Ein Moot Court ist eine simulierte Gerichtsverhandlung. Studenten der Rechtswissenschaften wird ein fiktiver oder realer Fall zugeteilt; sie vertreten dabei eine der Prozessparteien vor Gericht, indem sie die entsprechenden Schriftsätze anfertigen und in der mündlichen Verhandlung auftreten und verhandeln. Seinen Ursprung hat der Moot Court in den USA; er ist aber inzwischen auch fester Bestanteil der juristischen Ausbildung in Deutschland.
Ein Moot Court kann als lokale Einzelveranstaltung stattfinden. Es gibt aber auch zahlreiche Moot Court-Wettbewerbe zu verschiedenen Rechtsgebieten auf nationaler wie auf internationaler Ebene. Hier treten Studenden verschiedener Universitäten gegeneinander an.
Professor Heese und sein Lehrstuhl betreuen gemeinsam mit Professorin Mayer und RA Dr. Graml (Kanzlei Graml & Kollegen, Regensburg) sowie dem Ausbildungszentrum REGINA die Regensburger Studenten, die am ELSA Deutschland Moot Court (EDMC) teilnehmen.
Der EDMC, der von der deutschen Sektion der European Law Students’ Association ausgerichtet wird, existiert seit 1994 und findet jährlich einmal statt. Gegenstand sind Fälle zum deutschen Zivilrecht, die nach der deutschen Zivilprozessordnung vor einem fiktiven deutschen Instanzgericht verhandelt werden.
Der EDMC beginnt mit den Lokalentscheiden. Beim Nationalentscheid werden anschließend die Finalisten aus den Regionalsiegern ermittelt, die sodann beim Bundesentscheid in Karlsruhe vor Richtern und Anwälten des Bundesgerichtshofs um den Gesamtsieg streiten.
Regensburger Teams sind bei diesem Wettbewerb traditionell sehr erfolgreich: Nikolaus Schröder (Lehrstuhl Professor Heese) gewann den EDMC im Jahr 2015. Sodann haben Elina Mayer (Lehrstuhl Professor Kühling) und Anna Gmehling (Lehrstuhl Professor Heese) den EDMC 2021 gewonnen. Im Jahr 2024 gewannen Felix Summerer (Lehrstuhl Prof. Heese) und Bastian Reinsch.
Die Teilnehmer erhalten einen Schlüsselqualifikationsschein i.S.v. § 28 II StPrO.
Haben Sie die Vorlesung ZPO I gehört und Lust, beim Wettbewerb mitzumachen? Die Rekrutierungsphase für den Regensburger Lokalentscheid findet immer zu Beginn des Wintersemesters statt. Sprechen Sie uns doch einfach an!
Nachfolgenden finden Sie einige Eindrücke zu den Wettbewerben der vergangenen Jahre aus der Regensburger Perspektive.
Felix Summerer (Lehrstuhl Prof. Heese) und Bastian Reinsch haben als Regensburger Team den ELSA Deutschland Moot Court (EDMC) 2024 gewonnen!
Nach ihrem ersten Erfolg beim Regensburger Lokalentscheid im Januar 2024 setzte sich das Regensburger Team zunächst beim Nationalentscheid in Berlin gegen zwölf andere Teams durch und erhielt besondere Anerkennung für seine herausragende Klaggeschrift. Im Bundesentscheid, dem Finale des Wettbewerbs, trafen sie am 28. Juni 2024 beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe auf das Team der Universität Osnabrück, wo sich die Regensburger wiederum durchsetzen konnten.
Im Erfolg des Teams Regensburg bestätigt sich erneut die gute Vorbereitung durch erfahrene Coaches und die fundierte Ausbildung im Zivilprozessrecht, das neben dem Familienrecht traditionell zu den tragenden Säulen des Regensburger Zivilrechts zählt. Im Jahr 2021 hatten bereits Anna Gmehling (Lehrstuhl Prof. Heese) und Elina Mayer (Lehrstuhl Prof. Kühling) als Regensburger Team den ELSA Deutschland Moot Court gewonnen. 2024 heißt es wieder: Herzlichen Glückwunsch zu dieser tollen Leistung!
Was passiert, wenn auf Ebay "20 prägefrische 2-Eruo-Münzen" (sic!) aus der Republik Irland versteigert werden und sich die Parteien anschließend nicht über die Wirksamkeit des Kaufvertrags und die Abwicklung des Geschäfts einigen können? Und was, wenn sich dann auch noch herausstellt, dass sich unter den 2-Euro-Münzen tatsächlich auch einige aus dem Vatikan befinden, die ungleich wertvoller sind? Hatten sich die Parteien nach dem ganzen Durcheinander wirksam verglichen? Oder kann die Käuferin von der Verkäuferin immer noch die Verschaffung der Münzen verlangen? Und welcher Münzen? Nur solcher aus der Republik Irland oder auch die aus dem Vatikan?
