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Forschungsfahrten & -ergebnisse


Forschungen 2004-2005

Die Test- und Versuchsfahrten erfolgten vornehmlich auf der unteren Naab zwischen Mariaort und Etterzhausen und dem nahegelegenen Donauabschnitten bis hinab zum Pfaffensteiner Wehr (Abb. 1). Das Schiff erwies sich auch ohne Ballast als gut ausgetrimmt. Die Riemen wurden aus ergonomischen Gründen bis 2005 auf 4,25 m verlängert, die Riemenblätter länger und etwas schmäler ausgearbeitet (Breite max. 12 cm). Die Maximalgeschwindigkeit auf kurzen Strecken belief sich bei einer trainierten Gruppe bei stehendem Gewässer und ohne Wind auf 10,5-11 km/h. Auf längeren Strecken (1000 m) wurden Werte von 8,5-8,9 km/h erreicht. Die Manövrierfähigkeit erwies sich als zufriedenstellend bis gut. Durch ergänzende Rudermanöver der Besatzung („Halt Wasser“; „Streich Wasser“) konnte die Regina trotz ihres schlanken Rumpfes auf engstem Raum aber erstaunlich schnell und effektiv die Fahrtrichtung ändern (Abb. 2).

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Abb. 1

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Abb. 2


Die Exploratio Danubiae (2006)

Bei diesem sich über drei Wochen erstreckenden Langstreckentest von Regensburg nach Budapest (Abb. 3), der den 361 n.Chr. über die Donau führenden Flottenvorstoß Julian Apostatas von Ulm nach Banóstor (nahe Novi Sad) nach zu vollziehen trachtete, konnte eine gemischte studentische Besatzung Dauergeschwindigkeiten von knapp 4 km/h (bereinigt, ohne Strömung!) über Zeiträume von bis zu 10 Stunden erreichen (Abb. 4 - Besatzung auf Langstreckentour). Eine Doppeletappe von 98 km wurde unter Ruder und Segel in 10 Stunden 38 Minuten bewältigt! Besonders hervorzuheben sind die Messdaten in Bezug auf den Segeleinsatz: Es stellte sich heraus, dass dieser bei günstigem Wind vollauf die Ruderkraft kompensierte und das Schiff teilweise sogar schneller voranbrachte (Abb. 5 – Schiff unter Segel beim Donauknie bei Visegrád). Dies ist insofern bemerkenswert, als die Regensburger Navis Lusoria „nur“ ein Rechtecksegel mit knapp 25 m2 Fläche besitzt, während wir für die Antike ein deutlich größeres Lateinersegel mit besserer Energieausbeute (auch bei Seitenwinden) voraussetzen können. Besonders nutzbringend dürfte das Segel bei Fahrten stromaufwärts gewesen sein, da hier kein Kraftverlust bedingt durch die Talströmung zu verzeichnen ist. Bei Tulln z.B. konnte nach Relingslog (d.h. ohne Strömung) ein Geschwindigkeitswert von im Schnitt 7 km/h ermittelt werden. Zu bedenken ist auch, dass es entgegen den Vermutungen in der Forschung durchaus möglich ist, parallel zum Segeln zu rudern, d.h. auch bei günstigen Windverhältnissen kann auf den meisten Strecken der Donau auch stromaufwärts gefahren werden.

Die Konstruktion der Navis Lusoria erwies sich erneut als außergewöhnlich robust. Mehrere riskante Anlegemanöver mit unfreiwilliger Erprobung des Rammsporns und ein komplettes Anstranden des Schiffes bedingt durch den modernen Schiffsverkehr (über 1,5 m hohe Bugwellen!) hinterließen keine empfindlichen Spuren.

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Abb. 3

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Abb. 4

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Abb. 5


Rudertests 2008-2010

Die Tests mit studentischen Gruppen und Schülern der gymnasialen Oberstufe (Staatl. Von Müller-Gymnasium Regensburg, Leitung Fr. Christine Ferstl) konzentrierten sich räumlich vorwiegend auf das Stillwassergebiet der unterem Naab und inhaltlich auf Probleme der Ruderaufhängung. Insgesamt erweis sich hier die Aufhängung der Antriebsriemen vor dem Dollpflock als die ergonomisch günstigere, die auch zu etwas besseren Geschwindigkeitswerten führte. Dafür war die Anbindung der Riemen hinter den Dollpflöcken mit einer geringeren Strapazierung dieser Widerlager und entsprechend verringerten Abnutzung verbunden. Testfahrten mit einer geschulten Rudergruppe des Erlanger Ruderclub (Sept. 2010) bestätigten diese Werte und erreichten hinsichtlich der erzielten Geschwindigkeiten wieder das Niveau von 2005/06 (Abb. 6 – Hier bei Bewältigung der 1000 m-Strecke mit Riemen hinter dem Dollpflöcken).

