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GfM Jahrestagung 2020 | Experimentieren

PANEL 5.2 | OBSERVE!

Ästhetiken des Engagements?

Mittwoch, 30.9.2020 -- 10:00–11:15 Uhr

Chair(s):

Christiane Heibach, Irene Schütze (Kunsthochschule Mainz)

Vortragende:

Christiane Heibach, Irene Schütze (Kunsthochschule Mainz)

https://gfm2020.blogs.ruhr-uni-bochum.de/programm/


Beschreibung

Projekte sogenannter “socially engaged art ”, die politische und/oder aktivistische Ziele verfolgen, entziehen sich ästhetischer Beurteilungen. Sie sind soziale Experimente. Ihr Moment der aísthēsis liegt in der unmittelbaren Erfahrung, häufig nur erlebbar in der direkten Partizipation an dem jeweiligen Projekt. Das soziale Engagement steht im Vordergrund und mit diesem werden ethische Parameter der Beurteilung an Kunst herangetragen. Hier setzte vor mehr als einem Jahrzehnt die Kritik Claire Bishops an, die die Priorisierung des unmittelbaren Erlebens aktivistischer Kunst zugunsten bleibender, auch im Nachhinein als ästhetisch zu beurteilender Erfahrung vermisste. Bishop wandte sich auch gegen die von Nicolas Bourriaud Ende der 1990er Jahre propagierte esthétique relationnelle, die dieser als Kurator von partizipativer Kunst entwickelt hatte. Die esthétique relationnelle kennzeichnet zwar die sozialen Prozesse im Feld der Kunst als ästhetisch, ohne sie allerdings zu deklinieren. Bishop kritisierte zudem das Umdefinieren von Ausstellungsräumen in experimentelle “laboratories“ durch Kurator*innen wie Hans Ulrich Obrist, da dadurch die Künstler*innen zu Ausführenden degradiert würden.

Ungeachtet dessen ist „socially engaged art“ inzwischen zu einer hochgefragten Projektionsfläche geworden, die angesichts aktueller Krisenszenarien wie der Klimakatastrophe, verstärkten Migrationsbewegungen und globalen sozialen Ungleichheiten auch kanonisierte Kunstgroßveranstaltungen prägt. So lautet etwa der aktuelle Titel der Sydney Biennale 2020 „Nirin“ (ein Ausdruck der Wiradjuri in New South Wales, der „Abbruchkante“ bedeutet), während die Biennale 2018 unter dem Motto „SUPERPOSITION: Equilibrium & Engagement“ stattfand und damit das Engagement bereits im Titel führte.

Diese Konjunktur kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass – angesichts des nach wie vor ebenso wirkmächtigen Verständnisses von Kunst als autonomem Raum, in dem intentional gestaltete Objekte ausgestellt werden – derartige ‚formlose‘, ereignishafte und engagierte Kunstexperimente die Frage nach den ästhetischen Gestaltungs- und Bewertungskriterien neu stellen und die Tücken des Engagements – z.B. eindeutige Aussagen und Positionierungen, die der Vielschichtigkeit und Ambiguität künstlerischer Arbeit womöglich entgegenstehen – reflektieren müssen.

Das Panel diskutiert künstlerische Projekte sozialen Engagements und darauf bezogene Theorien und Texte im Hinblick auf die Frage nach den Spannungsfeldern zwischen ästhetischen und ethischen Referenzrahmen der „socially engaged art“. Mittels eines CfPs werden die Beteiligten ausgewählt und stellen ihre Materialien im Vorfeld zur Verfügung. Im Panel werden diese in kurzen Statements vorgestellt. Anschließend erfolgt eine umfassende Plenumsdiskussion. Die Teilnahme erfolgt nach Anmeldung, damit den Interessierten vorab schon der Zugriff auf die Materialien ermöglicht werden kann (spontane Teilnahmen sind natürlich erwünscht und möglich).



  1. Fakultät für Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften
  2. Institut für Information und Medien, Sprache und Kultur (I:IMSK)

Medienwissenschaft


Sekretariat | PT 3.0.58
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