Anlässlich des zwanzigjährigen Jubiläums der internationalen Theatergruppe Babylon veranstaltete das Lehrgebiet DaF am 21.06.2017 den "Tag des Fremdsprachentheaters". In einem Vortrag und vier Workshops wurden verschiedene Aspekte und Möglichkeiten von Theater im Fremdsprachenunterricht beleuchtet:
Ästhetisches Lernen kann sich in Freiräumen des Fremdsprachenunterrichts vollziehen. In Zeiten einer verordneten Bildungseffizienz, einer immer weiter um sich greifenden, zertifizierenden Prüfungssucht und nicht zuletzt eines falsch verstandenen GER-Schubladendenkens stehen die Chancen für ein ästhetisches Lernen zunächst einmal schlecht, vor allem auch im institutionalisierten Lernkontext.
Das Theater bietet viele Möglichkeiten, um den Weg in eine fremde Sprache zu begleiten. Im Vortrag werden zunächst vier Richtungen vorgestellt, wie ein Fremdsprachenerwerb mit den Methoden aus der Theaterarbeit gestaltet, bzw. angereichert werden kann. Anhand von Unterrichtsbeispielen werden diese vier Richtungen illustriert. Im zweiten Teil wird die so genannte Heldenreise vorgestellt, mit der eine Inszenierung in einer sehr einfachen Form strukturiert werden kann. Veranschaulicht wird dies an einem Theaterprojekt zum Thema Helden, das in Afrika durchgeführt wurde. Eine Woche lang erhielten SchülerInnen der Sekundarstufe I aus fünf namibischen Schulen die Möglichkeit, dieses Thema in der Fremdsprache Deutsch zu erforschen, zu bearbeiten und gemeinsam eine Inszenierung auf die Beine zu stellen. Im Zentrum stand die Frage, wie genau ein/e Held/in für die Generation der SchülerInnen aussieht, welche Bilder in den Köpfen existieren und wie sich die Geschichte Namibias, bzw. die Familiengeschichten in dieser Frage spiegelt. Das Thema wurde ästhetisch mit der Heldenreise (vgl. z.B. Vogler 2010) bearbeitet. Während kürzere Improvisationsformate bereits Eingang in den Fremdsprachenunterricht gefunden haben (vgl. Kurz 2008 sowie Walter 2014), sind Langformate wie die Heldenreise ein spielerisches und auch fremdsprachendidaktisches Wagnis.
Lassen Sie uns gemeinsam auf eine Reise gehen, ein Abenteuer im fiktiven Rahmen eines Als Ob bestehen und verändert zurückkommen. Lassen Sie uns Figuren entwickeln, die miteinander interagieren und eine fremde Welt entdecken. Im Workshop werden wir eine so genannte Heldenreise entwickeln und diese auch spielen. Auf dieser Reise gibt es verschiedene Stadien und typische Figuren. Nach der Simulation werden wir überlegen, wie eine Heldenreise für den Fremdsprachen- unterricht angepasst werden muss, damit die LernerInnen lustvoll und erfolgreich – und damit motiviert – die fremde Sprache nutzen und ausbauen.
Eine Sprache lernen und einen Text sprechend interpretieren hat immer auch sehr viel mit der körperlichen Dimension von Stimme zu tun. In diesem Workshop wird ein Einblick in die Arbeit mit der Stimme und dem Resonanzraum Körper gegeben und mit Übungen die stimmliche Textinterpretation und –präsentation geübt. Diese Übungen werden von den Teilnehmer/-innen erprobt, dienen aber auch als ein Übungsreservoir für den eigenen Unterricht.
Auf Basis einer kommunikativen Alltagsszene, wie sie in vielen Lehrwerken als Standardlektionsteil angeboten wird, werden in diesem Workshop die Möglichkeiten der praktischen Umsetzung sowie die Interpretation dieser handlungsorientierten Sequenzen durch das Medium des Films und der Kamera ausgelotet.
In diesem Workshop rückt der (Fremdsprachen)-Lehrer in den Fokus: Inwieweit ist eine Lehrsituation auch immer ein Stück Inszenierung und der Lehrer/die Lehrerin im Rampenlicht. Wie kann man als Lehrperson zu einer kommunikativen und entspannten Lernatmosphäre beitragen, in der es möglich ist, gerade eine fremde Sprache spontan und angstfrei auszuprobieren. Aus den Impro-Übungen ergeben sich nicht nur Anregungen zum eigenen Auftreten als Lehrender, sondern auch ein Repertoire für zukünftigen Unterricht.