Die Pilzvielfalt im Böhmerwald
Pilze sind eine faszinierende Organismengruppe, sie wecken ein großes öffentliches Interesse, und dies nicht allein wegen der essbaren Arten und deren giftigen Doppelgängern. Pilze sind essentiell in allen natürlichen Stoffkreisläufen und Basis zahlreicher Ökosystemdienstleistungen. Als Pendant zu Fauna (Tierwelt) und Flora (Pflanzenwelt) bezeichnet die „Funga“ die mykologische Ausstattung eines Gebietes, d. h. die Pilzwelt. Die wissenschaftliche Dokumentation der Funga weist für viele Gebiete noch große Lücken auf: im europäischen Naturschutz werden die Pilze nicht selten sogar als „forgotten species“ bezeichnet. Auch der Böhmerwald ist, seiner zentralen Lage in Europa zum Trotz, nur sehr lückenhaft bearbeitet, doch wird vermutet, dass dieses Mittelgebirge Heimat für über 3.000 Pilzarten ist.
Der Blutrote Filzröhrling (Xerocomus rubellus), ein farbenprächtiger Verwandter des Maronenröhrlings
Der Böhmerwald – auch Bayerischer Wald, Künisches Gebirge oder Bayerisch-Böhmisches Grenzgebirge genannt – erstreckt sich über einen großen Teil Mitteleuropas. Das Gebiet ist politisch zerschnitten, Deutschland grenzt hier an Tschechien und Österreich; doch im Gegensatz dazu ist der Böhmerwald in vielerlei Hinsicht eine zusammengehörende Einheit. Bei der Erforschung des Böhmerwaldes sollte deshalb, so wie auch in anderen Grenzregionen, stets angestrebt werden, die politische Trennung zu überwinden.
Clavulinopsis subtilis, das Blasse Wiesenkeulchen, ist eine Zeigerart des mageren Grünlands
Das auf drei Jahre angelegte Projekt „Funga des Böhmerwaldes – Houby Šumavy“, gefördert aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), hat die Erforschung der Pilzvielfalt dieses Gebietes zum Ziel; eine wichtige Basis stellt dabei die grenzüberschreitende Zusammenarbeit dar, gerade auch bei der Erfassung der Verbreitung der Arten. Weiterhin sollen Morphologie und Eigenschaften der Pilzarten untersucht werden. Die Verbreitung der Arten sowie ihre kennzeichnenden Merkmale sind wichtige Grundlagen für eine weiterführende biologische, ökologische und naturschutzfachliche Forschung sowie für den Arten- und Biotopschutz.
Der Fruchtkörper von Astraeus hygrometricus, dem Wetterstern, besitzt eine hygroskopische, sternförmige Hülle
Wissenschaftler von deutschen, tschechischen und österreichischen Institutionen arbeiten bei diesem Interreg V A-Projekt für die mykologische Erforschung Hand in Hand, für die Universität Regensburg sind Prof. Dr. Peter Poschlod und Dr. Josef Simmel vom Lehrstuhl für Ökologie und Naturschutzbiologie am Projekt beteiligt. Weitere Partnerinstitutionen sind die beiden Nationalparke Bayerischer Wald und Šumava, die Deutsche Gesellschaft für Mykologie e. V. sowie als assoziierte Partner die Österreichische Mykologische Gesellschaft und das Biologiezentrum Linz mit MYAG. In enger Kooperation mit dem Nationalpark Bayerischer Wald, der im Projekt Leadpartner ist, übernimmt der Lehrstuhl für Ökologie und Naturschutzbiologie die wissenschaftliche Begleitung.
Der Stoppelige Drüsling (Exidia glandulosa), ist ein Gallertpilz und zersetzt Totholz. Der gezeigte Fruchtkörper ist von dem parasitisch lebenden Pilzes Heteromycophaga glandulosae befallen (weiße, pustelartige Fruchtkörper)
Kontakt:
Prof. Dr. Peter Poschlod | peter.poschlod@ur.de | Tel.: 0941/943-3108 | E4._2.307 |
Dr. Josef Simmel | josef.simmel@ur.de | Tel.: 0941/943-3105 | E4._2.309 |
„Funga des Böhmerwaldes“ | „Houby regionu bavorsko/česko/rakouského trojmezí“ |
Projektnummer | 120 |
Programm zur grenzübergreifenden Zusammenarbeit Freistaat Bayern – Tschechische Republik Ziel ETZ 2014-2020 | Program přeshraniční spolupráce Česká republika – Svobodný stát Bavorsko Cíl EÚS 2014-2020 |
Projektlaufzeit: Gesamtsumme des Projekts: | 01.01.2017 bis 31.12.2019 (36 Monate) ca. 725.000 € (davon 85 % Förderanteil) |