Am 26. Januar 2023 fand der Regensburger Lokalentscheid des diesjährigen ELSA Deutschland Moot Court statt. Am Nachmittag wurden zunächst zwei Vorrunden ausgetragen, durch die die beiden Finalteams ermittelt wurden. Am Abend traten dann die Finalteams vor Publikum im gut besuchten H 24 des Vielberth-Gebäudes gegeneinander an.
Die Klägerin wurde von Franziska Wagner & Veronika Zieglmeier vertreten und die Beklagte von Luisa Rupp & Sophia Wewer. In der Vorauswahl-Jury saßen neben Prof. Dr. Claudia Mayer in diesem Jahr Isabelle Clemm und Anna Gmehling. In der Finalrunden-Jury saßen dann wieder Prof. Dr. Claudia Mayer, RA Dr. Georg Graml und Prof. Dr. Michael Heese. Das Jury-Gericht des ELSA Moot Court hätte die Klage der Käuferin am Ende wohl abgewiesen, doch haben sich die Parteien in der mündlichen Verhandlung schließlich verglichen. Am Ende konnten Luisa Rupp & Sophia Wewer die Jury durch ihre mündliche Verhandlungsführung am meisten überzeugen und den Wettbewerb für sich entscheiden. Für das Gewinnerteam geht es nun in die nächste Runde, wo sie auf Regionalebene gegen Teams anderer Fakultäten antreten werden. Sie haben dort die Möglichkeit, sich für das Finale am Bundesgerichtshof in Karlsruhe zu qualifizieren.
Am 26. Januar 2022 fand der Regensburger Lokalentscheid des diesjährigen ELSA Deutschland Moot Court statt. Pandemiebedingt wurde die mündliche Verhandlung als hybride Veranstaltung durchgeführt. Zuhörer konnten die Verhandlung über Zoom live mitverfolgen.
Auf der Klägerseite standen die Huevos sorpresa S.A. de C.V., vertreten durch die Rechtsanwälte Helena Manke & Tom Jensson; auf Beklagtenseite die Verpackungslösungen GmbH, vertreten durch die Rechtsanwälte Sarah Reisinger & Benjamin Roemer. In der Jury saßen auch in diesem Jahr wieder RA Dr. Georg Graml, Prof. Dr. Claudia Mayer und Prof. Dr. Michael Heese.
In dem fiktiven Rechtsstreit ging es um den Bau und die Lieferung einer Verpackungsmaschine für Überraschungseier aus Schokolade. Ein mexikanisches Unternehmen hatte die Maschine als Prototyp bei einem deutschen Hersteller erworben. Nur leider funktionierte die Maschine anschließend nicht so, wie es sich der mexikanische Ü-Ei-Produzent vorgestellt hatte: Die Vakuumanlage, die die Eier in der Maschine transportieren soll, war nicht für den auf 2000 Meter in Mexiko herrschenden Luftdruck ausgelegt und die „Missing-Egg-Funktion“ war überhaupt nicht eingebaut worden. Nach kurzer Zeit wurden die Schneidemesser stumpf und zu allem Überfluss brach auch noch die Antriebsstange. Da wundert man sich nicht, dass die Maschine, anstatt der zugesagten 200 Eier pro Minute, gerade einmal 140 Eier verpacken konnte. Nach zahlreichen Nachbesserungsversuchen wollte das mexikanische Unternehmen nun nicht nur die für die Maschine gezahlten 750.000 Euro zurück, sondern überdies seinen entgangenen Gewinn iHv. über einer Mio. Euro – im Ergebnis ohne Erfolg. Das Jurygericht wies die Klage letztlich ab, teils weil schon der Vorrang der Nacherfüllung nicht beachtet wurde, teils weil sich das mexikanische Unternehmen weiterer Nachbesserungsversuche des Prototypherstellers zu vorschnell verweigert hatte.
Trotzdem war es für die Klägervertreter ein guter Tag: Helena Manke & Tom Jensson haben den Regensburger Vorentscheid gewonnen; die beiden konnten die Jury vor allem durch ihre mündliche Verhandlungsführung überzeugen. Aber auch Sarah Reisinger & Benjamin Roemer haben sich in der Verhandlung gut geschlagen.
Elina Mayer (Lehrstuhl Prof. Kühling) und Anna Gmehling (Lehrstuhl Prof. Heese) haben als Regensburger Team den ELSA Deutschland Moot Court (EDMC) 2021 gewonnen!
Die Gewinnerinnen des Regensburger Lokalentscheids vom Januar 2021 hatten sich kurz zuvor beim Nationalentscheid in Hamburg gegen neun andere Teams durchsetzen können. Im Finale des Wettbewerbs, dem Bundesentscheid, standen sich das Regensburger Team und ein Team der Universität Osnabrück gegenüber, vgl. hierzu die EDMC Bundesentscheid Broschüre.
