professor Mukherjee in conversation with Guido Hausmann and Borbala Zsuzsanna Török as they discuss colonial imaginaries, cartography, concepts of the Global North and Global South and their significance for area studies. 27.09.2022, 14:00 at CITAS (SG.214).
This informal meeting will give students, researchers and faculty members in Regensburg an opportunity to meet Prof. Mukherjee. She is in Regensburg as part of the workshop State Descriptions Revisited: Historical Forms of Territorial Representations, 18th - 21st Centuries, organized by Guido, organized by Guido Hausmann and Borbala Zsuzsanna Török. They will chair a discussion and Q&A with Prof. Mukherjee, discussing her work on spatial imaginaries of colonialism, as well as the broader theses of historical representations of states and her perspective on the controversial but widely used division between the Global South and the Global North. This is a key issue likewise for Eastern European Studies, a field that addresses the fluidity of regional identities and boundaries.
Professor Nilanjana Mukherjee teaches English Literature at Shaheed Bhagat Singh College, University of Delhi. She received her Ph.D. in 2011 from the Jawaharlal Nehru University, New Delhi. She is the author of the book, Spatial Imaginings in the Age of ColonialCartographic Reason: Maps, Landscapes, Travelogues in Britain and India(Routledge: 2020). She has also co-edited the volume, Mapping India:Transitions and Transformations 18th - 19th Centuries (Routledge: 2019). At present, she is working on two projects: first, a creative biography of her grandfather, Ardhendu Prasad Banerji, a Bengal School Artist at the time of the nationalist movement in Bengal; and second, a study of the Indian Desert as a spatial imaginary in its evolution as a frontier zone in North-West India.
Wann? Di., den 27. September 2022, 14:00-15:00
Wo? Sammelgebäude, SG.214 (CITAS)
Im untenstehenden Abschnitt sind Beschreibungen der vergangenen Brownbag Seminare aus vergangenen Semestern vorzufinden.
In dieser Sitzung im Rahmen der Brownbag-Mittagsseminare wird Nishani Frazier (Professorin für Geschichte und Amerikanistik an der University of Kansas und Gastdozentin des RAEF/Leibniz Wissenschaftscampus) einige Ideen zur Darstellung empirischer Forschungsergebnisse mit den Mitteln der Digital Humanities vorstellen. Sie wird einige Punkte ansprechen, die für AutorInnen interessant sein könnten, die ihre auf Papier veröffentlichten Arbeiten in die digitale Sphäre einbringen wollen und dabei auch ihre eigenen Erfahrungen bei der Veröffentlichung ihrer 2017 erschienenden Monografie "Harambee City: Congress of Racial Equality in Cleveland and the Rise of Black Power Populism" reflektieren, die mit einem größeren Online-Projekt verknüpft war, welches Interviews, Quellenmaterial und interaktive Elemente (wie Karten und Lehrmaterial) beinhaltete. Ihre Forschungen zur Gentrifizierung resultieren weiterhin in die Gentrifcation Project database, ein Portal für AktivistInnen, StadtbewohnerInnen und Non-Profit Organisationen, die bewusst als integraler Bestandteil von anti Gentrifikation Aktivismus gestaltet wurde. Im Rahmen des Workshops wird Nishani Frazier außerdem Fragen der Forschungsethik und Ästhetik der Digital Humanities, einschließlich destingtiv afroamerikanischer Ästhetik, erörtern und diskutieren, inwiefern Digital Humanities Projekte sozialpolitische Unterfangen unterstützen und ein außerakademisches Publikum erreichen können.
Die Sitzung steht allen Mitgliedern der UR und des IOS offen. Es werden keine Vorkenntnisse im Bereich Digital Humanities vorausgesetzt. Wie bei jeder Brownbag Sitzung werden kleinere Drinks und Snacks bereitgestellt und gerne darf man sein eigenes Mittagessen mit zum Vortrag bringen.
Dieser Vortrag der Brownbag Mittagsseminare entsteht in Zusammenarbeit mit REAF und dem Leibniz WissenschaftsCampus Europa und Amerika in der Modernen Welt.
CITAS ist hocherfreut, Sie zum ersten Vortrag einer dreiteiligen Reihe von Brownbag Lectures im Juni 2022 einladen zu dürfen. Wir freuen uns, Ihnen dank der nach und nach gelockerten COVID-Vorkehrungen wieder Getränke und Snacks während dieser Mittagsseminare anbieten zu können. Gerne können Sie auch die Idee verwirklichen, die sich hinter dem Namen der Reihe verbirgt und Ihr eigenes Mittagessen (wenn auch nicht notwendigerweise in einer braunen Tasche) mitbringen, um es während des Gesprächs mit internationalen Gästen zu genießen. Alle Vorträge finden im CITAS, in Raum 214 im Turm des Sammelgebäudes, statt.
Der Vortrag am 15. Juni wird um 14:15 Uhr von Thomas Schmidt auf Deutsch gehalten. Der außerordentliche Professor in Critical Journalism Studies an der University of California in San Diego wird in seiner Vorlesung “Vom New Journalism zum Storytelling: Erzählerischer Journalismus in den USA” Aspekte seiner Forschung erörtern, die zu seinem Buch Rewriting the Newspaper: The Storytelling Movement in American Print Journalism (University of Missouri Press, 2019) beitrugen.Eine Zusammenfassung des Vortrags finden Sie unten.
