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DaF - Theatergruppe Babylon - Aufführungen - 2011

Nasrin oder Die Kunst zu träumen"

Romantische Komödie

von Herbert Asmodi

im Theater an der Uni

von 12. bis 16. Juli


Inhalt

Bild 1
In Antonias Salon treffen sich seit zwanzig Jahren einmal in der Woche die gleichen Personen. Ein Freundeskreis, der schon lange nicht mehr miteinander befreundet ist, sich schon lange nichts mehr zu sagen hat, sich viel zu gut kennt und viel zu wenig mag und sich nur alleine noch viel mehr langweilt als in Gesellschaft. Der einzige Neue ist das Spielzeug von Antonia, der junge Henry. In dieser Atmosphäre der Langeweile lässt Antonia eine Bombe platzen – wenn nicht bis Mitternacht etwas Aufregendes geschieht, wird sie keine Abendgesellschaften mehr geben. In den Schock über diese Ankündigung stürmen Heinrich, Raoul und Grischa, drei der Freunde, mit einer Sensation. Sie haben bei einer Autopanne in Spanien zufällig Edgar getroffen, ein früheres Mitglied von Antonias Kreis – von dem alle seit zwanzig Jahren dachten, er sei tot. Und sie haben Ungeheures zu berichten.

Bild 2
In Spanien finden Heinrich, Raoul und Grischa bei einer Autopanne das Haus von Edgar und versuchen, dort Hilfe zu bekommen. Oskar, Edgars alter Diener, bemüht sich zwar, sie zu vertreiben und möchte sich auch nicht zu erkennen geben, aber vergeblich. Sehr schnell merken die drei nicht nur, dass sie in hohem Maße unwillkommen sind, sondern auch, dass sich auf diesem Anwesen unglaubliche Dinge zutragen. Neben Oskar und Edgar gibt es dort offensichtlich noch Nasrin, eine wunderschöne und sanfte Türkin, mit der Edgar zusammenlebt. Nur – sie können Nasrin nicht sehen, das kann nur Edgar. Oskar kann sie zumindest hören. Nicht genug damit, darüber hinaus ist Edgar mit seinem Leben im Verborgenen so glücklich, dass er fliegen kann. Oskar repariert auf Edgars Anweisung ihr Auto, und sie werden zur Tür hinauskomplementiert, während eine ganz besondere Teegesellschaft eintrifft, die Nasrin eingeladen hat.

Bild 3
Zurück in Antonias Salon erfahren wir nun, dass es Nasrin wirklich gab. Edgar hat sie in einer Phase tiefer Depression bei einem Maskenball kennengelernt, den Antonia vor zwanzig Jahren gegeben hat. Während Edgar dort in tiefer Verzweiflung mit seinem Schicksal hadert, tritt Nasrin, die mit ihrem Gatten Ali auf dem Ball ist, ein – und Edgar und sie verlieben sich auf den ersten Blick, obwohl Edgar eigentlich in einer Beziehung zu Natascha steckt. Edgar und Nasrin fliehen mit Antonias Hilfe. Und seitdem haben die Freunde nicht mehr von ihnen gehört. Bild drei endet damit, dass Natascha zu den Freunden stößt und verkündet, dass sie Edgar heiraten wird, da er ja nun fliegen kann und so etwas Besonderes ist. Einwände, dass er mit Nasrin liiert ist, wischt sie beiseite und bricht nach Spanien auf, um dort ihren Plan zur buchstäblichen Eroberung von Edgar in die Realität umzusetzen.

Bild 4
Natascha ist in Spanien eingetroffen und belagert das Anwesen von Edgar. Obwohl Edgar, Oskar und Nasrin sich bemühen, ihre Anwesenheit und die daraus folgende Drohung zu ignorieren, wird die Stimmung zusehend angespannt. Nun setzt Natascha ihren Plan, Edgar zu gewinnen, um. Sie hat mit ihrem Geld und ihren Beziehungen Edgars Haus von der spanischen Regierung gepachtet und lässt es von Bulldozern einebnen. Gleichzeitig hat sie über Aktienverkäufe Oskars Ersparnisse zerstört und benutzt dies, um Oskar zu erpressen. Er soll Mr. Riccardo, einen Geisterbeschwörer, zu Nasrin lassen, damit er sie materialisieren kann. Und nachdem Nasrin einen Körper hat, konfrontiert Natascha Edgar mit der echten Nasrin, die sie eingeladen hat und die – um zwanzig Jahre gealtert – diese Zeit in einer unglücklichen Ehe mit Ali verbracht hat. Gegen die Realität hat Nasrin keine Chance – sie löst sich in Luft auf und Edgar, der sich umbringen möchte, wird von Natascha zunächst gerettet und dann geheiratet.

