Do. 12. Dez. 2019, H26 - Vielberth Gebäude, UR
Die EU als Krisenmanager? Die Frontex-Reform, Grenzsicherung und Migrationskontrollen
Wie kann die EU in der Migrationspolitik trotz vieler Uneinigkeiten Lösungen finden? Um diese Frage drehte sich am 12. Dezember 2019 eine Diskussion mit Dr. Raphael Bossong . Der Politikwissenschaftler, der bei der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin arbeitet, war dabei im Gespräch mit Prof. Dr. Robert Uerpmann-Wittzack
(Rechtswissenschaft, UR).
Zu Beginn der Veranstaltung, die Teil der von der Hans-Vielberth-Stiftung geförderten Reihe „CITAS Dialog“ war, stellte Bossong klar, dass Migration an sich kein Problem sei. Stattdessen ging es um die Frage, wie sich die EU im Umgang mit Migration als sicherheitspolitische Akteurin und auch als Krisenmanagerin präsentiert.
In der europäischen Einwanderungs- und Asylpolitik gibt es von Land zu Land große Unterschiede. Aufgrund der verschiedenen nationalen Interessen sind gemeinsame Lösungen auf EU-Ebene nur schwer zu finden. Wegen dieser Spaltungen müssen sich die EU-Staaten laut Bossong die Frage stellen, wie die Europäische Union in Zukunft aussehen soll – liberal und offen oder abgeschottet.
Trotz aller nationaler Unterschiede findet sich in der Grenzsicherung jedoch auch eine gemeinsame europäische Initiative: die Grenzschutzbehörde Frontex. Doch selbst bei diesem gemeinschaftlichen Projekt werden die Probleme der EU deutlich. Frontex wird erst auf Abruf der einzelnen Staaten aktiv und ist somit immer eingebunden in „staatliche, sicherheitspolitische Maßnahmen“. So stellt sich bei Frontex wie auch in der Migrationspolitik generell die Frage, ob nationale oder supranationale Strömungen die Zukunft der EU prägen werden.
Diese Veranstaltung wurde von der Hans-Vielberth-Stiftung unterstützt und in Kooperation mit dem Verein „Junges Europa“ organisiert.
19. November 2019, Evangelisches Bildungswerk Regensburg
1989 – Eine verpasste Chance? Das Erbe der Revolutionen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa
Wo einst Hoffnung herrschte, machen sich heute Sorgen breit: 1989 erkämpften sich die Menschen im sog. Ostblock ihre Freiheit. Doch nun, 30 Jahre nach den Revolutionen, scheint deren Erbe in Gefahr. Rechtsradikale und Populisten bedrohen zusehends die oft schmerzhaft errungene Demokratie. Was ist also geblieben von der Revolution? Welche Wünsche haben sich überhaupt erfüllt? Wurden politische, gesellschaftliche oder ökonomische Chancen übersehen? Und vor allem, inwiefern haben Versäumnisse zum bedrohlichen Anwachsen rechtsradikaler und populistischer Strömungen in Deutschland und in den Ländern des ehemaligen Ostblocks beigetragen?
Darüber diskutieren die Referent*innen ländervergleichend aus zeitgeschichtlicher und politikwissenschaftlicher Perspektive. Die Veranstaltung ist Teil der Reihe „Goodbye Socialism – Hello Capitalism“. Sie wird anlässlich des 30. Jahrestags des Mauerfalls von Regensburger Institutionen, die zu Ost- und Südosteuropa forschen, organisiert und aus Mitteln der „Stiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur“ gefördert.
Zudem unterstützt die Universitätsstiftung Hans Vielberth die Podiumsdiskussion.
Es diskutieren:
Luminita Gatejel – Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS) Regensburg. Sie stammt aus Rumänien, wo die Revolution von 1989 gewaltsam verlief. Als Zeithistorikerin befasst sie sich u. a. mit der Geschichte Rumäniens in der sozialistischen Ära.
Joachim Jauer – Fernsehjournalist und Autor. Mehr als 30 Jahre arbeitete er beim ZDF und war u. a. Ost-Berlin-Korrespondent und ab 1987 Sonderkorrespondent für Ost- und Mitteleuropa. Er wurde zum Chronisten der Revolutionen in mehreren Ländern. Bis heute verfolgt er die gesellschaftlichen Auswirkungen der Umbruchzeit.
Marek Nekula – Professor für Bohemistik und Westslawistik an der Universität Regensburg und Leiter des Bohemicums. Die Samtene Revolution erlebte er als Doktorand während seines Studiums an der Karlsuniversität in Prag. Er arbeitet u. a. über die Erinnerungskulturen und den Umgang mit der jüngsten Vergangenheit in Tschechien und Deutschland.
Moderation:
Ulf Brunnbauer – Direktor des Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS) Regensburg und Professor für Südost- und Osteuropäische Geschichte an der Uiversität Regensburg. Er beschäftigt sich mit transnationalen und globalhistorischen Bezügen Südosteuropas, so wie sie sich u. a. in heutigen Migrationsprozessen wie auch im zunehmenden Populismus im östlichen Europa zeigen.
Diese Veranstaltung fand im Rahmen der Reihe "Goodbye Socialism, Hello Capitalism" statt.
Mi, 10.07.2019, 18:15, UR - H26
Warum schlechte Regierungsführung so stabil sein kann. Beispiele aus Italien und Südosteuropa
Eine Diskussion mit Andrea Lorenzo Capussela, Klaus Buchenau und Rainer Arnold.