Am 22. Juni wird um 12:15 Uhr Éric Bédard einen Vortrag auf Französisch – mit simultaner deutscher Übersetzung – halten. Er ist Professor für Geschichte an der TÉLUQ, der Fernuniversität für Québec. In seinem Vortrag wird er die Anfänge der französischen Besiedlung Nordamerikas untersuchen und sich dabei auf die Frage konzentrieren, was die Beziehungen zwischen Europäer*innen und indigener Bevölkerung in dieser Zeit für die Bemühungen um Versöhnung mit den Ureinwohner*innen in Kanada bedeuten. Éric Bédard ist ein Gastprofessor des Instituts für Romanistik der UR, der von PD Dr. habil. Dagmar Schmelzer eingeladen wurde.
Am 29. Juni wird Noah Bender, ein Gastdoktorand der UR und des IOS von der University of California in Berkeley, um 12:15 Uhr seine Forschung zum Thema “Agents of Globalization: Shipping Companies, Labor Recruiters, and Landlords in the Making of Global Migration, 1870-1930” vorstellen.
Noah Bender is spending June and July in at UR and IOS as a visiting researcher on the Berkeley-Regensburg Doctoral Exchange Program, supported by the Regensburger Universitätsstiftung. He will be collaborating closely with Ulf Brunnbauer while here and also looks forward to establishing contact with other colleagues and doctoral students.
In his talk, Noah Bender will discuss how German and international shipping companies were involved in the formation of the Hanseatic Colonization Society with the aim of facilitating recruitment of labourers to work on land purchased in southern Brazil. His research explores aspects of the competition over labour that emerged between German landlords back home and those seeking to establish the South American colonies. He also considers how such episodes reflect on the relationship between states, private companies and individuals as part of the formation of globalization and migration regimes. He argues that never simply neutral conduits of global interconnectivity, steamship lines indiscriminately fomented migration to countless destinations, which delivered profits far exceeding those on freight. Across Europe, meanwhile, the deluge of shipping agents and foreign recruiters provoked a backlash from commercial farmers, who had been buffeted by world markets and now faced a depleting labor force and rising wages. Simply put, even unskilled labor was a desperately sought commodity in a world awash in land and capital. From the First World War arose a wave of democratization across the globe, which led directly to immigration restrictions as the masses exerted unprecedented control over policy.
Please find a more detailed abstract here.
Noah Bender is a doctoral researcher at the University of California, Berkeley. He is a historian of 19th and 20th century Europe, with special focus on Britain, Germany, and the Habsburg Empire. His dissertation charts the rise and fall of shipping companies as conductors of the transatlantic emigration. He argues that the liberal international economy of the late nineteenth century, in which people circulated as easily as goods and capital, allowed new, vertically integrated shipping conglomerates to seize control of the Atlantic migration system. He is also interested in European agricultural history, and the political lobbying of the agricultural sector in particular. He graduated with a BA in history from Rochester in 2017 and an MA in the same subject from Berkeley in 2020.
Wann? Mittwoch, 29. Juni 2022, 12:15-13:45
Wo? SG.214 (CITAS-Büro)
Éric Bédard (Québec): „Die französische Ansiedelung in Amerika im 17. Jahrhundert. Warum beginnt die Geschichte Kanadas mit einem Fest und nicht mit einem Massaker?“
Wir freuen uns, Sie zum zweiten Vortrag unserer Reihe Brownbag Lectures im Juni einladen zu dürfen. Am 22. Juni wird Éric Bédard um 12:15 einen Vortrag mit dem Titel „Die französische Ansiedelung in Amerika im 17. Jahrhundert. Warum beginnt die Geschichte Kanadas mit einem Fest und nicht mit einem Massaker?“ im CITAS, in Raum S214 im Turm des Sammelgebäudes, halten, wozu wir Sie recht herzlich einladen. Gerne könnten Sie währenddessen Ihr selbst mitgebrachtes Mittagessen oder die Getränke und Snacks des CITAS genießen. Alternativ ist eine Teilnahme über Zoom möglich: https://uni-regensburg.zoom.us/j/64389048913.
In seinem Vortrag wird der Historiker und Professor für Geschichte an der TÉLUQ, der Fernuniversität Québecs, die Anfänge der französischen Besiedelung Nordamerikas untersuchen und dabei insbesondere der Frage nachgehen, warum es nicht zu Auseinandersetzungen zwischen Europäer*innen und autochthoner Bevölkerung kam, wofür besonders das Ereignis „tabagie de Tadoussac“ im Mai und Juni 1603 eine Rolle spielt. Ein Fokus liegt zudem auf der Bedeutung der damaligen Beziehungen zwischen Europäer*innen und Autochthonen für die heutigen Bemühungen um Versöhnung mit den Ureinwohner*innen in Kanada. Eine Zusammenfassung (auf Deutsch und Französisch) des Vortrags finden Sie im Anhang.
Éric Bédard ist Autor mehrerer Werke über die intellektuelle und politische Geschichte Québecs und Kanadas, darunter „Chronique d’une insurrection appréhendée. Jeunesse et crise d’Octobre“ (Septentrion, 2020), und erlangte über populärwissenschaftliche Werke wie „L’Histoire du Québec pour les Nuls“ (First, 2019, dt.: „Die Geschichte Québecs für Dummies“), Tageszeitungen und das Fernsehen auch in der breiten quebecer Öffentlichkeit Bekanntheit. An der Universität Regensburg ist er auf Einladung von PD Dr. habil. Dagmar Schmelzer Gastprofessor des Instituts für Romanistik. Gefördert wird sein Aufenthalt in Regensburg durch die Vielberth-Stiftung.