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Abb. 6


Segeln und Rammen auf dem Brombachsee (2011)

In den auf offenem Gewässer durchgeführten Segeltests konnten im Wesentlichen die Segelleistungen und -eigenschaften der Regina bei der Exploratio Danubiae bestätigt werden (Abb. 7). Bedeutsam ist, dass das verwendete Rahsegel auch noch bei einem eigentlich ungünstigen Windeinfallswinkel von 90° (Halber Wind) noch für Antrieb sorgte. Die Rammtests erwiesen sich als sehr aufschlussreich, was die Einsatzbedingungen der Naves Lusoriae im Gefecht betrifft. Obwohl die Regina keinen Rammsporn im herkömmlichen Sinne aufwies, reichte die aus einem natürlich gewachsenen Krummholz gestaltete Bugspitze als stumpf endendes „Embolon“ völlig aus, um ein aus zwei Einbäumen hergestelltes Transportfloß im massiven Rammeinsatz zu beschädigen und unter Wasser zu drücken. (Abb. 8).

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Abb. 7

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Abb. 8


Weitere Exkursionen von 2012 -2017

In den Jahren von 2012 - 2017 lag der Fokus unserer Arbeit hauptsächlich auf Untersuchungen, in denen das Schiff einigen Segeltests unterzogen worden ist.

Dementsprechend waren die Ziele unserer Exkursionen der Staffelsee (2013) und der Große Brombachsee (2012 und 2016). Die Testergebnisse bestätigten im Wesentlichen die bereits im Jahre 2011 erbrachten Resultate.

Die Exkursion an den österreichischen Donauort Ybbs (2017) brachte zudem die Erkenntnis ein, dass die navis lusoria auch unter schwierigen Hochwasserbedingungen ihre volle Einsatzfähigkeit entfalten konnte.

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Operationen im Verband 2019 und 2022

Gemeinsame Fahrten auf Naab und Donau mit einer von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen gebauten Galeere "F.A.N." des Typs Oberstimm-Manching zeigten 2019 die Relevanz gut ausgebildeter remiges der Regensburger navis lusoria, die nach wie vor in der Lage war, es bezüglich Geschwindigkeit über lange Distanzen und bezüglich weiterer Fahreigenschaften wie der Wendigkeit mit dem kürzeren Neubau aufzunehmen.

Zuletzt beteiligten wir uns an der von der EU geförderten "Journey without limits" (2022) entlang des Donaulimes und fuhren im Verband mit der F.A.N. sowie einer nach anderen Plänen rekonstruierten navis lusoria ("Danuvina Alacris") von Kelheim bis Regensburg. Im Verband dreier römischer Galeeren die Weltenburger Enge zu passieren, verhinderte eine Sperre des dortigen Schiffsverkehrs wegen Niedrigwassers. Auch auf dieser Fahrt bestätigte sich die Leistungsfähigkeit der langen, schnittig-schmalen Regensburger navis lusoria gegenüber wuchtigeren Entwürfen.


Tests und Experimente mit einem Einbaum

Im Juni 2023 konnte nach vierteljähriger Bauzeit der aus einer studentischen Masterarbeit hervorgegangene Einbaum "Franconia-Franziska" zu Wasser gelassen werden. Erste Tests und Experimente deuten darauf hin, dass naves lusoriae auch aus versteckter, nicht ruderbereiter Position in der Lage waren, binnen kürzester Zeit am Horizont auftauchende Einbäume einzuholen und zu stellen. Weitere Versuche zwischen Einbaum und navis lusoria werden folgen!



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Navis Lusoria

Kontakt:

Lehrstuhl für Alte Geschichte

Universität Regensburg
Universitätstr. 31
93053 Regensburg


Dr. Heinrich Konen Email

Telefon 0941/943-3716

Marion Pinkawa Email

Telefon 0941/943-3539