Dr. Birgit Bergmann
Das Habilitationsprojekt beschäftigt sich mit der Frage, wie griechische Poleis ihre militärischen Siege oder auch Niederlagen kommemoriert haben. Dabei soll zum einen untersucht werden, welchen Stellenwert militärische Konflikte im Allgemeinen sowie spezifische militärische Konflikte im Besonderen hatten, zum anderen, welche Bedeutung ihre Kommemoration für die Städte besaß, einerseits für die Polisgemeinschaft selbst, andererseits aber auch für ihre Repräsentation nach außen. Nicht zuletzt spielt auch die Frage nach den zeitlichen Veränderungen in diesen beiden Punkten und den Ursachen hierfür eine wichtige Rolle.
Folgende vier Fragenkomplexe stehen demnach im Mittelpunkt der Untersuchung:
1. Die Bandbreite der Maßnahmen nach einem militärischen Konflikt:
Welches Maßnahmenrepertoire stand einer Polis zur Kommemoration eines militärischen Konfliktes grundsätzlich zur Verfügung? Gab es ein gewisses ‚Standardprogramm’ und wie sah das aus? Wie veränderte sich das Gesamtrepertoire (und ggf. das Standardprogramm) im Laufe der Zeit und wie sind diese Veränderungen zu erklären?
2. Die topographische Verteilung der Maßnahmen nach einem militärischen Konflikt:
An welchen Orten kommemorierte eine griechische Polis den jeweiligen Konflikt (Schlachtfeld, eigenes Polisgebiet, überregionale Heiligtümer)? Was beeinflußte die Wahl eines bestimmten Ortes für eine bestimmte Maßnahme?
3. Die chronologische Verteilung der Maßnahmen nach einem militärischen Konflikt:
Wann machte man was, um einen Konflikt zu kommemorieren? Welche Konflikte wurden zu späteren Zeiten ‚reaktiviert’ und warum?
4. Das Verhältnis zwischen Konflikt und Kommemoration:
Wie ist der jeweilige militärische Konflikt historisch zu bewerten und wie wurde er kommemoriert? Welche Relation bestand zwischen den Konfliktparteien und denen, die den Konflikt kommemorierten? Oder, anders gefragt: wer war an dem Konflikt tatsächlich beteiligt und wer hat anschließend was gemacht?
Um ein möglichst vollständiges Bild der Kommemoration militärischer Konflikte durch griechische Poleis zu erhalten, beschränkt sich die Untersuchung nicht nur auf einen Aspekt (z. B. Tropaia oder Weihgeschenke), sondern nimmt das Thema in seiner ganzen Breite in den Blick: Berücksichtigt werden Tropaia, Ehrungen, Gräber, Feste, Kultfeste, Kultstiftungen und Kultbauten sowie Monumente und Weihgeschenke.
Durch die oben skizzierte Fragestellung ergibt sich allerdings bereits eine gewisse Eingrenzung des Themas. Untersucht werden nur Maßnahmen nach militärischen Konflikten, an denen mindestens eine griechische Polis beteiligt war (Maßnahmen nach Staseis oder nach militärischen Konflikten zwischen nichtgriechischen Gegnern bleiben also unberücksichtigt). In chronologischer Hinsicht 'beschränkt' sich die Untersuchung außerdem auf die archaische und klassische Zeit (der idealiter anvisierte Endpunkt ist die Schlacht von Chaironeia 338 v. Chr.).
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