Rhetorische Kompetenzen sind schon in der eigenen Kultur sehr wichtig: wie führe ich Besprechungen, wie kann ich zielführend beraten, wie übe ich konstruktiv Kritik, wie gebe ich Feedback, wie präsentiere ich fachliche Inhalte oder wie kann ich zur Findung von Problemlösungen beitragen? All diese Fragen sind komplex und Rede- und Gesprächssituationen oft herausfordernd.
Doch wie sehen all diese Anforderungen aus, wenn man sich in anderen Kulturen bewegt ? Wodurch unterscheidet sich von Stil, Länge, Schwerpunktsetzungen z.B. eine deutsche von einer amerikanischen Präsentation ? Wie wird z.B. Kritik in Großbritannien „verpackt“?
Diesen und vielen Fragen mehr geht Prof. Dr. Ulrike Kaunzner, Sprechwissenschaftlerin und Dozentin für mündliche Kommunikation an der Universität in Modena, nach. Sowohl durch interkulturelle Modelle wie Kulturstandards oder Kulturdimensionen als auch insbesondere durch praktische Bespiele vermittelt sie, wie missverständlich manche Verhaltensweisen anderer Kulturen auf uns wirken, welche Strategien des Umgehens adäquat sind und wie Vorträge und Gespräche auch im internationalen Kontext erfolgreich bewältigt werden können.
In vielen Kontexten spielt eine geschickte Verhandlungsführung eine große Rolle: Im Verhältnis Kunden – Lieferanten, vor Gericht, aber auch in vielen Alltagssituationen, in denen man gemeinsam etwas „aushandelt“, zu gemeinsamen Lösungen kommt.
Dr. Heiner Apel, Sprechwissenschaftler von der RWTH Aachen, beleuchtet sowohl theoretisch als auch insbesondere praktisch das Thema: Verhandlung sollte am Ende – nach dem Harvard-Konzept – eine Win-Win-Situation schaffen, in der jeder wesentliche ihm wichtige Ziele umsetzen kann. Dazu jedoch ist erforderlich, zunächst die Interessen, die Prioritäten, die Wünsche und Emotionen der Verhandlungspartner zu erfahren, um diese gezielt in argumentative Prozesse integrieren zu können. Durch Fragen, durch paraphrasieren und intensives Zuhören können Verhandlungspartner ausloten, wie „tickt“ der andere, um dessen Interessen mit eigenen in Übereinklang zu bringen. Überzeugend in einer Verhandlung zu argumentieren gelingt nur, wenn man die Ziele und Beweggründe der Verhandlungspartner in Erfahrung gebracht hat und danach die eigenen Argumente auswählt.
Wenn man am Kauf eines Autos interessiert ist und der Preis die ausschlaggebende Rolle für den Käufer spielt, kann der Verkäufer in der Verhandlung ausführlich zu technischen Details oder Designvorzüge argumentieren, er wird das Kaufinteresse des Kunden nicht treffen.
Die Vielschichtigkeit des Themas Verhandlung wird im Seminar deutlich: Verhandlungsmodelle, Argumentation, Fragetechniken und nondirektive Gesprächsführung spielen dabei eine ebenso große Rolle wie verhandlungstaktische Überlegungen, wann man z.B. welche Inhalte thematisiert.
Neuere Forschungsergebnisse zum Thema werden vorgestellt, um die Wirksamkeit von Verhandlungskonzepten zu beleuchten. Im Vordergrund stehen jedoch praktische Umsetzungen in Plan- und Rollenspielen.
Bild: Martin Rehm
Wichtig für uns ist, mit Ihnen nicht nur fachlich die wesentlichen Bereiche von Rede und Gespräch, Führung und Kommunikation, stimmlichen Anforderungen oder interkultureller Kommunikation zu beleuchten, sondern Ihren methodisch-didaktischen Blick weiter zu schärfen.
Ziel des Studienganges ist, Sie zu befähigen, eigenständig Seminare und Trainings zur Rhetorik und zur mündlichen Kommunikation zu konzipieren und zu leiten und als TrainerInnen und DozentInnen tätig zu werden.
Dazu bietet der Studiengang verschiedene aufeinander aufbauende Seminare zur „Didaktik der mündlichen Kommunikation“ an. Diese stellen Ihnen Erkenntnisse aus der Lehr- /Lernforschung zur Verfügung sowie umfangreiche eigene Übungsmöglichkeiten, um sich als Lehrende(r) ausprobieren zu können. Gezieltes Feedback zu eigenem Auftreten, zur Konzeption, zum Umgang mit Gruppen, etc. stößt Reflexionen zur eigenen Rolle als TrainerIn oder DozentIn an.
Im Rahmen der Abschlussprüfungen des Masterstudiums haben Sie die Aufgabe, jeweils eine 45 minütige Lehreinheit mit den Schwerpunkten „Rederhetorik“ und „Gesprächsrhetorik“ als TrainerIn vorzustellen. In einzelnen Seminarintervallen bereiten Sie sich darauf vor und haben die Möglichkeit, Ihre methodisch-didaktischen Kompetenzen weiter auszubauen.