Am Freitag den 9. Juli 2021 stand beim Bundesgerichtshof im Zuge einer digitalen Hauptverhandlung ein Fall des „Landgerichts Frankfurt“ zur Verhandlung und Entscheidung an. Es galt Anträge zu stellen und weitere Prozesserklärungen abzugeben und auf zahlreiche Nachfragen des Gerichts hin wurden anspruchsvolle juristische Streitgespräche geführt. Bei dem Rechtsstreit ging es um die Herausgabe der Zulassungsbescheinigung Teil II (Kfz-Brief) eines Golf 5, um die Wirksamkeit eines kuriosen Pfandgeschäfts und um vorgerichtliche Rechtsanwaltskosten.
Das Moot-Court-Gericht am BGH musste gleichzeitig in die Rolle der Wettbewerbsjury schlüpfen. In einer spannenden 70-minütigen Verhandlung konnten sich die beiden Regensburgerinnen als Vertreterinnen der Klägerpartei am Ende gegen das Team aus Osnabrück behaupten und belegten damit den ersten Platz, vgl. auch die Pressemitteilung der UR v. 15.7.2021 und die Mittelbayerische Zeitung v. 21.7.2021. Wir sagen herzlichen Glückwunsch zu dieser tollen Leistung!
Bekommt eine Verkäuferin den Kaufpreis, wenn sie ein Buch an die frühere Eigentümerin verkauft? Eigentlich nicht, so jedenfalls schon das Reichsgericht. Der Sachverhalt, der dem Regensburger Lokalentscheid des ELSA Deutschland Moot Court (EDMC) 2021 zugrunde lag, war allerdings komplizierter. Schließlich war die Herkunft des Buchs zwischen den Parteien umstritten und auch eine Ersitzung durch die Verkäuferin stand im Raum. Anna Gmehling und Elina Mayer konnten den Lokalentscheid als Klägerinvertreter am Mittwoch, dem 13. Januar 2021, für sich entscheiden. Aber auch Sarah Pommer und Sophie Bittl, die die Beklagte vertraten, haben sich gut geschlagen.
Die simulierte Gerichtsverhandlung wurde pandemiebedingt erstmals online via Zoom ausgetragen. Rund 150 Zuschauer verfolgten den Zivilprozess an ihren heimischen Bildschirmen, in dem vier Jurastudentinnen in der Rolle als Rechtsanwältinnen für die Interessen ihrer fiktiven Mandantschaft kämpften. Wie schon im vergangenen Jahr haben RA Dr. Georg Graml, Prof. Dr. Michael Heese und Prof. Dr. Claudia Mayer die Klage mit den Teilnehmerinnen verhandelt und im Anschluss die Siegerinnen des Wettbewerbs gekürt.
Veranstaltungen wie der ELSA Deutschland Moot Court ermöglichen Jurastudierenden, notwendige Schlüsselqualifikationen zu üben und Einblicke in die Berufspraxis zu erhalten. Nikolaus Schröder (Lehrstuhl Professor Heese) und Johannes Weber (Ausbildungszentrum REGINA) haben die Teilnehmerinnen für das Auftreten vor Gericht und das Verfassen eines anwaltlichen Schriftsatzes vorbereitet.
Siegerinnen des Lokalentscheids: Elina Mayer und Anna Gmehling
Ein Toaster wird zum Streitfall: Regensburger Studierende übernehmen die Rollen der Rechtsanwälte beim Regensburger Lokalentscheid des ELSA Deutschland Moot Court 2020.
Es ist verzwickt: Ein knapp 20 Euro teurer Toaster gibt den Geist auf. Die Käuferin möchte dafür einen Ersatz, doch das Modell ist nicht mehr auf dem Markt. Eine Reparatur des Geräts lehnt der Verkäufer ab, da die Kosten hierfür bei etwa 160 Euro liegen. Stattdessen bietet er der Kundin das Nachfolgemodell an, das einen Wert von knapp 50 Euro hat. Dieses möchte die Kundin nicht, da ihr die Optik nicht gefällt. Sie besteht auf eine Reparatur – und klagt.
Am 16. Januar 2020 fand die mündliche Verhandlung des Regensburger Lokalentscheids statt. In der Rechtssache Keila Kashira % Volt-GmbH standen sich auf der Klägerseite die Rechtsanwälte Eckert und Stauß, auf der Beklagtenseite die Rechtsanwälte Weinzierl und Philipp gegenüber.
Das Gericht tagte in der Besetzung Prof. Dr. Claudia Mayer (Vorsitzende) und Prof. Dr. Michael Heese sowie RA Dr. Georg Graml (Beisitzer). Knapp gewonnen haben Clara Weinzierl und Katharina Philipp, die die Beklagtenseite vertreten haben, vgl. auch die ausführliche Pressemitteilung der Universität.