Zur Zeit wird im Rahmen einer Konzepterstellungsphase eine Studie „Von der inneren Nachhaltigkeit zu nachhaltigem Verhalten an Hochschulen – INNACH“ geplant. Dabei soll der Einfluss von Achtsamkeitsinterventionen auf nachhaltiges Verhalten an der Universität Regensburg untersucht werden. Der Fokus wird dabei besonders auf das Ernährungsverhalten gelegt. Während eines Semesters (in der Realisierungsphase) hat die Universität Regensburg vor eine Studie in Form einer Intervention durchzuführen, bei der verschiedene Statusgruppe teilnehmen können. Dabei sollen die Aspekte nachhaltiges Verhalten, Wohlbefinden, planetare Gesundheit, Stressreduktion und psychologische Variablen eingehend untersucht werden.
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Das Projektteam INNACH
Prof. Dr. Petra Jansen ist seit 2008 Lehrstuhlinhaberin für Sportwissenschaft der Universität Regensburg. Sie forscht zum Zusammenspiel motorischer, kognitiver und emotionaler Prozesse und zu den Prozessen der Achtsamkeit.
PD Dr. Carmen Jochem ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin an der Universität Regensburg. Ihre Forschungsschwerpunkte beziehen sich u. a. auf „Planetary Health“, v. a. im Bereich Bildung für planetare Gesundheit und klimaspezifische bzw. planetare Gesundheitskompetenz.
Prof. Dr. Lea Cassar hat seit 2019 den Lehrstuhl für Empirische Wirtschaftsforschung an der Universität Regensburg inne. Ihre Forschungs- und Lehrtätigkeit konzentriert sich auf Organisations- und Verhaltensökonomie mit Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit und Wohlbefinden in Organisationen.
Prof. Dr. Gunther Hirschfelder hat seit 2010 eine Professur für Vergleichende Kulturwissenschaft an der Universität Regensburg. Er forscht u. a. zu kulturwissenschaftlicher Ernährungs- und Agrarforschung.
Ann-Kathrin Roßner ist seit 2021 Leiterin des Green Office der Universität Regensburg. Das Green Office übernimmt beim INNACH-Projekt insbesondere den (Wissenschafts-)Transfer und die Öffentlichkeitsarbeit.
Zeitplan
05.2022 – 02.2023 | Antrag auf ein Förderprojekt vom BMBF
2022 wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung eine Förderung von Interventionsstudien für gesunde und nachhaltige Lebensbedingungen und Lebensweisen ausgeschrieben. Dabei bewarb sich das oben genannte Projektteam mit der Idee INNACH. Der Antrag war erfolgreich und wurde angenommen und wird nun in der Konzepterstellungsphase weiter ausgebaut.
06.2023 – 11.2023 | Konzepterstellungsphase (aktuell)
In dieser Phase steht die Konzeptentwicklung im Vordergrund. Mit einem Kick-off-Workshop Anfang Juli wurde dem Projektteam gemeinsam mit den Kooperationspartner:innen eine erste Möglichkeit zum offenen Austausch, zur Klärung von Fragen und konstruktiver Kritik geboten.
Nach dem ersten gemeinsamen Workshop widmen sich alle Beteiligten den bereits zuvor ausgearbeiteten Aufgabengebieten. Zeitgleich läuft auch schon eine Vorstudie zur Messung des nachhaltigen Ernährungsverhaltens. Darüber hinaus erstellen die Projektmitarbeitende ein systematisches Review zur Achtsamkeit und dem Ernährungsverhalten. Im 6-monatigen Zeitraum der Konzepterstellungsphase werden neben der Transferarbeit, um weitere externe Kooperationspartner für das Projekt zu gewinnen, Ausfertigungen zur Durchführung der Interventionsstudien ausgearbeitet. Zum Ende dieses Zeitraumes wird dann ein finaler Vollantrag eingereicht, auf welchem die Realisierungsphase basiert.
Ab 2024 | Realisierungsphase
Gemeinsam mit der Unterstützung wissenschaftlicher Mitarbeitender sowie studentischen Hilfskräfte werden nun in der Realisierungsphase die Darstellung des theoretischen Konzeptes sowie der Methodik zur Verknüpfung und Messung von Achtsamkeit und nachhaltigem Verhalten konkretisiert. Die Messung folgender Faktoren ist besonders interessant: nachhaltiges Verhalten, Wohlbefinden, planetare Gesundheit, Stressreduktion sowie psychologische Variablen. Bei erfolgreicher Einwerbung werden die Achtsamkeitsinterventionen und die Kontrollinterventionen der Planetaren Gesundheit etabliert und evaluiert.
Fördergeber
Der geplanten Untersuchung liegt eine Ausschreibung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zur Förderung von Interventionsstudien für gesunde und nachhaltige Lebensbedingungen und Lebensweisen von Mai 2022 zugrunde, auf die sich ein interdisziplinäres Team der Universität Regensburg bewarb. Das Ministerium bezeichnete das Thema als „praxisrelevant, innovativ und ambitioniert“ und entschied sich für eine erste Förderung von INNACH im Rahmen der Konzepterstellungsphase.