Der Vortrag wird auf Französisch gehalten und via Zoom parallel auf Deutsch übersetzt. Sofern Sie vor Ort teilnehmen und die deutsche Übersetzung verfolgen möchten, würden wir Sie bitten, Kopfhörer und ein internetfähiges Gerät mitzubringen, sodass Sie sich parallel in Zoom einwählen können. Bei einer Online-Teilnahme können Sie zwischen beiden Audio-Spuren auswählen. Bitte verwenden Sie für beide Varianten folgenden Zoom-Zugangslink: https://uni-regensburg.zoom.us/j/64389048913
In der gleichen Woche wird Éric Bédard außerdem bei zwei weiteren Veranstaltungen zugegen sein. Am Donnerstag, den 23. Juni wird er um 8:30 Uhr in Raum S213 im Turm des Sammelgebäudes einen Vortrag zum Thema „Le Québec rouge: la crise d’Octobre 1970 et la jeunesse“ halten, der sich mit den terroristischen Formen, die die Unabhängigkeitsbestrebungen Québecs1970 annehmen, sowie deren Folgen beschäftigt. Dem gleichen Thema widmen sich drei Filme, die einen Tag später, am Freitag, den 24. Juni ab 15:00 Uhr im Kino im Andreasstadel gezeigt werden. Dabei besteht die Möglichkeit, die Filme mit Éric Bédard zu diskutieren. Beide Veranstaltungen finden auf Französisch statt, die Filme sind in englischer Sprache untertitelt. Auch hierzu sind Sie herzlich eingeladen.
Wann? Mittwoch, 15. Juni 2022, 14:15-15:45
Wo? SG.214 (CITAS-Büro)
Vom New Journalism zum Storytelling: Erzählerischer Journalismus in den USA
Thomas R. Schmidt
Associate Professor of Critical Journalism Studies, University of California, San Diego
Zwischen den 1960ern und den 1990ern veränderten sich amerikanische Zeitungen dramatisch hinsichtlich ihres Inhalts, ihrer Darstellungsweise und ihres Schreibstils. Viele Redakteure und Redakteurinnen in Zeitungen sahen sich nicht länger nur als distanzierte Beobachter, sondern wurden zu literarischen Erzählern des aktuellen Geschehens. Dieser Vortrag skizziert diese epochale Veränderung und legt eine neue Interpretation für die Entwicklung des erzählerischen Journalismus in den USA vor. Zwar spielten die Autorinnen und Autoren des New Journalism (z.B. Tom Wolfe, Joan Didion, Gay Talese) eine wichtige Rolle, doch war es eine kollektive Reformbewegung, die neue Praktiken und Stilmittel im Tagesjournalismus etablierte. Letztlich wurde dadurch nicht nur die emotional gefärbte Reportage als journalistische Darstellungsweise legitimiert, sondern auch als neues Kernelement im amerikanischen Journalismus verankert.
Thomas Schmidt schloss sein Studium in Wien mit einem Magister ab, bevor er an der University of Oregon einen MA und einen PhD machte. Er lehrte und publizierte zur Geschichte des US-Journalismus, globalen Vergleichen von Mediensystemen und den jüngsten Transformationen der Medienkompetenz durch die Digitalisierung.
Wann? Mittwoch, 4. Mai 2022, 12:15-13:45
Wo? SG.214 (CITAS-Büro)
Gegenstand der Präsentation ist das am Lehrstuhl für germanistische Mediävistik angesiedelte DFG-Projekt „Historische Narratologie und Raumchronistik: Herkunfts- und Gründungserzählungen in der bayerischen Landesgeschichtsschreibung des 15. Jahrhunderts“. Zur Diskussion sollen vor allem solche Aspekte gestellt werden, die aufgrund ihrer disziplinenübergreifenden Modellierbarkeit auch über fachspezifische Fragen hinaus von Interesse sein können. Gerade deswegen, weil die untersuchten Texte aus einer Schwellenphase zwischen Mittelalter und Moderne stammen, in der sich neben einer an körperliche Bewegungen und Handlungen gebundenen Raumvorstellung (street view) auch die Vorstellung eines aus der ‚Vogelperspektive‘ kartierten Raums (map) herausgebildet hat, machen sie in statu nascendi den Voraussetzungs- und Implikationsreichtum bewusst, der sich heute wie selbstverständlich mit Raumvorstellungen verbindet (und als solcher oft nicht mehr grundsätzlich hinterfragt wird).
Methodisch knüpft die Präsentation des Projekts zu den Bayerischen Landeschroniken zum einen an die Historisierung von Sybille Krämers medienphilosophischem Konzept der ‚Verflachung‘ des Raums bzw. von de Certeaus Konzept der Unterscheidung zwischen lieu (map) und espace (parcours) an, bezieht sich zum anderen aber auch vergleichend auf sozialgeographisch fundierte Untersuchungen zur osteuropäischen Geschichte, insbesondere zu teils früher, teils in zeitlicher Nachbarschaft zu den Bayerischen Landeschroniken entstandenen raumbeschreibenden Quellen über (das Deutschordensland) Preußen.
Exemplarische Fallbeispiele aus den Bayerischen Landeschroniken – zur Herkunftserzählung über (die) Bayern sowie zu den Gründungserzählungen über die Stadt Regensburg und das Kloster Tegernsee – sollen Aspekte des Prozesses illustrieren, der im Verlauf des 15. Jahrhunderts, ausgehend von dem zukunftsweisenden Modernisierungsschub einer Ablösung des Primats der Zeit über den Raum durch den Primat des Raumes über die Zeit, zu einer perspektivischen Auffächerung der Vorstellungen von Raum hinführt und sich noch vor der Etablierung des Mediums moderner Landkarten im sprachlichen Text bereits manifestiert.
