Der Österreicher Leopold Trattinnick (1764-1849) begann seine akademische Laufbahn mit einem Jura-Studium, das er jedoch bald darauf abbrach, um sich den Naturwissenschaften zu widmen. Er verlegte sich auf die Entomologie, Mineralogie und Botanik. Einen Lehrer und Förderer fand er in dem Professor für Chemie und Botanik Nikolaus Joseph von Jacquin (1727-1817), der den Botanischen Garten an der Universität Wien und später die Kaiserlichen Gärten zu Schönbrunn leitete. Die Gunst seines Mentors und das Wohlwollen Kaisers Franz I. verhalfen schließlich 1809 Trattinnick zu der Stelle des Custos am Hof-Naturalienkabinett, die er bis 1835/36 innehaben sollte. Zuvor hatte Trattinnick sein Privatvermögen für seine Forschungen, seine umfangreiche Bibliothek und kostspielige Publikationen aufgezehrt, da er bislang ohne feste Beschäftigung war.
Trattinnick veröffentlichte außerordentlich viele Beschreibungen und Zeichnungen über heimische wie exotische Flora. Die Beschäftigung mit außereuropäischen Pflanzen war durch die Exkursionen seines Mentors Jacquin nach Martinique, Haiti, Jamaika sowie Südamerika vorgegeben. Der Kaiser hatte Jacquin beauftragt, für seine Schönbrunner Gärten neue Pflanzen und noch lebende Tiere für die Menagerie zu beschaffen. Trattinnicks Bemühungen wurden von seinen Zeitgenossen nur mäßig gewürdigt: „Nicht bald hat ein Botaniker mit redlichem Eifer so viel unternommen und dabei so wenig Erfolg gehabt“. (Nissen: S. 187).
Sein Bestreben, möglichst viele unbekannte Pflanzen in dekorativer Art der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, wurde durch mangelnde systematische Ordnung und nachlässiger Taxonomie zunichte gemacht. Auch kritisierte man die Verwendung bereits bekannter Darstellungen, zu geringe Detailtreue sowie zu freudigen Farbeinsatz. Ein Grund für die „artistische“ Blumenmalerei mag auch in der Auswahl der Künstler liegen, die Trattinnicks Entwürfe umsetzen sollten: Ignaz Strenzel und der Porzellanmaler Franz Reinelli waren dem dekorativen, pompösen Blumenschmuck des Barock eher zugeneigt als der nüchternen Darstellungsweise, wie sie Jacquin gepflegt hatte. Heute wird von Liebhabern der botanischen Malerei hingegen die Technik Trattinnicks geschätzt, Pflanzen mit kraftvollen Farben in Szene zu setzen.
Seine Zeitgenossen konnten damals auch wenig mit den Wachsmodellen heimischer Pilze anfangen, die nach Anleitung Trattinnicks von einem italienischen Künstler angefertigt worden waren. Mittlerweile werden seine Bemühungen als wegweisend gewürdigt und Versuche unternommen, die Objekte der zerschlagenden Sammlung zu ermitteln. Trattinnick veröffentlichte mehrere mykologische Werke und Abhandlungen.
Der „Thesaurus botanicus“ erlitt zunächst ein vergleichbar trauriges Schicksal. Nach Erscheinen der ersten zwanzig Tafeln wurde die Produktion wegen der Napoleonischen Kriege eingestellt. Die verwendeten Platten wurden abgeschliffen und zerschnitten. Als die Produktion 1819 wider Erwarten erneut aufgenommen wurde, waren nicht mehr ausreichend Abdrucke der ersten zwanzig Abbildungen vorhanden, so dass es heute als antiquarische Seltenheit gilt, über vollständiges Exemplar des „Thesaurus botanicus“ zu verfügen. In dem Thesaurus finden sich auffallend viele Abbildungen von Hippeastrum-Arten, die Jacquin von seinen Südamerika-Exkursionen mitgebracht hatte.
Zu seinen weiteren Hauptwerken zählen die „Flora Austrica exsiccata“, das „Archiv für Gewächskunde“ sowie die „Fungi Austriaci“. Daneben veröffentlichte er zahlreiche Abhandlungen zu einzelnen Arten sowie gärtnerische Anweisungen. Die Kunstsinnigkeit des Botanikers schlug sich neben der Malerei in poetischen und unterhaltsamen Geschichten nieder.
Trattinnick veröffentlichte seinen Namen teilweise mit nur einem „n“. Heutzutage hat sich zumeist die Schreibweise mit Konsonantenverdoppelung eingebürgert.