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Studieren mit Migrationshintergrund

Herkunftssprachen und Herkunftssprecher - eine Einführung

Die Empirie steht im Zentrum der Forschung an unserem Lehrstuhl für slavische Sprach- und Kulturwissenschaft; vor allem die Erforschung der heritage languages (dts. Herkunftssprachen) bzw. der Sprecher dieser Sprachen (heritage speakers, dts. Herkunftssprecher). Die Begriffe heritage language  und heritage speaker sind noch relativ neu und werden bis dato in erster Linie in der US-amerikanischen linguistischen Literatur verwendet, finden aber sukzessive Einzug in den europäischen Forschungsdiskurs. Als heritage speakers werden Kinder von Immigranten (die sog. 2. Generation) bezeichnet, die entweder von Geburt oder von frühester Kindheit an (also bis zu einem Alter von 5 Jahren) bereits in einem bi- bzw. multilingualen Umfeld aufgewachsen sind. Ein heritage speaker lernt in der Regel zunächst im familiären Umfeld seine Herkunftssprache (man spricht bei der zuerst gelernten Sprache eine Kindes von der L1) und als zweite Sprache die dominante Umgebungssprache (L2). Im Falle eines polnisch-deutschen Bilingualen, der in Deutschland lebt, bezeichnet man das Polnische demnach als L1, das Deutsche als L2.

Die Sprachfähigkeit der 2. Generation von Sprechern erreicht in mehrerlei Hinsicht oftmals nicht das Niveau eines monolingualen Muttersprachlers; im Bereich der Phonologie hingegen sind heritage speakers aber teilweise kompetenter als L2-Lerner. Benmamoun / Montrul / Polinsky (2013) siedeln die heritage speakers daher etwa in der Mitte auf einem Kontinuum zwischen L1 und L2 an, auch wenn natürlich zwischen den einzelnen heritage speakers große Unterschiede in Bezug auf die Sprachfertigkeit vorliegen können. Die Erforschung dieser Sprecher birgt ein großes und bisher kaum ausgeschöpftes Potential für die linguistische Forschung. Sie liefert Antworten auch auf theoretische Fragestellungen, die anhand von Untersuchungen der Sprache monolingualer Personen nicht beantwortet werden konnten, wie zum Beispiel, was ein struktureller oder inhärenter Kasus in einer Sprache ist oder ob die Nomen-Verb-Distinktion universell ist.

Im Rahmen dieses Forschungsschwerpunktes entstehen am Institut derzeit zahlreiche Bachelor- und Masterarbeiten sowie Dissertationen (Izabela Błaszczyk, Daniel Romić und Veronika Wald). Zudem arbeiten wir an einem bilingualen Korpus. Für unsere Forschung suchen wir auch immer nach Probanden. Das Studienangebot an unserem Lehrstuhl richtet sich nicht ausschließlich an Lerner einer slavischen Sprache als Fremdsprache, sondern explizit auch an heritage speakers.

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