Die Präsentation erfolgt durch das DFG-Projektteam: Prof. Dr. Edith Feistner, Dr. Verena Ebermeier und Kim Wüstenhagen B.A.
Wann? Mittwoch, 9. März 2022, 12:15-13:45
Wo? Hybrid: Altes Finanzamt 319 (Landshuter Str. 4) / Zoom: https://uni-regensburg.zoom.us/j/67369135758, Meeting ID: 673 6913 5758
This presentation analyzes the exacerbation and maintenance of social division through conflict and commemoration in four different European societies – Croatia, Bosnia and Herzegovina, Northern Ireland, and the Basque Country. These societies all experienced intense inter-ethnic conflicts that made ethnicity more salient and turned ethnic understandings into oppositional forces, a trend which has been reinforced in the years since the conflicts have ended. As the Breakup of Yugoslavia, the Troubles, and the Spanish-Basque Conflict have moved further into the past, they have become essentialized into key mobilizing events that are the focus of the memorial cultures of each respective community, which set (often literally) in stone the divisions from the conflicts, transforming them into part of the daily lives of people regardless of their ethnicity. These divisions over memory also have immense consequences for politics, education, sport, and social and cultural life.
Blaze Joel promoviert an der UC Berkeley im Fach Geschichte. Er wird vom 15. Februar bis zum 31. März in Regensburg sein. Seine Forschung konzentriert sich auf Nationalismus, Erinnerung, Gewalt und nationale Identität im Europa des 20. Jahrhunderts. Er untersucht diese Themen mit Blick auf die Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawiens, Nordirland und das Baskenland sowie in einem internationalen, transeuropäischen Rahmen.
Das Doktorand*innenaustauschprogramm zwischen Regensburg und Berkeley wird unterstützt von der Universität Regensburg, dem Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung, CITAS, der Regensburger Universitätsstiftung und dem Institute of European Studies (IES) an der University of California Berkeley.
Wann? 20. Oktober 2021, 12:15-13:30
Wo? Vielberth-Gebäude VG1.31 or online via Zoom: 698 5795 1660
Organisiert in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS) und der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien.
Unter den sozialistischen Staaten Osteuropas der Nachkriegszeit stellte Jugoslawien eine Ausnahme dar, die ihren BürgerInnen erlaubte, in den liberalen Demokratien Westeuropas nach Arbeit zu suchen. Das Buch stellt die Veränderung der Beziehung zwischen Jugoslawien und seinen ArbeitsmigrantInnen, die das Land in den 1960er und 70er Jahren in Richtung Westeuropa verlassen hatten, dar. Es untersucht wie die ArbeitsmigrantInnen von der Politik und der Sozialwissenschaft wahrgenommen wurden und wie sie in der Popkultur (Radio, Zeitung, Kino) dargestellt wurden.
Kulturelle, bildende und informierende Programme, die ursprünglich ins Leben gerufen wurden, um die Verbindungen von MigrantInnen und ihren Kindern zum Heimatland zu stärken, entwickelten sich zu einer Methode die staatliche Regierungsgewalt auf Gemeinden außerhalb der Staatsgrenzen auszuweiten. Diese Programme beruhten stark auf einer Verbreitung einer Idee des Heimatslands. Le Normand untersucht die vielfältige Art und Weise mit der MigrantInnen auf diese Programme reagierten und wie sie ihre eigene Beziehung zum Heimatland, im Kontext ihrer Migrationserfahrung, wahrnahmen. „Citizens without Borders“ zeigt, wie die verschiedenen föderalen Ebenen der jugoslawischen Regierung (bundesstaatlich, teilrepublikanisch und lokal), in ihren Versuchen die MigrantInnen für sich zu gewinnen, ein breites Spektrum von (mitunter stark abweichenden) Vorstellungen von Zusammengehörigkeitsgefühl, basierend auf ihren unterschiedlichen Konzepten von „Heimat“, proklamierten.
Citizens without Borders erscheint 2021 im Verlag der Universität von Toronto.
Brigitte Le Normand ist Assoziierte Professorin der Geschichte an der Universität Maastricht. Momentan ist sie Austauschstipendiatin der Humboldtstiftung am Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS). Le Normand hat ausführlich über den Themenbereich Migration, GastarbeiterInnen und sozialistische Stadtplanung veröffentlicht. Ihr erstes Buch: „Designing Tito’s Capital“ erschien 2014. Nach ihrer Promotion an der UCLA war sie Assoziierte Professorin an der University of British Columbia Okanagan.
Organized in cooperation with the Leibniz-Institute for East and Southeast European Studies (IOS) and the Graduate School for East and Southeast European Studies
Among Eastern Europe’s postwar socialist states, Yugoslavia was unique in allowing its citizens to seek work abroad in Western Europe’s liberal democracies. This book charts the evolution of the relationship between Yugoslavia and its labour migrants who left to work in Western Europe in the 1960s and 1970s. It examines how migrants were perceived by policy-makers and social scientists and how they were portrayed in popular culture, including radio, newspapers, and cinema.
Created to nurture ties with migrants and their children, state cultural, educational, and informational programs were a way of continuing to govern across international borders. These programs relied heavily on the promotion of the idea of homeland. Le Normand examines the many ways in which migrants responded to these efforts and how they perceived their own relationship to the homeland, based on their migration experiences. Citizens without Borders shows how, in their efforts to win over migrant workers, the different levels of government – federal, republic, and local – promoted sometimes widely divergent notions of belonging, grounded in different concepts of "home."
