Page 113 - Forschungsbericht 2015 bis 2018 Universtität Regensburg
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INTERNATIONAL UND INTERDISZIPLINÄR VERNETZT







        WELCHE AKTUELLEN BEZÜGE                             scher Schriften des Alten und Neuen Testaments gilt im Christentum
        ZEICHNEN DIE FORSCHUNG AN DER                       als grundlegende Autorität. Auch nach seinem Abschluss und seiner
                                                            weitgehenden Anerkennung (im 4. Jahrhundert) existieren und ent-
        FAKULTÄT AUS?                                       stehen freilich weiterhin Traditionen, die jenseits des Kanons, teils
                                                            sogar gegen darin festgehaltene Texte gerichtet, teils aus ihnen aus-
        Die Fakultät für Katholische Theologie zeichnet sich einerseits durch   wählend und sie fortschreibend, Autorität beanspruchen. In kreati-
        eine hochdiversifizierte Forschung in 13 verschiedenen theologi-  ver Aufnahme des Foucault’schen Begriffes können diese gemeinhin
        schen Disziplinen aus, die – dem traditionellen Charakter geistes-  als »apokryph« bezeichneten Traditionen sowie deren Ausdrucksge-
        wissenschaftlicher Forschung entsprechend – auch ohne größere   stalt und Kommunikationszusammenhänge als Heterotopien, d. h.
        Drittmittel und sichtbare Strukturen  nachhaltige Ergebnisse zei-  als »wirksame Orte« in der Funktion von »Widerlagern«, im spätan-
        tigt; zugleich ist sie andererseits ein Beispiel interdisziplinärer Ko-  tiken Christentum verstanden werden. Diesen Überlieferungen und
        operation ad intra und ad extra. Alle Fächergruppen der Fakultät   ihren  Funktionen  in  verschiedensten  Kontexten  religiösen  Lebens
        kooperieren mit zahlreichen Einzelprojekten und interdisziplinären   widmet sich die Kolleg-Forschungsgruppe. Konkret richtet sie den
        Initiativen  in  den  beiden langfristigen  Forschungsschwerpunkten   Blick auf literarische Traditionen jenseits des biblischen Kanons, auf
        über »Die Bibel und ihre Rezeption in kulturellen Diskursen« und   deren vielfältige, oft materiale Ausdrucksformen und Ansatzpunkte
        »Theologische Anthropologie und Wertorientierung«, die auch eine   in der »gelebten« und in der »popularen« Religion sowie auf ihre
        Reihe von Drittmittelprojekten und internationalen Gastwissen-  unterschätzte Bedeutung im rituellen Leben der Kirchen. Dabei wird
        schaftlerinnen  und Gastwissenschaftlern angezogen haben (u. a.   das Konzept des »Denkraums Spätantike« im Sinne eines auch Dinge
        Deutsche Forschungsgemeinschaft  – DFG, Fritz-Thyssen-Stiftung,   und Praktiken umfassenden Diskursraums erweitert. Dieser Zugang
        Alexander von Humboldt-Stiftung); mehrere Fächer sind am geis-  verspricht nicht nur Einsichten in die eher impliziten Mechanismen
        teswissenschaftlichen DFG-Graduiertenkolleg 2337 »Metropolität in   religiöser Kommunikation und theologischer Erkenntnisbildung; der
        der Vormoderne« beteiligt (siehe S. 48) und im Forum Mittelalter,   Disziplinen übergreifende Ansatz vermag auch einen innovativen
        im Klassikzentrum sowie in universitären Programmen wie dem in-  Beitrag zu übergeordneten Fragen kanonischer Prozesse und alter-
        terdisziplinären Schwerpunkt »Kriminologie und Gewaltforschung«   nativer Autoritäten zu leisten, wie sie auch in anderen Kultur- und
        engagiert.                                          Geisteswissenschaften diskutiert werden.

        Überregional strukturbildend ist die DFG-Kolleg-Forschungsgruppe   Von internationaler – auch transatlantischer – Strahlkraft ist auch
        2770 »Jenseits des Kanons: Heterotopien religiöser Autorität im   das von der John Templeton Foundation mit über einer Million
        spätantiken Christentum«, die schon länger bestehende Forschun-  Euro geförderte Projekt »Analytic Theology«, an dem seitens der
        gen im Bereich der Neutestamentlichen Bibelwissenschaft, der Alten   Fakultät der Lehrstuhl  für Philosophische Grundfragen der Theo-
        Kirchengeschichte und Patrologie sowie der Liturgiewissenschaft   logie maßgeblich beteiligt ist. In Einzelprojekten, durch Tagungen
        bündelt und in einen ganz neuen Kontext stellt. Der Kanon bibli-  und Summerschools werden unter anderem das Wesen und die











                                                    Gastprofessur
           Kulturpreis der Bayernwerk AG und                                 Internationales »Analytic
           des Bayerischen Staatsministeriums                                  Theology Project«
           für Bildung und Kultus, Wissenschaft   Jährliche Gastprofessur der
           und Kunst für Dr. Rebecca Gita Deurer   Joseph Ratzinger/Papst Benedikt
           (beste Dissertation) (2017)        XVI.-Stiftung





                      Auszeichnung                                             Internationale Zusammenarbeit




                                                                                                             111
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