Page 50 - Forschungsbericht 2015 bis 2018 Universtität Regensburg
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Neurobiologie emotionaler Metropolität
Dysfunktionen in der Vormoderne
Sprecherin: Prof. Dr. Inga D. Neumann, Fakultät für Biologie und Sprecher: Prof. Dr. Jörg Oberste, Fakultät für Philosophie, Kunst,
Vorklinische Medizin, UR Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften, UR
Laufzeit: März 2017 bis September 2021 (1. Förderperiode) Laufzeit: April 2017 bis September 2021 (1. Förderperiode)
Das Gehirn ist die komplexeste Struktur des Universums. Psychische
Störungen gehören weltweit zu den häufigsten Erkrankungen und
führen zu einer erheblichen individuellen und gesellschaftlichen
Belastung. Jedes Jahr leiden nahezu 30 % der Bevölkerung unter
einer psychischen Störung. Effiziente und nebenwirkungsfreie Be-
handlungsoptionen sind trotz umfänglicher Forschungsaktivitäten
noch immer nicht verfügbar.
Vor diesem Hintergrund ist das Hauptziel des Graduiertenkollegs
2174 die Ausbildung kompetenter Nachwuchswissenschaftler*in-
nen, die darin trainiert werden, das eigene Projekt und das stetig Foto © UR/Lena Schabus
zunehmende Wissen auf molekularer und zellulärer Ebene in einen
verhaltensbiologischen und klinischen Kontext zu bringen. Dabei
geht es in jedem Promotions-Projekt um psychopathologische
Graduiertenkolleg 2337 »Metropolität in der Vormoderne«.
Phänomene, vor allem im Bereich von Depression und Angsterkran-
kungen. In den präklinischen Projekten kommen Tiermodelle für
soziale Angst, angeborenes depressionsähnliches Verhalten, tren-
nungsinduzierte Depression sowie für chronischen psychosozialen Metropolen sind die Landmarken für Urbanisierungsprozesse welt-
Stress zum Einsatz. Hierbei wird in den Einzelprojekten eine Viel- weit. Auffällig ist, dass es gerade europäische Städte sind, die zwi-
zahl von molekularen und zellulären Targets unter die Lupe ge- schen dem 16. und 18. Jahrhundert weltweit die größten Einwoh-
nommen, die für sozio-emotionale Dysfunktionen eine Rolle spielen nerzahlen aufweisen und dass diese Metropolen fast ausnahmslos
können: Glia-Zellen, Neuropeptide und deren Rezeptor-gekoppelte auf römische Gründungen zurückgehen. Ausgehend von dieser Be-
Signalkaskaden, mRNAs sowie mitochondriale oder axonale Trans- obachtung, fragt das Forschungsprogramm des Graduiertenkollegs
portproteine. Die humanen Projekte stellen einen entsprechenden »Metropolität in der Vormoderne« nach der longue durée der euro-
klinischen Bezug her, so geht es zum Beispiel um funktionelle Bild- päischen Metropole, nach Konstitution, Wirkung und Wandel des
gebung, darum, neuronale Aktivitätsmuster während Angst- und metropolitanen Status von der griechisch-römischen Antike bis zur
Furchtsituationen zu identifizieren oder um zelluläre Befunde bei Schwelle der Industrialisierung. In diesem langen Zeitraum spielen
Patient*innen mit Depression. sich in Städten neue Vergesellschaftungs- und Wirtschaftsformen,
GRK 2174/1: Herrschaftstechniken und kulturelle Codes ein, die ihre Vorbilder
https://www.uni-regensburg.de/research/regensburg-center- und »Laboratorien« in den Metropolen finden.
neuroscience/grk-2174-neurobiology-of-emotion-dysfunction/ Aktuell forschen im Graduiertenkolleg 2337/1 zehn Doktorand/innen
index.html und zwei Postdocs, darunter drei Italienerinnen, zwei US-Amerika-
https://bidw.uni-regensburg.de/index.php/bidw/article/ ner und ein Brite.
view/94 GRK 2337/1:
https://www.uni-regensburg.de/philosophie-kunst-
geschichte-gesellschaft/metropolitaet-vormoderne/
https://bidw.uni-regensburg.de/index.php/bidw/issue/archive
Foto: UR/Stefan Buchhauser Forschung zur Neurobiologie emotionaler
Dysfunktionen: Mitglieder des Graduierten-
48 kollegs 2174.