Citizens without Borders appeared in 2021 with University of Toronto Press.
Brigitte Le Normand is associate professor in History at Maastricht University. She is currently a visiting Humboldt Fellow at the Leibniz Institute for East and Southeast European Studies (IOS). She has published extensively on migration and guest workers, and urban planning under socialism, with her first book Designing Tito’s Capital appearing in 2014. Following at PhD at UCLA she was an associate professor at the University of British Columbia Okanagan.
Wann? 12. Januar 2022, 12:15-13:30
Wo? Online via Zoom: 645 8515 9167
Angesichts der globalen Zunahme von Migrationsbewegungen, Autoritarismus und rassistisch motivierter Gewalt untersucht dieser Vortrag zeitgenössische literarische und visuelle Migrationsnarrative von Kindern aus transkulturellen Grenzräumen, die nationale Grenzlinien überschreiten und zu deterritorialisierten und nekropolitischen Ausnahmezonen mit vermindertem verfassungsrechtlichen Schutz werden. Im Rückgriff auf ausgewählte Beispiele dokumentarischer, fiktionaler und poetischer Vorstellungen der Migration von Kindern konzentriere ich mich auf die derzeitige Krise an der mexikanisch-amerikanischen Grenze aus der Perspektive von Flüchtlingskindern. Ihre kulturellen Narrative verhandeln – und kritisieren oft auch – die außergerichtlichen Vollstreckungspraktiken und –politik, die in transnationalen Grenzzonen durchgesetzt werden, bei der „distinkte nationale Örtlichkeiten durch Migrationsströme und die durch diese Migration entstandene Diaspora verbunden sind“ (Schmidt Camacho 2008, 5). Zudem werden diese Grenzgebiete zunehmend militarisiert und durch Grenztechnologie überwacht. Weg von der wirtschaftlichen Unsicherheit, Regierungskorruption, Kriminalität und ökologischen Instabilität des globalen Südens und hin zu den nationalen Kämpfen des Nordens – und häufig wieder zurück über Abschiebungen – argumentiere ich, dass Migrant*innen aus El Salvador, Guatemala und Honduras das erleben, was die postkoloniale Theoretikerin Trinh T. Minh-ha als das „Elsewhere, within here“ bezeichnet. Dieses ‚woanders‘ findet sowohl statt, während Migrant*innen das feindlich eingestellte Mexiko passieren, als auch wenn sie an der südlichen Grenze der USA ankommen, bevor sie mit den USA ein Land betreten, das ihnen grundlegende Menschenrechte versagt, darunter auch die Freiheit „sich frei von einem Ort zum anderen zu bewegen“ (Sheehan 2018, 4).
Der Vortrag und die Diskussion wir in englischer Sprache stattfinden.
Julia Faisst ist Professorin für Amerikanistik an der Universität Regensburg (in Vertretung für Prof. Dr. Udo Hebel). Ihre Forschungsinteressen umfassen postkoloniale-, migrantische- und Diasporastudien, visuelle Kulturen sowie die nordamerikanische Kultur und Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts.
In the face of the global rise of migratory movements, authoritarianism, and racial violence, this talk examines contemporary literary and visual child migration narratives of transcultural borderspaces that transcend national borderlines, and turn into deterritorialized and necropolitical zones of exception with diminished constitutional protections. Drawing on selected examples of documentary, fictional, and poetic imaginaries of child migration, I hone in on the current border crisis as it plays out in U.S.-Mexican borderlands from the perspective of child refugees. Their cultural narratives negotiate—and often critique—the extrajudicial enforcement practices and politics enacted in transnational borderzones, in which “distinct national localities are linked together by migrant flows, and the diaspora formed by this migration” (Schmidt Camacho 2008, 5), and that are increasingly militarized and policed by border technology. Away from the economic precariousness, government corruption, crime, and environmental instability of the global South and towards the domestic battles of the North—and often back again by way of deportation—I argue that migrants from El Salvador, Guatemala, and Honduras experience what postcolonial theorist Trinh T. Minh-ha calls the “elsewhere [that is] within here.” This ‘elsewhere’ takes place both while migrants pass through a hostile Mexico and arrive at the U.S. southern border, before they enter a U.S. that denies them basic human rights, including the freedom “to move freely from one place to another” (Sheehan 2018, 4).
Julia Faisst is Professor for American Studies at the University of Regensburg (deputizing for Prof. Dr. Udo Hebel). Her research interests include postcolonial, migration, and diaspora studies, visual cultures, and 19th to 21st century North American literature and culture.
innovation, interconnection, interdisciplinarity- examples from asu´s school of international letters and cultures
Im Rahmen des internationalen Gastwissenschaftler*innen-Programms des Leibniz WissenscahftsCampus Europa und Amerika begrüßen wir im Dr. Christiane Reves, Dozentin an der School of International Letters and Cultures der Arizona State University. Reves wird Beispiele aus Forschung und Lehre vorstellen: von der "Ökologisierung" des Curriculums, virtuellen Praktika, Community-Partnerschaften bis hin zu interdisziplinärer und transnationaler Forschung. Sie wird über Ideen zu Landes-/Regionalgeschichte im transnationalen Kontext sprechen und ein interdisziplinäres Forschungsprojekt zu glaubensbasierten Antworten auf Migrant*innen und Flüchtlinge in vergleichbaren urbanen Räumen vorstellen; ein Vergleich zwischen Phoenix, AZ und Berlin, Deutschland. Nach einer kurzen Präsentation wird es Zeit für eine Diskussion geben.
