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Bruchlinien und Kontinuitäten - Die Donaueschinger Musikfeste von 1921 bis 1950

Die 1921 erstmals veranstalteten Donaueschinger Musikfeste spielten in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg eine zentrale Rolle für die Förderung zeitgenössischer Musik. Nachdem Paul Hindemith in den Programmausschuss aufgenommen worden war, wurde Donaueschingen zum Motor der Entwicklung und Etablierung funktionsorientierter Musik, deren innovatives Potential in größerem Umfang in Auftragskompositionen für die Deutsche Kammermusik Baden‑Baden und die Neue Musik Berlin ausgelotet wurde.

Im Unterschied zu anderen vergleichbaren Institutionen Neuer Musik wurden die Musikfeste in Donaueschingen – ideologisch gewendet – auch in der Zeit der NS-Diktatur weitergeführt und bald nach Ende des Zweiten Weltkriegs erneut aufgenommen. Freilich entwickelten sich die „Musiktage“ erst seit 1950 zu der bis heute international beachteten Veranstaltung, an deren Organisation und Konzeption die früheren Akteure nicht mehr beteiligt waren.

In der Zeit vor 1950 eröffnet die durch die maßgeblichen Organisatoren Heinrich Burkard und Hugo Herrmann gegebene personelle Kontinuität die Möglichkeit, den Wandel der Vorstellungen von jeweils „zeitgenössischer“ Musik von der Weimarer Republik über das „Dritte Reich“ bis in die Zeit nach 1945 nicht nur theoretisch zu diskutieren, sondern anhand des Wirkens konkreter Personen historisch zu erforschen.

Im Rahmen des September 2007 begonnenen Projektes wird die Entwicklung einer bedeutenden Institution Neuer Musik im extremen Wandel der Rahmenbedingungen untersucht. Dokumentiert werden Auswahlprozeduren wie auch die Programme unter Einschluss bio-bibliographischer Ermittlungen. Das Projekt stützt sich dabei auf umfangreiches, bislang noch nicht ausgewertetes Material aus Archiven und Nachlässen. Angestrebt ist eine breite Berücksichtigung des Gesamtkontextes der Institutionen Neuer Musik. Ein zentrales Anliegen ist die Beschäftigung mit den recherchierten Notentexten. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf solchen Aspekten, die sich über mehrere Phasen des Musikfestes beobachten lassen, wie etwa die Entwicklung der theoretisch diskutierten und praktisch umgesetzten Konzepte „Gemeinschaftsmusik“ oder „Gebrauchsmusik“ in unterschiedlichen politischen Kontexten.



Publikationen

Michael Wackerbauer, »Mythos Donaueschingen«. Zur Rolle einer Idee im Wandel von Festspielkonzeptionen 1921 bis 1950, in: Colloquium Collegarum. Festschrift für David Hiley zum 65. Geburtstag, hrsg. v. Wolfgang Horn / Fabian Weber (Regensburger Studien zur Musikgeschichte, Bd. 10), Tutzing 2013, S. 303-336

Michael Wackerbauer, Die Donaueschinger Musikfeste 1921 bis 1926. Regesten zu den Briefen und Dokumenten im Fürstlich Fürstenbergischen Archiv mit einer historischen Einführung (Regensburger Studien zur Musikgeschichte, Bd. 12), Regensburg 2017


Verzeichnis der Archivalien im Fürstlich Fürstenbergischen Archiv Donaueschingen


  1. Fakultät für Philosophie, Kunst-, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften

Donaueschinger Musikfeste 1921-1950

 

Donau

Kontakt:
Dr. Michael Wackerbauer
Universität Regensburg Institut für Musikwissenschaft
93040 Regensburg
Telefon 0941 943-3707