Kultiviert wurden Äpfel im griechischen Kulturkreis schon in frühester Zeit. So beschreibt Homer die Äpfel im Garten des Antinoos in seiner Odyssee (Od. 7,112-121; Übers. Weiher):
Nahe dem Tor, vier Morgen groß, begann dann der Garten.
Allseits war er umgeben von festem Gehege. Da wuchsen
Hohe Bäume und blühten und strotzten von glänzenden Früchten.
Birnen, Granaten und Äpfel tragen die Bäume, es gibt auch 115
Feigen von hoher Süße; Oliven wachsen und blühen.
Niemals geht eine Frucht hier verloren und nie gibt es Mangel
Winter wie Sommer, im ganzen Jahr nicht; der täglich und stündlich
Wehende Westwind lässt ja die Früchte hier wachsen, dort reifen.
Überreif wird Birne um Birne, Apfel um Apfel. 120
Traube hängt neben Traube und Feige drängt sich an Feige.
Als wahre Meister der Apfelzucht haben sich dann aber insbesondere die römischen Obstbauern erwiesen. Noch heute lassen sich anhand literarischer Quellen 31 verschiedene Sorten nachweisen, womit die vergleichsweise übersichtliche Zahl an Sorten, die Athenaios in den Deipnosophisten für die griechischen Apfelzüchter anführen konnte, bei weitem überschritten wurde. Er differenziert in deipn. 3,20 hauptsächlich zwischen süßen und sauren bzw. zwischen Sommer- und Herbstäpfeln. Vielfältig waren die Zubereitungsarten: Honigäpfel (μελίμηλα) pfropfte man auf Quitten und legte sie nach der Ernte in Wein ein; Apfelsaft diente zur Wein- (Plin. nat. hist. 14,103) und zur Essigherstellung (Pall. agric. 3,25,19). Der Apfel galt als Speise des armen Mannes (Ov. met. 8,677) und als Delikatesse auf den Tischen der Reichen (Hor. sat. 1,3,7).
Auch im kultisch-sakralen Bereich begegnete man den Äpfeln: Mit den Früchten einer besonderen Sorte (δελφικόν) wurden die Sieger bei den pythischen Spielen ausgezeichnet (Lukian Anach. 9-10). Äpfel spielten aber auch eine Rolle im attischen Hochzeitsritus: Das Brautpaar aß beim Betreten der Brautkammer (θάλαμος) einen Apfel (Plut. quaest. Rom. 65).
Äpfel waren aber besonders wegen ihrer diätetischen Verwendung begehrt. Die Mediziner der Antike setzten das Obst für die unterschiedliche Zwecke ein, so etwa bei Verdauungsproblemen und bei Übelkeit. Galen warnt vor unreifen Früchten und empfiehlt grundsätzlich gekochte oder gebratene Äpfel (Gal. VI 597 Kühn).
Aber auch dem Granatapfel wurden medizinische Wirkungen zugeschrieben. Im 1. Jhd. n. Chr. gibt der Militärarzt Pedanios Dioskurides, Verfasser eines bis in die Neuzeit einflussreichen pharmakologischen Handbuchs, die folgenden Eigenschaften an: „Jede Art Granatapfel ist wohlschmeckend, dem Magen bekömmlich, nicht nahrhaft. Von ihnen ist indes der süße dem Magen zuträglicher, indem er eine gewisse Wärme erzeugt und Blähungen verursacht, weshalb er für Fiebernde unbrauchbar ist. Der saure dagegen hilft dem erhitzten Magen, ist auch zusammenziehender und mehr urintreibend, aber unangenehm für den Gaumen und astringierend, der weinartige hat mittlere Kraft. […] Die Blüten des Granatbaumes, welche auch Kytinoi genannt werden, sind gleichfalls adstringierend, austrocknend und stopfend, sie verkleben auch blutige Wunden und wirken in allen Fällen wie der Granatbaum. […] Einige berichten, dass man nach dem Genuss von drei selbst sehr kleinen Kytinoi das ganze Jahr hindurch nicht an den Augen leide. […]“ (Übers. aus dem Griechischen: Berendes, S. 131)