Ort: Online via Zoom / 659 8056 3912
Zeit: Mo. 28. Juni 16:15 - 17:45
Im Rahmen des internationalen Gastwissenschaftler*innen-Programms des Leibniz WissenschaftsCampus Europa und Amerika begrüßen wir im Juni Chloé Chaudet, Dozentin für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft am Centre de Recherches sur les Littératures et la Sociopoétique (CELIS) der Universität von Clermont Auvergne. Am 21. Juni um 12 Uhr wird Chloé Chaudet zusammen mit Sebastian Herrmann, Vertretungsprofessor am Lehrstuhl für American Studies an der Universität Regensburg, einen Vortrag zu Verschwörungsfiktionen zwischen Europa und den USA halten. Die Veranstaltung wird von Jonas Hock und Carmen Dexl moderiert.
6 Nov 19
Amin Afrouzi referierte in einer Brownbag Session als Gastdoktorand des Berkeley-Regensburg Doktoranden-austauschprogramms. Nach seinem Abschluss an der UC Berkeley und einem einjährigen Studium der deutschen Sprache und Literatur in Berlin absolvierte Amin einen Philosophiemaster an der Universität Oxford und einen zweiten Master in Classics an der Universität Cambridge. Danach kehrte er nach Berkeley zurück, um an der UC Berkeley School of Law zu promovieren.
Sein zweimonatiger Aufenthalt in Regensburg wurde durch die Regensburger Universitätsstiftung finanziert. In dieser Zeit arbeitete er eng mit Prof. Dr. Weyma Lübbe vom Lehrstuhl für angewandte Philosophie zusammen. In seinem Brownbag Session Vortrag stellte Amin potentielle praktische und ethische Auswirkungen künstlicher Intelligenz und maschinellen Lernens auf Rechtsverfahren in den USA und weltweit dar. Einen Schwerpunkt legte er dabei auf das Potenzial maschinellen Lernens, um Präzedenzfälle aufdecken und eine angemessene Rechtsprechung gewährleisten zu können. Gleichzeitig betrachtete er tiefgehender moralische und ethische Gründe gegen eine Verbreitung des Einsatzes dieser Methoden.
Seine zum Nachdenken anregenden Anstöße öffneten einen weiten Diskussionsraum für Studierende, Doktorand*innen und Angehörige der leitenden Fakultät. Insbesondere wurden dabei mögliche Auswirkungen einer Ausweitung dieser Technologie in Entwicklungsländern angesprochen. Die Teilnehmenden befassten sich zudem mit der Frage, ob und wie bestehende Tendenzen und Lücken im Rechtssystem durch maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz verstärkt werden könnten, da Algorithmen und andere Programme auf bereits vorhandenen Rechtsgutachten aufbauen.
27 Nov 2019
Frank Mehring vom Lehrstuhl für Amerikanistik an der Radboud University in Nijmegen kam im Rahmen des Erasmus+ Programms nach Regensburg und nahm in Zusammenarbeit mit dem Regensburg European-American Forum (REAF) an den CITAS Brownbag Seminaren teil. Während seines Aufenthalts in Regensburg veranstaltete Prof. Mehring zudem einen Workshop mit promovierten und habilitierten Wissenschaftler*innen und gab eine Lesung über die transnationale Kontroverse des US-amerikanischen Heldengedenkens, speziell in Bezug auf die Geschichte Nijmegens im zweiten Weltkrieg.
Am CITAS stellte er seine Arbeit über die Biographie des Künstlers und Grafikdesigners Winold Reiss, welcher kurz vor dem ersten Weltkrieg Deutschland in Richtung USA verließ, vor. Dort machte dieser Karriere, wobei er oft Minderheiten - wie schwarze Amerikaner*innen - darstellte und gleichzeitig eine Faszination für Mexiko entwickelte, da er dieses Land für „farbenfroher“ und inspirierender als die USA empfand. Letzten Endes enttäuschte der American Dream Reiss jedoch, sodass er in seinen Werken viele Mitglieder der aus der Gesellschaft und dem American Dream ausgeschlossenen Gruppen vertrat.
Die zwei Hauptprobleme, welche Frank Mehring in seinem fesselnden Vortrag in den Fokus stellte, waren zum einen, wie man Winold Reiss wieder in den Blickpunkt der heutigen Öffentlichkeit stellen könnte, in einem Zeitalter, in dem eine Repräsentation marginalisierter Gruppen anstelle von einer Überrepräsentation weißer, heterosexueller Männer ausdrücklich erwünscht ist. Zum anderen betrachtete er, wie man eine transnationale und vor allem auch transkulturelle Biographie Winold Reiss schreiben könnte; eine die nicht nur dessen durch transnationale Grenzen beeinflusste Lebensgeschichte, sondern auch die vielen Zusammenkünfte mit unterschiedlichsten kulturellen Gruppen wiederspiegelt, welche er so zahlreich in seinen Gemälden und Illustrationen abbildete.
Während der nach dem Vortrag folgenden Diskussion schlug Mehring einen weitgefächerten Ansatz vor, um Reiss Biographie auf Papier zu bringen, der die vielen Felder einfängt, die der Künstler prägte. So wäre es keine rein chronologisch ablaufende Biographie, sondern würde sich wie ein Netz aus Gruppen, Personen und Ereignisse zusammensetzen. Mehring hofft, dass dieser Ansatz die Vergeschichtlichung von Reiss Leben ermöglicht und somit er und seine Werke in der heutigen Zeit im Rahmen der Spannungen bezüglich der Repräsentation von marginalisierten Gruppen wieder aufleben.
