Der Wemdinger (Landkreis Donau-Ries) Leonhart Fuchs (1501 -1566) studierte an der Universität Erfurt für ein Jahr Philosophie und Naturlehre, später in Ingolstadt Klassische Philologie, Philosophie und Hebraistik. Daraufhin schloss er ein Medizinstudium an, das er 1524 mit der Doktorwürde beendete. Mehr als zehn Jahre übte er den Arztberuf aus, bis er 1535 einen Ruf an der Universität Tübingen für einen Lehrstuhl der Medizin annahm. Er legte dort den ersten botanischen Garten einer Universität an und unternahm Exkursionen.
Leonhart Fuchs: De historia stirpium commentarii insignes. Basel 1542. S. 270 ff.
Bei der Auswertung der überlieferten Pflanzenbeschreibungen entfernt sich Fuchs von der arabischen Tradition und wendet sich ganz antiken, insbesondere griechischen Originalquellen zu. Besondere Beachtung verdienen vor allem die bildlichen Darstellungen der Heilpflanzen: Eine exakte naturgetreue Abbildung eines Exemplars, wie sie Weiditz und Brunfels verfolgten, lehnt Fuchs ab. Er favorisiert das Idealtypische als Identifikationsmerkmal, das „Gesetz des goldenen Schnitts“. So sollten nur vollkommene Pflanzen in all ihren Entwicklungsstadien gezeigt werden: Von der Knospe bis hin zur Frucht, von der Wurzel bis zur ausgewachsenen Pflanze, wenn nötig, in verschiedenen Wachstumsphasen. Neben anderen Künstlern (vielleicht sogar Holbein) haben Albrecht Mayer unter Anleitung von Fuchs die Vorlagen für die Druckstöcke geschaffen und Heinrich Füllmaurer die Pflanzendarstellungen in Holz geschnitten, wobei auf Schraffierungen bewusst verzichtet wurde. Wahrscheinlich ließ sich Fuchs von den Darstellungen aus dem Herbar seines Freundes Rauwolf inspirieren.
1542 erschien die lateinische Version des Kräuterbuchs De historia stirpium commentarii insignes, ein Jahr später die deutsche: New Kreüterbuch. 511 bzw. 517 Abbildungen in Großfolio verteuerten das Werk immens. Spätere Ausgaben sollten nur mehr verkleinerte Darstellungen enthalten, sogar für einen Taschenatlas ohne Text. Den kostengünstigeren Auflagen ist wohl die weite Verbreitung und Beliebtheit des Pflanzenbuchs zu verdanken. Gelegentlich wurde ein Krankheitsregister angefügt, das bei rascher Durchsicht die entsprechende Heilpflanze verriet. Ursprünglich hatte Fuchs vor, seine Historia um 1000 weitere Kräuter zu ergänzen. Wegen der zu erwartenden Kosten fand er jedoch keinen Verleger und Geldgeber. Vorzeichnungen und Druckstöcke waren zu einem Teil bereits angefertigt. Im Botanischen Institut Tübingen haben sich noch wenige Druckstöcke bewahrt, das Manuskript ist fast vollständig in der Österreichischen Nationalbibliothek erhalten.
Eine Virtuelle Ausstellung
der Universitätsbibliothek Regensburg