Tagung Rom, Deutsches Archäologisches Institut, 17.-18. Oktober 2024
(Organisation: Prof. Dr. Dirk Steuernagel, Universität Regensburg)
Die Tagung trägt Forschungen aus verschiedenen laufenden Projekten zusammen, die sich mit römischen Villen der Kaiserzeit und Spätantike in unmittelbarer Küstennähe sowie mit den besonderen Umweltbedingungen, Wirtschaftsformen und Siedlungsbildern im Gebiet der Oberen Adria beschäftigen, vom Mündungsbereich des Po im Westen bis zur istrianisch-dalmatinischen Küste im Osten. Darüber hinaus werden punktuelle Vergleiche mit anderen Regionen Italiens angestellt. Ausgangspunkt sind die vorläufigen Resultate eines von der DFG geförderten, deutsch-italienischen Forschungsprojekts zu einer Villa in Bibione (S. Michele al Tagliamento, VE, Italien).
Die Hauptfragen, die im Austausch zwischen den verschiedenen Forschungsprojekten diskutiert werden sollen, lassen sich grob unter drei Gesichtspunkten zusammenfassen:
a. Naturräume und Siedlungsstrukturen
Auf der Grundlage geomorphologischer und geoarchäologischer Untersuchungen sowie umfangreicher und intensiver archäologischer Feldforschungen wird der räumliche Rahmen der Küstenvillen näher beleuchtet. Wie verändern sich die Lagunengebiete an der Küste in römischer bzw. spätantiker Zeit? Welche Bedeutung haben langanhaltende natürliche und kulturelle Prozesse für die Siedlungsdynamik (z.B. Verlandung, Urbanisierung, Bevölkerungswachstum), welche Auswirkungen haben einzelne Ereignisse und Eingriffe (z.B. Erdbeben und Überschwemmungen, Wasserregulierung und Straßenbau)? Was sind die besonderen Merkmale des Küstenlagunen-Kontextes in Bezug auf Landbesitz und landwirtschaftliche Verteilung?
b. Wirtschaftliche Aktivitäten und Handelsbeziehungen
Ein weiteres wichtiges Thema sind Untersuchungen zu den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der (nord)adriatischen Villen, einschließlich einiger exemplarischer Vergleiche mit Küstenvillen in anderen Gebieten. Das übergreifende Thema ist die Nutzung der Landressourcen, insbesondere der Meeres- und Lagunenressourcen. Darüber hinaus werden auch die Verbindungen über Kommunikationswege (und Wasserstraßen) sowie die Versorgung mit Baumaterialien und Konsumgütern betrachtet. In diesem Zusammenhang ist das Vorhandensein von Häfen und Hafenanlagen in direkter Verbindung mit den Villen von einiger Bedeutung. Darüber hinaus sind für diesen Fragenkomplex auch historische und juristische Quellen heranzuziehen.
c. Architektur und funktionale Gliederung der Villen
Mit Blick auf die Gebäude der Küstenvillen selbst - die Hauptgebäude und andere zum selben Fundus gehörende Einrichtungen (für Zucht, Produktion, Lagerung etc.) - werden auf Grundrissgestaltung und Funktionsbereiche ausgerichtete Studien vorgestellt. Dazu gehören auch Untersuchungen der dekorativen Ausstattungen und Funde. Ziel ist es, die Nutzungsformen der verschiedenen Gebäudetypen sowie den Lebensstandard und das kulturelle und wirtschaftliche Niveau der Villenbesitzer zu vergleichen und zu analysieren. Darüber hinaus werden architektonische Aspekte wie die verschiedenen Baumaterialien, -systeme und -traditionen untersucht, wobei die architektonische Entwicklung im Laufe der Zeit (Erweiterungen, Anpassungen, Renovierungen usw.) rekonstruiert werden soll.
Kontakt: dirk.steuernagel@ur.de