Bild 5
Edgar und Natascha wohnen nach ihren Flitterwochen in Antonias Haus. Dort versinkt Edgar immer tiefer in Resignation über seine unerträgliche Ehe mit Natascha – auch sie möchte ihn loswerden, da er sie langweilt und rät ihm zum Selbstmord. Kurz bevor Edgar sich erschießt, erscheint seine Nasrin wieder. Ohne einen Vorwurf verspricht sie ihm eine Rückkehr der seligen Zeiten ihrer Beziehung – und dass er wieder so glücklich wird, dass er fliegen kann. Vor der mit Antonia und ihren Freunden zurückkehrenden Natascha fliehen Edgar und Nasrin mit Oskar zurück in ihre Illusion


interpretation

Der Prolog kündigt uns “…… eine seltsame, eine merkwürdige, eine phantastische Geschichte!” an Und fragt weiter: “Ist sie heiter? O ja, das ist sie. Aber ein wenig traurig ist sie freilich auch. Und natürlich ist sie sehr, sehr tief. Nur der Vollständigkeit halber teilen Wir noch mit, daß es sich auch um eine kolossal romantische Geschichte handelt.”
Die erste Reaktion ist eher: “Ganz im Gegenteil!” Man kann sich nichts Oberflächlicheres vorstellen als Antonia und ihre Freunde, die sich in einer schal gewordenen Gemeinschaft seit zwanzig Jahren gegenseitig hassen, angreifen und langweilen. Sie wissen alles voneinander, kennen jede Peinlichkeit der Vergangenheit und jede Macke des anderen. Sympathie oder Zuneigung verspüren sie schon lange nicht mehr füreinander, aber sie können auch nicht ohne einander leben.
Nun – vielleicht ist die kolossal romantische und idyllische Liebesgeschichte von Nasrin und Edgar der Ort in dieser romantischen Komödie, in der man die Tiefe findet. Wenn man die Konstellation genauer betrachtet, wird auch dies fraglich. Denn Edgar hat sich in eine Illusion verliebt und lebt in seiner Traumwelt seit zwanzig Jahren harmonisch mit diesem Bild, dass er sich von seiner Traumfrau gemacht hat, zusammen. Er ist glücklich – bedenklich sollte allerdings stimmen, dass er seiner eigenen Schöpfung der idealen Frau nicht mehr zuhört und sie in dem Moment im Stich lässt, als sie zum ersten und einzigen Mal etwas von ihm will. Der Moment, in dem er seine Liebe beweisen und aus seiner illusorischen Traumfrau einen echten Menschen, ein Gegenüber gewinnen könnte, ist der Moment, in dem er versagt. Was er dann wieder bekommt, in der Apotheose des Happy Ends, ist keine Persönlichkeit, mit der man eine Beziehung führen kann, sondern ein perfektes Wahngebilde, die endgültige Flucht in sein solipsistisches, kleines, steriles und verrücktes Glück.
Und in dieser Verdammung der glatten designten Oberfläche einerseits und der egomanischen Beschäftigung mit den eigenen Gefühlsregungen andererseits ist diese Komödie wieder - nein, nicht tief – sondern komplex, verstörend, herausfordernd. Und aus dieser Herausforderung stammt unser Interesse an diesem Stück und die – extra für unseren Nationalcharakter – explizierte Aussage des Stücks: Man sollte sich alte Freunde und neue Menschen immer wieder ansehen und immer wieder prüfen, ob man noch die Person sieht oder nur das Bild, dass man sich von der Person gemacht hat, weil es so gut zu der Geschichte passt, als die man sein eigenes Leben erzählt.


Rollen

ERZÄHLER
NASRIN
ANTONIA
NATASCHA
CARLOTTA
DAPHNE
EDGAR
OSKAR
WILHELM
JEAN
GRISCHA
HEINRICH
RAOUL
HENRY
KUNO
ABEL
JOHANNES
HUGO
VIKTOR
ALI
CÄSAR
KLEOPATRA
PUSCHKIN
ELISABETH I
MARIA STUART
NELSON
MOZART
JOHANN STRAUSS SOHN
MR. RICCARDO
ZIGEUNERPRIMAS

Die Handlung spielt in Antonias Salon und in Edgars Landhaus in Andalusien


Autor

Herbert Asmodi wurde am 30. März 1923 als Herbert Kaiser in Heilbronn geboren. Er stammt aus einer Fabrikantenfamilie. Ab 1946 studierte er Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie in Heidelberg.
 Ab 1952 arbeitete er als Theaterkritiker für den Münchner Merkur und schrieb seine ersten Stücke. Für sein erstes Theaterstück "Jenseits vom Paradies" erhielt er 1954 den Gerhart-Hauptmann-Preis der Freien Volksbühne Berlin. 1966 verfasste er zusammen mit Volker Schlöndorff das Drehbuch zu dem Film "Der junge Törleß" nach den "Verwirrungen des Zöglings Törleß" von Robert Musil. Bekannt wurde er vor allem in den 1970ern als Drehbuchautor für Fernsehverfilmungen wie für die “Frau in Weiß” von Wilkie Collins.


1971 schrieb er auch "Nasrin oder die Kunst zu träumen" – als Drehbuch für eine Produktion des SWF.

Seine frühen Stücke werden dem absurden Theater zugerechnet. Auch wenn er sich später von seinem Erstling distanzierte, war der doch weiterhin einer – gelegentlich beißenden – Ironie verpflichtet. So bezeichnet die Süddeutsche Zeitung anlässlich der Uraufführung die Komödie "Nachsaison” 1959 als “das Geflacker einer süß-perfiden Ironie, eines desillusionierenden Zynismus und eines ausgekochten Spöttertums".

 Ab Mitte der siebziger Jahre wandte sich Asmodi der Lyrik zu und veröffentlichte zwei Gedichtbände. 1984 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen.

 Er starb am 3. März 2007 an den Folgen eines Schlaganfalls in München.



Unter Verwendung von: wikipedia - der freien Enzyklopädie (auch für die Bilder), den Informationen auf der Homepage des Kiepenheuer-Bühnenverlags (Rechte für den Text) sowie zweier Artikel auf spiegel-online.




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