Am 10. Juli fand bei CITAS in Zusammenarbeit mit der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien der vierte CITAS Dialog des Sommersemesters 2019 statt. Der Politikwissenschaftler Andrea Lorenzo Capussela, der in Mailand lebt und arbeitet, kam nach Regensburg, um mit Klaus Buchenau darüber zu diskutieren, warum schlechte Regierungsführung so stabil sein kann. Dabei wurden Beispiele aus Italien und Südosteuropa besprochen. Beide Diskussionsteilnehmer konnten dabei auf ihre disziplinären und regionalen Fachgebiete zurückgreifen, um die Schnittpunkte von politischen, ökonomischen und kulturellen Faktoren zu untersuchen. Der Rechtswissenschaftler Rainer Arnold hat das Gespräch gekonnt moderiert.
Letztendlich sind Klientelismus und Korruption die Gründe dafür, dass relativ ineffiziente Ökonomien sowohl in Italien als auch in Südosteuropa Stabilität hervorbringen. Die Ineffizienz nützt meist einer kleinen Gruppe der Gesellschaft, wodurch die Vorteile des Wirtschaftswachstums begrenzt werden. So wird sichergestellt, dass viele Bürger*innen sich an diese Systeme anpassen, um zurechtzukommen, und eben nicht die Systeme hinterfragen und anfechten.
Allerdings unterscheiden sich die Ursachen dieser Situation laut den Diskussionsteilnehmern in den verschiedenen Fällen: im ehemaligen Jugoslawien gibt es eine viel größere Vielfalt an Staatsordnungen und Regimen, in denen Klientelismus und Korruption üblich sind, als in Italien. Beide Referenten wollten es allerdings auf jeden Fall vermeiden, den Eindruck zu erwecken, dass kultureller Determinismus oder Pfadabhängigkeit die scheinbar geltende Balance von Ineffizienz und Korruption erklären können.
Das aufmerksame Publikum zeigte Beispiele aus anderen Teilen Ost- und Mitteleuropas auf, die suggerierten, dass Korruption und Klientelismus nicht zwangsläufig unabänderlich sind. Der Dialog zwischen den Referenten, dem Leiter der Diskussionsrunde und dem Publikum war die Grundlage für transnationalere Vergleiche der longue-durée und gegenwärtigen Erscheinungsformen von Korruption, Klientelismus, sozialen Unruhen und struktureller Stabilität.
CITAS freut sich mit freundlicher Unterstützung der Vielberth Stiftung auf mehr Dialog-Veranstaltungen im Wintersemester 2019/20.
Diese Veranstaltung wird von der Hans-Vielberth-Stiftung unterstützt
13. Juni 2019, EBW, Am Ölberg 2, 19.00. CITAS Dialog 2019 - Europa Zwischen Krise und Aufbruch
Europa – quo vadis?! Wie geht es weiter nach der Europawahl und dem Brexit?
Nach den Europawahlen 2019 in bloß 27 EU-Ländern - nach dem voraussichtlichen Austritt Großbritanniens aus der EU - wird es wahrscheinlich zu einem Anstieg der populistischen und EU-feindlichen Tendenzen kommen. International ist die EU ebenfalls in einer Reputationskrise. Wie geht es nun weiter? Ist die aktuelle Krise der EU eine Chance, sie zu reformieren und zukunftsfähig zu machen – oder erleben wir den Rückfall in nationalistische Egoismen?
Bei der Veranstaltung im EBW wurden diese und andere Fragen mit einem Expert*innengremium diskutiert, das mit verschiedenen Teilen Europas vertraut ist. Rainer Liedtke (Regensburg), Jochen Mecke (Regensburg) und Joanna Rostek (Gießen) nahmen an einer von Carsten Lenk (EBW, Regensburg) geführten Diskussion teil.
Diese Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Evangelischen Bildungswerk Regensburg statt. Sie wird von der Hans-Vielberth-Stiftung unterstützt.
CITAS Dialog 2019. 16. Mai 2019, 18:15, H25
Madeleine Schwartz - Deutschlands Rolle in den transatlantischen Beziehungen
Während der Kalte Krieg zur Teilung Deutschlands führte, wurden auch Grundlagen geschaffen, die die Zusammenarbeit zwischen Westdeutschland und USA in den Bereichen Wirtschaft, Politik und Kultur ausbauten und gemeinsame, transatlantische Werte schafften.
Mit Madeleine Schwartz, einer Journalistin, die u.a. zu Guardian und The New York Review Books beigetragen hat, beschäftigten wir uns mit der Frage, ob transatlantische politische Kooperation vorbei sei oder ob im Bereich Kultur noch Raum für Zusammenarbeit bestünde.
Madeleine Schwartz gewann den European Press Prize 2019 für den "Guardian" Artikel "The End of Atlanticism: Has Trump killed the ideology that won the Cold War?" Einen Bericht über diese Veranstaltung hat die Pressestelle der UR geschrieben.
CITAS Dialog 2019. Do., 25. April 2019, 18.00-20.00 Landshuter Str. 4
Aggressor oder Friedensstifter? Russland, das Völkerrecht und seine Nachbarn
Zusammen mit Kolleg*innen von IOS - dem Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung und der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien - hat am 25. April die erste Veranstaltung der CITAS Dialog-Reihe 2019 stattgefunden. In dieser öffentlichen Diskussion haben Lauri Mälksoo (Tartu) und Gesine Dornblüth (Berlin) mit Cindy Wittke (IOS, Regensburg) um die internationale und regionale Bedeutung der russischen Ansätze im Völkerrecht diskutiert.
In der CITAS-Dialogreihe soll der heutige Zustand Europas untersucht werden, der sich zwischen Krise und Aufbruch wie Brexit, Spannungen mit Russland und dem Aufkommen des Populismus in Europa und über den Atlantik befindet. Dies wirkt sich auf die europäische Integration und dieinternationale Position Europas aus.