Der katholische Pädagoge und Theologe Johann Michael Sailer (1751–1832), der von Papst Johannes Paul II. sogar als „Kirchenlehrer Europas“ bezeichnet wurde, ist Kronzeuge der fundamentalen Umbrüche in der Übergangsphase von Aufklärung, Romantik und beginnender Restauration und hat auf diese Übergänge entscheidenden Einfluss genommen. Mit seinen Schriften und seinem weitverzweigten Netzwerk an Schüler/innen und Freund/innen überschritt Sailer diverse Grenzmarkierungen: Dies gilt im Hinblick auf Fachdisziplin (Pädagogik, Philosophie, Literaturwissenschaft), Konfession (in einem konfessionsübergreifenden Gelehrtenkreis kommunikativ entwickelte ökumenische Theologie), geographische Räume (Süd- und Mitteldeutschland, Schweiz, Russland u.a.), Sprachraum (Übersetzungen aus und in andere europäische Sprachen) und praktisches Handeln (politische Einflussnahme bei der kirchlichen wie kulturellen Neugestaltung Bayerns).
Die Erstellung einer digitalen Edition von Sailers Werken wird verantwortet von Prof. Dr. August Laumer (Augsburg) und Prof. Dr. Peter Scheuchenpflug (Regensburg). Ziel ist es, ein vertieftes Verständnis der Wirksamkeit christlicher Praxis in einer Phase fundamentalen gesellschaftlichen Wandels zu ermöglichen.
Zu diesem Zweck werden in einer ersten Phase Bestände aus der Bischöflichen Zentralbibliothek Regensburg von der Universitätsbibliothek Regensburg digitalisiert und mit Hilfe des Texterfassungsprogramms „Transkribus“ transkribiert. Die Edition präsentiert damit nicht nur die Digitalisate der historischen Druckschriften, sondern auch transkribierte Textversionen, die für eine Weiternutzung geeignet sind. Finanziell unterstützt wird dieses Projekt durch die Volker-Nechleba-Stiftung, durch Berufungsmittel von August Laumer und private Zuwendungen von Peter Scheuchenpflug.
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