Der Höhepunkt der französischen Botanikmalerei des Empire ist unauflöslich mit dem Namen Pierre Joseph Redouté (1759-1840) verbunden. Redouté wurde in St. Hubert in dem heutigen Belgien geboren. Er stammt aus einer Künstlerfamilie, die sich ihren Lebensunterhalt durch Kirchenmalerei in Öl und Fresko verdiente. Bereits als 13-Jähriger begab er sich als Geselle auf Wanderschaft. Als er mit 16 Jahren an den Dekorationsarbeiten der Karlsburg beteiligt war, lernte er die Gemälde der flämischen Meister kennen. Die Bilder van Huysum erweckten in ihm den Wunsch, sich ganz der botanischen Malerei zu widmen. Als er 1782 nach Paris kam, fertigte er mit seinem Bruder Kulissen für das Theater an, was ihn allerdings nicht zufrieden stellte. Er hielt an seinem beruflichen Ziel fest und veröffentlichte Pflanzendarstellungen. Die Einzelblattdrucke fielen der Gartenliebhaberin Marie Antoinette auf, die ihn zu ihrem Hofmaler ernannte. Den englischen Einplattenfarbdruck lernte er durch den Amateurbotaniker Charles L’Héritier de Brutelle kennen, der ihn 1788 nach London einlud. Gemeinsam mit James Sowerby, der auch für Curtis’ Botanical Magazine Entwürfe lieferte, fertigte er Abbildungen für Werke L’Héritiers an. Nach seiner Rückkehr nach Paris verfeinerte Redouté seine Technik des Punktierstichs, der im Farbdruck feinste Schattierungen und Nuancen zum Ausdruck brachte. Der niederländische Künstler Gerard van Spaendonck, der seit 1780 eine Professur für botanische Malerei erhalten hatte, förderte Redouté und beeinflusste seinen Stil maßgeblich.
Hatte Redouté zuerst durch Arbeiten in „Plantes grasses“ und „Nouveau Duhamel“ auf sich aufmerksam gemacht, so gelang ihm der internationale Durchbruch mit seinem berühmten Lilienwerk „Les Liliacées“ (1802-1816) in 8 Bänden, das unter dem Protektorat der Kaiserin Josephine entstand. Der Innenminister Chaptal reservierte 80 Exemplare, um sie ausländischen Wissenschaftlern als Staatsgeschenk zu überreichen. Napoleon wies Außenminister Talleryrand an, Exemplare für europäische Staatoberhäupter bereit zu halten. Zusammen mit dem Bibliothekar des Panthéon Étienne Pierre Ventenat (1757-1808), veröffentlichte er den „Jardin de la Malmaison“. Seine Gönnerin Josephine verlieh ihm 1805 den Titel des Hof- und Blumenmalers.
Sein dreibändiges Rosenwerk „Les roses“ (1817-1824) wurde nach dem Sturz Napoleons von der Herzogin von Berry gefördert und übertraf den Erfolg seines Lilienwerks. Die zarten Rosen in ihren leuchtenden Farben leben bis heute in zahllosen Reproduktionen weiter, auch wenn jene Nachdrucke nicht an das Original heranreichen können.
Kaiser Josephine schenkte der Regensburgischen Botanischen Gesellschaft zwei Bände der „Les Liliacées“ und den „Le Jardin de Malmaison“. Wahrscheinlich übergab Kaspar Graf von Sternberg die Bücher der Bibliothek der Oberpfälzer Gesellschaft. Dank einer Dauerleihgabe befinden sich die Bände an der Universitätsbibliothek Regensburg.
In dem Lilienwerk sind anders, als sein Name vermuten lässt, nicht nur Liliengewächse im strengen Sinn abgebildet, so dass sich neben anderen auch Amaryllisgewächse finden, die damals in den Gärten Frankreichs zu bestaunen waren.