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DaF - Theatergruppe Babylon - Aufführungen - 2005

Der zerbrochne Krug

nach Heinrich von Kleist

im Theater an der Uni

28. Juni bis 1. Juli


Inhalt

Erster Auftritt
Dem Richter des kleinen Dorfs Huisum steht der Besuch der neuen Gerichtsrätin Walter ins Haus. Als seine Schreiberin Licht ihm diese Inspektion ankündigt, trifft sie Dorfrichter Adam verletzt und zerschunden an. Die Inspektion fällt also auf einen sehr ungünstigen Tag - und der Richter will nicht wirklich mit der Sprache heraus, was ihm zugestoßen ist.
Zweiter Auftritt
Die unmittelbar bevorstehende Ankunft der Gerichtsrätin Walter wird angekündigt. Ihre Dienerin berichtet, dass sie nach einem Radbruch später - jedoch rechtzeitig zu Beginn des Gerichtstages erscheinen wird. Der Richter Adam versucht nun hektisch, sich präsentabel zu machen und seine Amtstracht anzulegen. Aber seine Perücke ist verschwunden, seine Erklärungen werden immer merkwürdiger - es muss von einer anderen Amtsperson schnell eine Perücke beschafft werden.
Dritter Auftritt
Die Gerichtsrätin Walter kommt an und fordert, dass Adam die Kläger sofort hereinlassen solle, da heute Gerichtstag ist und sie der Sitzung beiwohnen möchte.
Vierter Auftritt
Es ist keine Perücke aufzutreiben - und Richter Adam zeigt sich seltsam unwillig, mit der Sitzung zu beginnen. Aber Gerichtsrätin Walter lässt sich nicht ablenken; die Kläger werden hereingebeten.
Fünfter Auftritt
Die Klägerin Marthe Rullerscheint vor der Gericht, weil jemand ihren so wertvollen Krug zerbrochen hat. Sie klagt Ruprecht an, der mit ihrer Tochter verlobt ist. Ruprecht beteuert seine Unschuld und sagt, dass Eve ihn betrogen habe, da gestern Nacht ein fremder Mann in Eves Zimmer gewesen sei.
Sechster Auftritt
Die Sitzung wird nun endlich eröffnet. Richter Adam wird von Gerichtsrätin Walter wegen seiner unorthodoxen Methoden unaufhörlich zurechtgewiesen - es entsteht der Eindruck, dass Adam nicht die Wahrheit herausfinden und ein gerechtes Urteil sprechen will, sondern nur irgendjemanden verurteilen möchte, um die Verhandlung zu einem schnellen Ende zu bringen. Vor allem zeigen seine Kommentare, dass ihm die Zeugenaussage von Ruprecht darüber, was er mit dem fremden Mann in Eves Kammer angestellt hat, sehr nahe geht. Warum möchte Adam Eve nicht verhören?
Siebter Auftritt
Adam versucht den Prozess für kurze Zeit zu unterbrechen und bittet um ein Glas Wasser.
Achter Auftritt
Adams Vorschlag, die Sache mit einem Vergleich zu beenden, wird von Walter brüsk abgelehnt, er muss also Eve verhören. Diese weigert sich aber den Täter zu verraten, da ein Leben von ihrem Schweigen abhinge. Es gibt jedoch eine Augenzeugin: Frau Brigitte Nach ihr wird am Ende des Auftritt geschickt
Neunter Auftritt
Während das Gericht auf Brigitte wartet, beginnt Frau Walter, Adam nach seinen Verletzungen und seiner verlorenen Perücke zu fragen. Sie scheint misstrauisch gegenüber Adam geworden zu sein. Adam versucht die Fragen zu vermeiden und Frau Walter abzulenken.
Zehnter Auftritt
Brigitte erscheint bei Gericht. Sie hat eine Perücke dabei, und erzählt, dass sie diese bei Frau Marthe gefunden habe. Dann schildert sie ihre Begegnung mit dem Teufel in der Nacht, als der Krug zerbrochen wurde. Die Teufelsspur führt von Martes Haus direkt zu Richter Adams Tür. Die Gerichtsrätin Walter bittet Adam den Prozess zu Ende zu bringen - und dieser verurteilt Ruprecht. Als Eve hört, dass Ruprecht ins Gefängnis muss, sagt sie endlich die Wahrheit: Adam war der Täter. Er hatte sich mit einem Trick in ihre Kammer geschlichen. Adam wird abgesetzt und die Schreiberin Licht nimmt seinen Platz ein.
(Amy Barnett)


interpretation

Kleists Schauspiel „Der zerbrochne Krug“ gehört zu den wenigen anspruchsvollen Komödien, die die deutsche Literatur aufzuweisen hat. Als Lustspiel nützt er das Lachen als Mittel des Aufmerksam-Machens und weist auf die Unzulänglichkeiten der Menschen, der gesellschaftlichen Zustände oder der Welt im Ganzen hin. Die Mischung aus hintergründiger Komik und vielfältig ausdeutbarer, immer wieder neu aktualisierbarer ernsthafter Problematik hat dem Stück ein langes und abwechslungsreiches Leben beschert.
Es ist ein Gerichtsstück, auf der Bühne verfolgt man also nur eine Gerichtsverhandlung – dadurch werden die Einheiten von Zeit, Ort und Handlung gewahrt. Da der Zuschauer die Entlarvung des Dorfrichters Adam auf der Bühne verfolgt und zugleich für sich selbst schon im Voraus vollzieht, bleibt viel Aufmerksamkeit für die Sprachkomik, die Kleist in diesem Stück als furioses Feuerwerk zündet.
In den sprechenden Namen von Adam und Eve wird aber auch der Sündenfall der Menschheit verhandelt – diesmal allerdings mit umgedrehten Rollen. Richter Adam ist der erfolglose Verführer, über seinen Klumpfuß dem Teufel nahe. Er verstrickt sich im Laufe des Stückes immer tiefer in sein Lügengespinst, in seine Gegenrealität mit der er seine Verfehlungen verbergen und sein Amt retten möchte.
„Der zerbrochne Krug” ist ein Lustspiel, auf den ersten Blick vielleicht eine einfache Bauern-Komödie, aber gleichzeitig fördert er ein grundsätzliches Misstrauen gegen die Justiz - und Autorität im Allgemeinen -, die als schwach und fehlerhaft entlarvt wird. Gerichtsrätin Walter stellt zwar am Ende als „dea ex machina” die Weltordnung wieder her, aber nur weil Eves Aussage sie zu diesem Schritt zwingt. Ansonsten hätte sie, nur um die Ehre des Gerichts zu wahren, durchaus in Kauf genommen, dass Ruprecht bis zur Revisionfür einige Tage hätte ins Gefängnis gehen müssen. Außerdem bleibt ein Wissen um die Fehlerhaftigkeit und Fehlbarkeit des Menschen, der seinen „Adamsfall getan” hat. Der Krug, der nur der Auslöser des Prozesses war, bleibt zerbrochen – auch wenn das Verlöbnis von Ruprecht und Eve wieder gekittet werden kann.




  1. Universität Regensburg

Theatergruppe Babylon

Andreas Legner
Christine Kramel
Dr. Armin Wolff

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