Am Dienstag, den 4.07.2023 fand der erste Workshop zum INNACH-Projekt an der Universität Regensburg statt. Nach der Begrüßung folgte eine kurze Vorstellung der Teilnehmer*innen aus verschiedenen Bereichen, darunter aus der Sportwissenschaft, der Vergleichenden Kulturwissenschaft, der Medizin, der Wirtschaftswissenschaften, des Green Office, des Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsdidaktik, dem Hochschulsport, dem Studentenwerk Niederbayern/Oberpfalz, der Personalentwicklung, der „Mindful Students Regensburg“ und des Zentrums für Achtsamkeit und Resilienz in Regensburg. Nachdem der Nachhaltigkeitsbeauftrage der Universitätsleitung, Prof. Dr. Andreas Roider, die Relevanz der Studie und die Unterstützung der Universitätsleitung erläutert hatte, stellte Dr. Ute Thiermann, Sozialwissenschaftlerin aus Berlin, ihre eigene Forschung zum Thema Achtsamkeit und Umweltverhalten vor und ging spezifischer auf wissenschaftliche Ansätze zu diesem Thema ein.
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Eindrücke von der Veranstaltung
Einen kleinen Einblick in die Studien, die das INNACH-Projekt inspiriert haben und auf denen Teile des theoretischen Konzeptes aufbauen. Dies ist nur eine Auswahl an Forschung zum Thema Nachhaltigkeit und Achtsamkeit.
MacCoon et al. (2012) In dieser Studie geht es darum, herauszufinden, ob es sinnvoll ist einer MBSR-Intervention (Mindfulness-Based Stress Reduction) eine aktive Kontrollgruppe gegenüberzustellen. Das heißt eine Kontrollgruppe, die auch eine Intervention erfährt. Dabei wurde vor allem untersucht, ob Achtsamkeit als Faktor eine aktive Rolle bei Stressreduktion spielt.
MacCoon, D. G., Imel, Z. E., Rosenkranz, M. A., Sheftel, J. G., Weng, H. Y., Sullivan, J. C., Bonus, K. A., Stoney, C. M., Salomons, T. V., Davidson, R. J., & Lutz, A. (2012). The validation of an active control intervention for Mindfulness Based Stress Reduction (MBSR). Behaviour research and therapy, 50(1), 3–12.
Riordan et al. (2022): Diese Studie untersucht, ob die Dauer von Meditationstraining einen Einfluss auf das umweltfreundliche Verhalten der Meditierenden hat.
Riordan, K. M., MacCoon, D. G., Barrett, B., Rosenkranz, M. A., Chungyalpa, D., Lam, S. U., Davidson, R. J., & Goldberg, S. B. (2022). Does meditation training promote pro-environmental behavior? A cross-sectional comparison and a randomized controlled trial. Journal of environmental psychology, 84, 101900.
Stanszus, Frank, & Geiger (2019): In dieser Studie geht es darum, ob Achtsamkeitstraining den „attitude-behavior-gap“ (die Diskrepanz zwischen einer Einstellung zu etwas und dem daran angelehnten Handeln, z. B. im Bereich der Nachhaltigkeit) überbrücken kann. Untersucht wurde dies im Bereich nachhaltiger Ernährungsweisen. Die Untersuchung nutzte eine kontrollierte Mixed-Method-Interventionsstudie und verwendete eine angepasste, auf Achtsamkeit basierende Intervention.
Stanszus, L. S., Frank, P., & Geiger, S. M. (2019). Healthy eating and sustainable nutrition through mindfulness? Mixed method results of a controlled intervention study. Appetite, 141, 104325.
Thiermann & Sheate (2021): Dieser Artikel ist eine Meta-Analyse zur Erforschung von Achtsamkeit und Nachhaltigkeit und umspannt dabei eine Zeitspanne von 30 Jahren. (Dabei wurden theoretische Konzepte und empirische Belege getrennt betrachtet.) In der Analyse wurden in der Theorie sechs Verbindungen zwischen Achtsamkeit und Nachhaltigkeit gefunden: verringerte automatische Handlungen, verbesserte Gesundheit und subjektives Wohlbefinden, stärkere Verbundenheit mit der Natur und Umwelt, verbessertes pro-soziales Verhalten, Erkennung intrinsischer Wertehaltung, Offenheit gegenüber neuen Erfahrungen. (Es bedarf weiterer Forschung, um vor allem kausale Zusammenhänge zwischen Achtsamkeit und nachhaltigen Lebensweise zu finden, denn dies würde eine gesellschaftliche Transformation leichter ermöglichen.)
Thiermann, U.B., Sheate, W.R. (2021).The Way Forward in Mindfulness and Sustainability: a Critical Review and Research Agenda. Journal of Cognitive Enhancement 5.
Ute Thiermann war zu Gast im Podcast "Nachhaltig.Kritisch", wo sie mit den beiden Moderatoren ein Gespräch über die Verbindung zwischen Achtsamkeit und Umweltbewusstsein bzw. Umweltverhalten führte. Dabei beleuchteten sie nicht nur die historische Entwicklung von Meditation und Achtsamkeitstraining in der säkularisierten westlichen Welt, sondern untersuchten auch die Frage nach möglichen Kausalitäten zwischen Achtsamkeit und Nachhaltigkeit. Die Gesprächspartner erörterten verschiedene Forschungsansätze und -designs, die diese Verbindung beleuchten könnten, einschließlich potenzieller Anwendungen im Arbeitsumfeld.
Aber hört doch gerne selber hier rein!
Winkelmaier & Jansen (2023): In dieser Studie wurde untersucht, ob eher ein aufmerksamkeitsbasiertes oder eine herzzentriertes Achtsamkeitstraining einen Einfluss auf die expliziten und impliziten Einstellungen zur vegetarischen und fleischbasierten Ernährung hat.
Winkelmair, A., & Jansen, P. (in press). Can mindfulness impact the explicit and implicit affective attitudes towards vegetarian food? Frontiers in Psychology: Eating Behavior.