Das Radiometrische Seminar und Labor der Universität Regensburg ist auf Gebieten der Messung ionisierender Strahlung (Radiometrie) natürlicher und künstlicher Radioaktivität in Forschung, Lehre, Weiterbildung und Praxis tätig. Es begann im Forschungssemester in Kanada Sommer 1981 mit Besuchen von Uranlagerstätten und Anlagen der Kerntechnik. Vorangegangen waren 20 Jahre kristallographisches Arbeiten mit Röntgenstrahlen.
Aus jährlichen Vorlesungen 1982-1999 und jährlichen Kursen für bayerische Umweltschutzingenieure 1987-2000 entstand die Schrift Radioaktivität und Strahlungsmessung, 1. Auflage, 200 S. 1992; 8. Auflage, 256 S. 2006. Herausgeber war das Bayerische Umweltministerium. Verteilt wurden 30.000 Exemplare. Die Schrift ist zurzeit vergriffen, steht aber im Internet, unter
Oktober 2011 veranstaltete das Radiometrische Seminar die erste öffentliche und gebührenfreie Ringvergleichsmessung für Cs-137 in Lebensmitteln mit 35 namhaften Teilnehmern von amtlichen Messstellen, Hochschulen, Behörden und Firmen. Die selbstgefertigten schwachaktiven Referenzstrahler enthalten in Gießharz südbayerisches Graspulver von 1986, das in Form von Pellets aufbewahrt wurde.
Seit 1983 entstanden, zum Teil mit Schülern, Kollegen und freien Mitarbeitern, allein zur Radioaktivität und Strahlenmesstechnik mehr als 100 wissenschaftliche Publikationen, zum Teil auf Englisch in anerkannten internationalen Zeitschriften.
Das Seminar und Messlabor empfängt nach telephonischer Anmeldung Interessenten für Radioaktivität und Strahlenschutz zu Fachgesprächen, Messungen und eigenen Experimenten.
Das Messlabor des Radiometrischen Seminars ist bestens ausgestattet mit Messgeräten für alle Arten ionisierender Strahlung und von Radionukliden in Luft, Wasser und Feststoffen, insbesondere:
* Hochauslösendes Gammaspektrometer, 3 Zoll reinst Germanium-Detektor,
5 cm Bleiburg, Kalibrierstrahler.
* Tragbares Gammaspektrometer, 3 Zoll NaI-Detektor.
* Gammaspektrometer, 3 Zoll NaI-Bohrloch-Detektor.
* Alphaspektrometer, 2 Zoll Si-Detektor im Vakuum.
* Ultra-Low-Level Gesamtalpha-Messplatz, 5 Zoll
ZnS-Szintillations-Detektor mit 5 Zoll Photomultiplier.
* 3 tragbare Beta-/Gamma-Messplätze, 100 cm2
Proportionaldetektoren, innovative Messwerterfassung.
* 3 Hochleistungs-Aerosolpartikel-Sammler, 50 m3/h
für 11 cm Glasfaser-Filter, kalibriertes Quantometer.
* 5 Messgeräte für Radon und Radonfolgeprodukte.
* Alpha Szintillationssonde, 4 Zoll, tragbar.
* Beta/Gamma Szintillationssonde, 4 Zoll, tragbar
* Datenlogger, die meisten Geräte haben Impulsausgang und 4 können
gleichzeitig angeschlossen werden, mit online Darstellung der Messwerte.
* 2 großvolumige Ionisationskammern.
* 4 Typen Kontaminationsmonitore, 170 - 220 cm2.
* 4 Endfensterzählrohre 18 cm2 zum Philion-Set.
* 10 Hand-Messgeräte für Alpha- Beta- und Gamma.
* 10 Hand-Messgeräte für Ortsdosis- und Dosisleistung
* Für neuere Messgeräte, Dedektoren, Methoden und Präparate siehe oben unter Aktuelles und Älteres
Wie in anderen Bereichen der Universität steht die hervorragende instrumentelle Ausstattung des Radiometrischen Labors auch Externen für wissenschaftsnahe Mess- und Analysenaufträge zur Verfügung. Durch die physikalische, chemische und mineralogische Ausbildung und langjährige einschlägige Erfahrung des Leiters besteht ein erprobtes Expertenwissen für natürliche und künstliche Radioaktivität in mineralischen und anderen Rohstoffen, Zwischen- und Endprodukten. Hinzu kommt radiometrische Beratertätigkeit für Steinbruchunternehmen. Alle Untersuchungen und Beratungen sind vertraulich.
Seit 1990 ist das Radiometrische Seminar Berater für Strahlenschutz im damals neu eröffneten Radonbad Sibyllenbad in Neualbenreuth, Landkreis Tirschenreuth. Die hohe Luftwechselrate in den Radonwannenräumen und eigens entwickelte Messgeräte gewährleisten für das Personal eine Strahlenexposition weit unterhalb der Grenzwerte und für die Patienten die gewünschte Radonkonzentration im Wannenwasser. Zudem erfolgten umfangreiche medizin-physikalische Untersuchungen zur Deposition der Radonzerfallsprodukte auf der Haut und zum Transfer von Radon im Wasser über die Haut in den Körper und die Ausatemluft.
Nach den Ereignissen von Fukushima wurden während 3 Wochen täglich die Iod-131 Aktivitätskonzentrationen von mBq/m3 in der atmosphärischen Luft auf dem Campus gemessen, mit Ergebnissen in guter Übereinstimmung mit amtlichen Messstellen.
Langjährige Erfahrung besteht ferner in der Messung und Bewertung von Radionukliden in technischen Gebrauchsgegenständen und künstlerischen Objekten wie Uranglas und uranglasierter Keramik. Ein wertvoller Erfahrungsaustausch findet im Fachverband Strahlenschutz und seinen Arbeitskreisen statt.
Im Messbedarfsfall für Cs-137 in Lebensmitteln können Kalibrierstrahler in verschiedener Messgeometrie nach bewährtem Verfahren hergestellt und mit Zertifikat versehen kurzfristig geliefert werden.
aus:Universität Regensburg: Anwendungsorientrierte Forschung 2019/20