4 Dec 2019
Francisco Verdes-Montenegro erforscht und doziert am Zentrum für Internationale Beziehungen der Universität Complutense in Madrid. Er war der erste Gastdozent des Leibniz-WissenschaftsCampus Europa und Amerika in der modernen Welt, der einen Monat in Regensburg verbrachte, um mit Kolleg*innen der Politikwissenschaften, Internationalen Beziehungen und Hispanistik zusammen zu arbeiten.
Sein CITAS Brownbag Seminar wurde sowohl von Kolleg*innen als auch von Studierenden verschiedenster Studienrichtungen besucht, wobei ein Teil der Diskussion auf Spanisch geführt wurde und die Studierenden ihre Sprachkenntnisse bei einem Muttersprachler unter Beweis stellen konnten. Diese mehrsprachige Diskussionsrunde legte eine mit den transnationalen Area Studies erforderliche kulturübergreifende Kommunikation dar.
In seinem Vortrag und der darauffolgenden tiefgreifenden Diskussion adressierte Francisco die Frage nach der Remilitarisierung lateinamerikanischer Politik und Gesellschaften. Unabhängig der politischen Orientierung der verschiedenen lateinamerikanischen Regierungen, zeigte sich anhand seiner Nachforschungen, offiziellen Statistiken, sowie an staatlichen Bildaufnahmen ein gemeinsamer Trend: Linke als auch rechte Regierungen scheinen die „Politisierung“ ihrer Armeen, wie Francisco es nannte, durch als transnational empfundene Gefahren wie „kulturellen Marxismus“ oder „Imperialismus“ zu legitimieren. Dennoch sei ihm zufolge das letztliche Ziel der Regime ein Bild der Souveränität als Schützer der Nation zu senden und jedes Bestreben ziviler Unruhen durch symbolische Machtdemonstration bereits im Keim zu ersticken. Diese Maßnahmen zielen lediglich auf die jeweils inländische Bevölkerung ab, da es keinen historischen Präzedenzfall gibt, bei dem ein lateinamerikanisches Land einen Krieg mit einem Nachbarland begann.
Die Diskussion zeigte zudem Punkte auf, denen nach lateinamerikanische Politiker*innen hin zum global auftauchenden Populismus und Einsatz von Militär für zivile Angelegenheiten tendieren, da Ausnahmezustände und mögliche Gefahren ihren Einsatz in den Straßen zu rechtfertigen scheinen. Dennoch hat dies Einfluss auf den Alltag der Lateinamerikaner*innen und kann weiterhin die Spaltung der Gesellschaft fördern.
15 JAN 2020
An der Schnittstelle der Forschung zur Abschaffung der Sklaverei, der Zeitschriftenforschung und der Frauenliteratur untersucht dieser Vortrag die kulturelle Arbeit des amerikanischen abolitionistischen Geschenkbuchs „The Liberty Bell“ (1839-1859). Meine Analyse der kulturellen und soziopolitischen Funktion des Geschenkbuchs gibt Aufschluss über die ineinandergreifenden Diskurse von Empfindsamkeit, Gender, Antisklaverei, Kosmopolitismus, Druckkultur und Konsumverhalten. Ich werde zeigen, wie Chapmans Herausgeberschaft des Buchs die kosmopolitische Vision der universalen Bruder- und Schwesternschaft sowohl realisiert als auch aufgezeichnet hat. Chapman verwendet dafür die erhaltende Eigenschaft der Druckzeitschriftenkultur. Die „Liberty Bell“ wurde so zu einem „Symbol der Zuneigung“ (Goodrich qtd. in Lehuu 77), das sowohl Unterstützung für Sklav*innen und als auch Zuneigung für diejenigen, die sich für die Abschaffung der Sklaverei eingesetzt haben, ausgedrückte. Das Geschenkbuch ist zudem ein Objekt, das die Zuneigung der Person, die es verschenkt, für den/die Empfänger/in symbolisiert. „The Liberty Bell“ muss also auch als Konsumprodukt betrachtet werden, das einbettet ist in die besonderen Praktiken einer Geschenkökonomie, die Empfindsamkeit für einen politischen Zweck vermarktet. Dementsprechend werde ich „The Liberty Bell“ in diesem Vortrag als materielle Manifestation der Empfindungen des abolitionistischen Kosmopolitismus untersuchen
Mi., 24. Juli, 12:15, SG.214 (CITAS)
Robert Priest, der an der Royal Holloway Universität London als Dozent für moderne europäische Geschichte tätig ist, hat während seiner Zeit als Gastdozent am Lehrstuhl für europäische Geschichte in Regensburg bei einer CITAS Brownbag Session seine Arbeit präsentiert. Er gab eine Übersicht über sein aktuelles Projekt, das die transnationale Kulturgeschichte der Oberammergauer Passionsspiele betrachtet. Dabei konnte er Einblick gewähren in die lokalen, regionalen und nationalen politischen und theologischen Verhandlungen, die die Aufführung in Bayerns „global village“ beeinflussten.
Gleichzeitig zeigte er die transnationalen Netzwerke und kulturellen Austauschbewegungen auf, die die Passionsspiele zu einem Phänomenon machten, das weit über die Alpen hinweg bekannt wurde.
