Gebäude PT, Zi. 3.1.07
Telefon 0941 943-3531
E-Mail: verena.ibscher@politik.uni-regensburg.de
Sprechstunde während der Vorlesungszeit:
Dienstag, 09:00-10:00 Uhr
Nach Vereinbarung sind auch andere Termine möglich, gerne auch per Zoom.
10/2010-04/2014 | Bachelor of Arts an der Universität Regensburg im Fach Politikwissenschaft (Nebenfächer Philosophie und Geschichte) |
10/2013-08/2017 | Master of Arts Demokratiewissenschaft an der Universität Regensburg |
05/2016-08/2016 | Praktikum bei der Friedrich-Ebert-Stiftung im Regionalbüro Regensburg |
seit 01/2018 | Wissenschatliche Mitarbeiterin am Institut für Politikwissenschaft der Universität Regensburg, Lehrstuhl für Vergleichende Politikwissenschaft mit der Schwerpunkt Westeuropa (Prof. Dr. Martin Sebaldt) |
seit 02/2020 | Vorstand bei PhiloPolis - Freunde der Politikwissenschaft an der Universität Regensburg e.V. |
Grundkurse |
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Übungen |
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Demokratietheorien und Grundwerte der Demokratie
Modernisierung und Postmoderne
Political Correctness
Feminismus
Neue Rechte
Ibscher, Verena (2020): Anomie durch Wandel? Der Faktor Modernisierung als Herausforderung demokratischer Stabilität am Beispiel der Political Correctness. In: Sebaldt, Martin et al. (Hrsg.): Demokratie und Anomie. Eine fundamentale Herausforderung moderner Volksherrschaft in Theorie und Praxis, Wiesbaden: Springer VS, S. 303-327
Sebaldt, Martin; Ibscher, Verena; Illan, Luis (2020): Demokratie und Anomie: Profile, Ursachen und Effekte einer fundamentalen Herausforderung in der empirischen Synopse. In: Sebaldt, Martin et al. (Hrsg.): Demokratie und Anomie. Eine fundamentale Herausforderung moderner Volksherrschaft in Theorie und Praxis, Wiesbaden: Springer VS, S. 353-380
Political Correctness (PC) ist jüngst wieder in aller Munde. Nachdem es um die Debatte eine Zeit lang ruhiger geworden war, haben vor allem rechts, aber auch liberal orientierte Akteure die Thematik erneut auf die Tagesordnung gebracht. Die Verfechter der These einer um sich greifenden Politischen Korrektheit sehen dabei, insbesondere bedingt durch Tabus und eine Reglementierung der Sprache, die Meinungsfreiheit eingeschränkt, teilweise sogar die Demokratie selbst in Gefahr. Ungeachtet der Schwere dieser Vorwürfe bleibt eine griffige Definition von PC in der Regel aus, stattdessen ist ein intuitiver Gebrauch der Normalfall. Als Common Sense können lediglich wenige Grundsätze umrissen werden: So ginge es bei PC-Bestrebungen prinzipiell um (in den Augen der Gegner freilich falsch verstandene) Antidiskriminierung, einem eher am Ergebnis statt an den Ausgangsbedingungen orientierten Egalitätsanspruch und eine klar progressive Ausrichtung insbesondere auf der soziokulturellen Ebene. Dieser hohe Abstraktionsgrad, gepaart mit der großen thematischen Bandbreite der Begriffsverwendung (etwa von Kultur- über Geschlechterfragen bis hin zu Vegetarismus), führt unweigerlich zu einer enormen Unübersichtlichkeit des Diskurses, die bisher auch wissenschaftlich nicht zufriedenstellend beseitigt werden konnte. Zusätzlich herrscht Uneinigkeit über die Existenz des Phänomens selbst. Das Unterstellen eines politisch korrekten Agierens sei, so die gängige Replik von Seiten des progressiven und linken Lagers, lediglich ein Machtmittel reaktionärer Kräfte.
Das erste Aufflammen der PC-Debatte Ende der 80er Jahre in den USA fällt mit einem Modernisierungsschub innerhalb der westlichen Welt auf soziokultureller, aber auch technischer und wirtschaftlicher Ebene zusammen, der so manchen Modernisierungstheoretiker zur These eines Epochenbruchs innerhalb der Moderne selbst inspirierte. Lenkt man das Augenmerkt auf zentrale Veränderungen dieser zweiten (Beck) oder radikalisierten (Giddens) Moderne seit Mitte des 20. Jahrhunderts (etwa Individualisierung, Globalisierung oder Enttraditionalisierung), liegt ein Zusammenhang zwischen diesen und PC intuitiv nahe. Exemplarisch lässt sich etwa eine Nähe zwischen intensivierter Globalisierung und PC vermuten. Schließlich bringt erstere eine größere Mobilität über Landesgrenzen und somit eine Steigerung der ethnischen und kulturellen Heterogenität in westlichen Gesellschaften mit sich, die wiederum Egalitäts- und Emanzipationsforderungen einen Relevanzschub verliehen haben könnte.
In wie weit dieser Anfangsverdacht eines inneren Zusammenhangs zwischen fortschreitender Modernisierung und PC tatsächlich zutrifft, ist die zentrale Fragestellung des Dissertationsprojektes. Zu diesem Zweck gilt es in einem ersten Schritt die Forschungslücke hinsichtlich der Begriffsbestimmung zu schließen. Auf Basis wissenschaftlicher wie nichtwissenschaftlicher Beiträge wird Politische Korrektheit theoretisch erfasst und auf wenige Kernpunkte verdichtet. Daran anknüpfend werden Ausprägung und Intensität von PC anhand verschiedener Diskurse nachgezeichnet, indem dieselben auf Übereinstimmung mit den zuvor erarbeiteten Kernpunkten abgeglichen werden. Dabei wird durchgehend ein besonderes Augenmerk auf das jeweilige Zusammenspiel von PC und Moderne gelegt. Beachtung finden neben Diskursen, in denen der Vorwurf der PC explizit genannt wird, auch ausgewählte Verdachtsfälle, die zeitlich vor dem Aufkommen des Terminus selbst liegen und entsprechend nicht unter dem Begriff firmieren können. Auf diesem Weg gewonnene Erkenntnisse über Art und Umfang etwaiger Vorläufer der PC im Zuge der klassischen Moderne versprechen einen wertvollen Erkenntnisgewinn bezüglich der Rolle der Modernisierung und der Genese des Phänomens selbst.
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