Zur Durchführung von Seminaren gehört zum einen fundiertes fachliches Wissen zum jeweiligen Thema, aber auch das Geschick, teilnehmeradäquate Übungen oder Fallbeispiele anzubieten, anderen praxistaugliches Feedback zu geben oder weiterführende Reflexionen anzuregen.
Kommunikationstrainings sind sehr gefragt, müssen jedoch teilnehmerspezifisch aufgebaut sein und einen deutlichen Mehrwert für die TeilnehmerInnen darstellen. Gemeinsam mit anderen an deren kommunikativen Kompetenzen zu arbeiten, ist herausfordernd, aber auch sehr wertvoll für alle Beteiligten.
Wer kennt das nicht: vorne steht jemand mit nahezu unleserlichen übervollen Folien, pickt einzelne Punkte heraus – warum eigentlich diese ? – und versucht, fachliche Inhalte „an den Mann“ zu bringen. Am Ende ist die Desorientierung größer als der Wissenszuwachs.
Präsentationen – insbesondere mit Powerpoint – zählen in der Industrie und in großen Organisationen nach wie vor zum häufigsten Mittel, Informationen weiterzugeben.
Das Seminar „Präsentation und Slidewriting“ geht systematisch zunächst auf den Aufbau und die Strukturierung von Folien oder anderen Visualisierungsmitteln (Flip, Metaplan, etc.) ein: grafische Elemente spielen dabei eine große Rolle, aber auch aussagekräftige Botschaften („action titles“), oder take away boxes.
Die präsentierende Person steht jedoch trotz der Nutzung von Visualisierungen nach wie vor im Vordergrund. Das eigene Auftreten, die Stimme und Sprechweise, Körpersprache, wie Blickkontakt, Gestik oder Haltung prägen den Gesamteindruck, der bei Zuhörern ankommt.
Besonders wichtig ist aber das Zusammenspiel von visualisierendem Material und dem Sprecher / der Sprecherin: was genau ergibt den Mehrwert des Einsatzes z.B. von Folien im Verhältnis zum freien Vortrag ?
Der systematische Folienwechsel ist dabei ausschlaggebend, aber auch die gezielte Führung des Vortragenden durch die Folien. Highlights und eindeutige Botschaften prägen die Präsentation, der „rote Faden“ wird deutlich und die Gesamtaussage transparent. Dieses Vorgehen animiert zum Zuhören, erleichtert das Verstehen und packt Zuhörende auch emotional.
Im Seminar werden die wichtigsten Forschungsergebnisse zu Fragen der Präsentation dargestellt und praktisch umgesetzt. Mit Hilfe von Videoaufzeichnungen und intensiven Feedbackphasen können sich Studierende weiterentwickeln und gezielte Ansätze erfahren, wie sie sich in Präsentationen darstellen.
Mitarbeitergespräche sind wesentlicher Bestandteil der Mitarbeiterführung. Sie prägen intensiv das Vertrauensverhältnis zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern, sie spiegeln die gegenseitigen Einschätzungen wider, sie tragen intensiv zur Motivation von Mitarbeitern bei und sie verhindern häufig Konfliktsituationen, indem man frühzeitig bestimmte Entwicklungen kommuniziert. Führungskompetenz im Sinne transformationaler Führung, wertschätzendes Verhalten und Führung im agilen Management manifestieren sich wesentlich in Mitarbeitergesprächen.
Das Seminar differenziert zwischen anlassbezogenen Mitarbeitergesprächen (z.B. Kritikgesprächen), Feedbackgesprächen und i.d.R. halbjährlichen oder jährlichen Förder – oder Zielvereinbarungsgesprächen. Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung dieser Gespräche stehen im Vordergrund.
Gesprächseinstieg, die möglichst intensive Einbindung des / der MitarbeiterIn in diese Gespräche und die gemeinsame Erarbeitung und Festlegung der Gesprächsergebnisse erfordern hohe kommunikative Kompetenz von beiden Seiten. Verständliches Darlegen von Sachverhalten, Fragetechniken, nondirektive Gesprächsführung oder Argumentation stellen unverzichtbare Instrumente der kooperativen Gesprächsführung dar.
Im Seminar werden anhand verschiedener Fallbeispiele Modelle und theoretische Grundlagen erarbeitet, aber auch umfangreich praktische Gesprächsbeispiele analysiert. Videogestütztes Feedback aus der Gruppe und seitens des Dozenten zeigen Optimierungsmöglichkeiten auf. Kommunikatives Verhalten auch in evtl. schwierigen Gesprächssituationen wird diskutiert. Die Rolle als Führungskraft und die damit einhergehende Verantwortung von Mitarbeitern und Führungskräften für die Sach- und Beziehungsebene stehen im Mittelpunkt.