Beginnend mit dem späten 18. Jahrhundert, als die Oberammergauer Aufführung von einem Verbot bedroht war, konzentrierte sich Priest besonders auf das 19. Jahrhundert sowie den Anfang des 20. Jahrhunderts. Er setzte die Passionsspiele in den Kontext von zunehmenden Pauschalreisen, Massenmedien und der Erfindung von Traditionen und der Staatenbildung. Dabei legte er einen besonderen Fokus auf die Bemühungen, die deutsche Einheit über die katholisch-protestantische Trennlinie hinweg zu entwickeln.
Für seinen Vortrag benutzte er eine an Fallstudien angelehnte Herangehensweise. So thematisierte er die Verbindungen der Oberammergauer Passionsspielen zu US-amerikanischen Debatten über Antisemitismus um die Jahrhundertwende, zu französischen Bemühungen, in der Zeit der Industrialisierung die Arbeit umzulagern und ein Bild der ländlichen Reinheit zu vermitteln, und zur Wiederaneignung der Ästhetik der Passionsspiele durch eine britisch-amerikanische Schauspielerin, die so normative Gender-Vorstellungen in dem katholischen Stück als auch am Londoner Theater hinterfragen konnte.
Der internationale Erfolg des Stücks und seine umstrittene Rezeption in Deutschland und darüber hinaus hat nicht nur die Bühnenaufführung geprägt, sondern auch das Leben in dem Dorf, dessen Einwohner*innen sich mit der Staatenbildung, der Modernität und der Globalisierung auseinandergesetzt haben. Priest zeigte durch den Fall Oberammergau die Relevanz von lokalisierten Perspektiven für eine globale Geschichte, die in seiner Arbeit durch eine komparative transregionale Herangehensweise sichtbar wird. Diese Brownbag Session hat gezeigt, wie wichtig es ist, multiskalare und multiperspektivische Area Studies in Bezug auf die Forschung zu historischen und gegenwärtigen Phänomenen weiterzuentwickeln.
Robert Priest ist seit 2014 Dozent für moderne europäische Geschichte an der Royal Holloway Universität London. Er studierte am University College London (UCL), promovierte in Oxford und war wissenschaftlicher Mitarbeiter in Cambridge. Er ist Mitglied der Royal Historical Society und der Higher Education Academy. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Kultur- und Geistesgeschichte Europas im 19. Jahrhundert, mit Schwerpunkt auf Frankreich bis hin zu einem breiteren transnationalen Rahmen.
Weitere Informationen zu den beiden Sessions finden Sie in diesem Flyer.
CITAS Brownbag Session - Mittagsseminare mit internationalen Gastwissenschaftlern
In diesem Sommersemester begrüßen wir Goran Musić (Sarajevo) und Robert Priest (London), zwei Historiker, die zur Entwicklung der transnationalen Wirtschafts- und Kulturgeschichte forschen.
Am 3. Juli fand die erste CITAS Brownbag Session mit Goran Musić statt, der für die Friedrich-Ebert-Stiftung in Sarajevo arbeitet und derzeit Gastwissenschaftler am Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS) ist. Die Brownbag Sessions bieten GastwissenschaftlerInnen in Regensburg eine Plattform, um ihr laufendes Projekt mit Kolleg*innnen und Studierenden der Universität zu besprechen und gleichzeitig gemeinsam zu Mittag zu essen. Wir danken Prof. Dr. Ulf Brunnbauer für seine Unterstützung bei diesem Veranstaltungsformat.
Goran Musić präsentierte seine Arbeiten zur Expansion der Priboj Automotive Factory (FAP) nach Sambia in den 1970er Jahren. Er positionierte seine Arbeit innerhalb aktueller Forschung, die sich mit der Globalisierung der zweiten und dritten Welt befasste, aber auch mit deren Schnittstelle zu kapitalistischen Ländern der Ersten Welt. FAP arbeitete auch mit Mercedes-Benz zusammen und diente gleichzeitig der ideologischen Mission, den geopolitischen Einfluss Jugoslawiens durch die Blockfreie Bewegung auszubauen.
In seinem Vortrag und der anschließenden lebhaften Diskussion ging Goran Musić auf die Herausforderungen ein, die sich aus der Lückenhaftigkeit der Archive Jugoslawiens und der Schwierigkeit des Zugangs zu Material aus Sambia ergeben. Die Diskussion drehte sich daher insbesondere um die methodische und praktische Problematik der Durchführung von vergleichenden und transnationalen Area Studies. Durch der Untersuchung der Asymmetrie zwischen dem Einfluss jugoslawischer Expert*innen und Techniker*innen, die nach Sambia reisten, und den Auswirkungen der Expansion nach Afrika auf die Arbeiter in Priboj selbst, hob Musić hervor, dass die sozialistische Globalisierung auch Ungleichheiten mit sich brachte. So blieben die ideologischen Motive und Ideale, wie die Selbstverwaltung der Arbeiter, weitgehend unerfüllt. Die Diskussion drehte sich daher um einen globalen und zeitübergreifenden Vergleich mit Chinas aktuellem Einfluss auf denselben Teil Afrikas, bei dem anstelle des ideologischen Faktors vielmehr die Wirtschaftsbeziehungen im Vordergrund stehen.
Das Projekt Musićs und die anschließende Diskussion dieser ersten Brownbag-Sitzung boten daher eine hervorragende Plattform für die Erforschung von Schlüsselthemen im Zusammenhang mit vergleichenden und transnationalen Area Studies, die einen Forschungsschwerpunkt in Regensburg sowohl am IOS als auch an der Universität bilden.