Am 28. Mai 2022 verstarb Prof. Dr. Horst Hoffmann im Alter von 89 Jahren. Von ihrem Anfang an hat er die Fakultät für Physik der Universität Regensburg wesentlich mitgestaltet. Über mehr als 30 Jahre hat er einer großen Zahl angehender Wissenschaftler*innen wichtige Impulse für ihren beruflichen Lebensweg gegeben. Sie und viele Kollegen werden ihn in dankbarer Erinnerung behalten.
1932 in Breslau geboren, lebte Horst Hoffmann nach der Flucht in Bremen, wo er 1952 das Abitur ablegte. Das Studium der Physik und Mathematik an der Universität Tübingen und danach an der LMU in München schloss er 1959 mit dem Diplom an der LMU ab, wo er 1961 promoviert und 1965 habilitiert wurde. 1970 wurde er auf den zweiten experimentellen Lehrstuhl am Fachbereich Physik (später „Fakultät für Physik“) der Universität Regensburg berufen, den er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2001 innehatte.
Pionierarbeit leistete Horst Hoffmann beim Aufbau des Lehrbetriebs, als Dekan kämpfte er für eine gute Finanz- und Raum-Ausstattung der Fakultät, u.a. mit dem Gewinn des frühere NVA-Gebäudes für die Physik-Fakultät. Auch gelang es ihm, die Frühjahrstagung „Kondensierte Materie“ der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) als größte europäische Physik-Konferenz in Regensburg zu etablieren, zunächst im Wechsel mit Münster, später mit Berlin und Dresden ein bedeutsamer Gewinn auch für die Universität und die Stadt Regensburg. Als örtlicher Tagungsleiter konnte er im Jahre 1990 erstmals Teilnehmer aus der ehemaligen DDR und aus osteuropäischen Staaten begrüßen. Folgenreich war auch seine langjährige Tätigkeit als Vorsitzender der EDV-Kommission der Universität, die vor allem zur Einrichtung des bundesweit ersten universitären Rechner-Verbundsystems führte („ROBUR“) und später zu einer breiten PC-Ausstattung.
Den eigenen Lehrstuhl baute Horst Hoffmann systematisch aus. Im gleichen Maße, wie sich das Spektrum der bearbeiteten Forschungsthemen ausweitete – ausgehend vom Mikromagnetismus ferromagnetischer Schichten über den Magnetismus in zweidimensionalen Systeme und neuartigen Materialien bis zu vielfältigen magnetischen, elektronischen und optischen Eigenschaften dünner Schichten - wuchs die apparative Ausstattung mit einer leistungsfähigen Infrastruktur zur Herstellung und umfassenden Charakterisierung von Schichtstrukturen bis in den atomaren Bereich. Einzelheiten dieser Entwicklung sind in dem Jubiläumsband „50 Jahre Physik an der Universität Regensburg“ dargestellt (Universitätsverlag Regensburg, 2020).
Mit dem wissenschaftlichen Erfolg wuchs das internationale Ansehen des Lehrstuhls Hoffmann als Zentrum für die Physik dünner Schichten, welches zahlreiche Gastwissenschaftler anzog, z.B. aus den USA, Japan, China, UdSSR, Rumänien und Polen. Horst Hoffmann wiederum folgte Einladungen auf Gastprofessuren am Imperial College, MIT, Caltech, Tohoku University und Nagoya University. In der DPG führte er 6 Jahre lang den Vorsitz des Fachausschusses „Dünne Schichten“, der Deutschen Vakuumgesellschaft (DVG) stand er 6 Jahre als Präsident vor. In dieser Zeit wurde gemeinsam mit der französischen Vakuumgesellschaft Société Française du Vide (SFV) eine Serie internationaler Konferenzen „Trends and New Applications in Thin Films - TATF“ ins Leben gerufen. 2001 wurde Horst Hoffmann die Ehrenmitgliedschaft der DVG verliehen.
Zur Weiterentwicklung der magnetischen Datenspeicherung formierte sich 1984 ein Verbund von 23 universitären und industriellen Forschungseinrichtungen aus sechs EU-Staaten (darunter der Lehrstuhl Hoffmann), der als "Community Action on Magnetic Storage Technology - CAMST" 12 Jahre lang von der EU-Kommission finanziert wurde. Mitinitiator und von 1984 bis 1992 ihr Sprecher war Horst Hoffmann. Die weltweit wichtigste Konferenz magnetischer Schichten und Oberflächen „International Colloquium on Magnetic Films and Surfaces - ICMFS“ fand 1975 unter seiner Leitung in Regensburg statt (nach London, Cambridge, Prag, Tokyo, San Francisco u.a.). Von 1985 bis 1991 diente er als Chairman ihres internationalen Organisationskomitees.
Generationen angehender Wissenschaftler*innen, die Horst Hoffmann in mehr als 31 Jahren betreute, haben ihre Zeit an seinem Lehrstuhl in guter Erinnerung behalten. Das zeigte die Resonanz auf eine Einladung im September 2018: mehr als 160 Ehemalige feierten auf dem Adlersberg ein Wiedersehen mit Horst Hoffmann und früheren Kollegen. Eine geplante Wiederholung wird nun zum größten Bedauern aller ohne ihn stattfinden müssen.
Prof. Dr. Günther Bayreuther