Dr. Jakob Baumgartner war während und nach seinem Studium (wissenschaftlicher) Mitarbeiter am Lehrstuhl von Professor Heese. Nach einem hervorragenden ersten Examen folgte die von Professor Hellgardt betreute Promotion im internationalen Bilanzsteuerrecht. Parallel hierzu absolvierte Herr Baumgartner einen LL.M.-Aufbaustudiengang an der University of Cambridge.
"Hinc lucem et pocula sacra (Von hier Erleuchtung und heiliges Wissen) – so lautet das Motto der im Jahr 1209 gegründeten University of Cambridge. Im akademischen Jahr 2019/2020 habe ich an der University of Cambridge mein LL.M.-Studium absolviert. Meine Studienschwerpunkte lagen im Bereich des Unternehmens-, Finanz- und Steuerrechts.
Schon während des Studiums stand für mich fest, dass ich nach dem ersten Examen zügig promovieren und den LL.M. erwerben möchte. Ein erstes, sehr hilfreiches Beratungsgespräch fand mit Herrn Professor Heese, an dessen Lehrstuhl ich damals studentische Hilfskraft war, schon während der Examensvorbereitung statt.
Nach Erhalt der Examensergebnisse sprach ich im Sommer 2018 nochmals mit Professor Heese und auch mit meinem Doktorvater, Professor Hellgardt, die sich bereit erklärten, Empfehlungsschreiben für mögliche Zieluniversitäten und Stipendiengeber zu verfassen. Sie berieten mich auch dazu, wie man die Motivationsschreiben für die Zieluniversitäten und Stipendien optimal gestaltet.
Ich hatte mich bewusst für ein LL.M.-Studium in England entschieden, da es das Ursprungsland des common law ist und auch für eine spätere berufliche Tätigkeit Bezugspunkte zu London bestehen. Neben Cambridge und Oxford („Oxbridge“) hatte ich mich auch an den beiden Londoner Universitäten LSE und King’s College beworben. Wer im Vereinigten Königreich sein LL.M.-Studium absolvieren möchte, muss sich – anders als in den USA – bei den Zieluniversitäten direkt bewerben.
An meinem Auslandsstudium hat mir besonders gefallen, dass ich die von meinem Schwerpunktstudium und meiner Promotion bekannten Rechtsgebiete einmal aus der common law-Perspektive neu betrachten konnte. Dabei habe ich natürlich auch dessen Vor- (z.B. flexiblere, kasuistisch orientierte Herangehensweise) und Nachteile (z.B. weniger Systematik) kennen gelernt. Der dortige Ansatz im Studium unterscheidet sich von dem in Deutschland insofern, als nicht nur die Falllösung im Vordergrund steht, sondern verstärkt die argumentative Auseinandersetzung mit dem Stoff. Dazu schreibt man regelmäßig essays, in denen man ein bestimmtes Thema erörtert. In diesem Zusammenhang habe ich auch für mein Promotionsvorhaben zu einem bilanzrechtlichen Thema rechtsvergleichend geforscht.
Auf dem Campus fallen besonders die altehrwürdigen, teilweise bis ins 11. Jahrhundert zurückgehenden Gebäude auf, in denen sich die Universität befindet. Die Studierenden werden immer einem der, die Universität konstituierenden Colleges zugeordnet. Dort hat man seine Unterkunft und dort gibt es auch ein umfangreiches soziales Rahmenprogramm. Ich war selbst war beim Jesus College, das über ein sehr großes Stiftungsvermögen – und damit viele Möglichkeiten – verfügt, eine lange Tradition in der Juristenausbildung hat und zahlreiche bekannte Persönlichkeiten zu seinen Alumni zählt.
Außerhalb des Lehrprogramms gibt es viele unterschiedliche Organisationen (societies), bei denen man sich beteiligen kann: von Sport (z.B. Rudern, clay pigeon shooting) über politische Organisationen und historische Vereinigungen bis hin zu debating clubs. Häufig erhält man Einladungen zu Vorträgen von bekannten Personen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Nicht zu vergessen sind die regelmäßig an den Colleges stattfindenden Abendessen (formal halls) in Robe (gown). Und die bekannte geschichtlich bedingte Rivalität zur Universität Oxford ist tatsächlich allgegenwärtig. Während meines Studienaufenthalts kam es zum Ausbruch der SARS-CoV-2-Pandemie. Daher wurde der Unterricht im letzten Trimester von April bis Mai auf digital umgestellt.
Trotz des Brexits halte ich das Vereinigte Königreich auch weiterhin für einen sehr attraktiven Studienort, da aufgrund vertraglicher Regelungen die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Beziehungen zu Kontinentaleuropa sehr stark bleiben werden.
Bezüglich der nicht unerheblichen Kosten lässt sich durch eine geschickte Kombination von verschiedenen leistungsorientierten Stipendien unter Umständen der gesamte Aufwand decken. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung in DAAD-Auswahlkommissionen war Herr Professor Heese der richtige Ansprechpartner für meine stipendienbezogenen Fragestellungen.
Schließlich möchte ich mich nochmals bei den Herren Professoren Heese und Hellgardt für ihre Beratung und Unterstützung bei den Bewerbungen bedanken. Auch meinen Stipendiengebern, dem DAAD und dem Cambridge Trust danke ich für die Förderung. Es lohnt sich, sich schon frühzeitig mit verschiedenen Studienangeboten auseinanderzusetzen und das Gespräch mit den Professoren der LL.M.-Sprechstunde zu suchen."
Jakob Baumgartner im März 2021