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Der Ingenieurberuf, als tragender Akteur technischer Disziplinen, kann als Paradebeispiel einer (erfolgreichen) Professionalisierung im historischen Nachgang der sogenannten klassischen Professionen angesehen werden. In Ermangelung exklusiver Wissensgegenstände mussten die Ingenieure dafür ihre spezifischen Modi der Problemlösung in Anschlag bringen: das probabilistisch-pragmatische „Tüfteln“ – das Primat der Praxis des Ingenieurwesens – welches sich scharf von der streng deduktiven Vorgehensweise der Naturwissenschaften abgrenzte. Dabei werden soziale Aushandlungsprozesse um professionelle Zuständigkeiten sowie damit einhergehende Paradoxien geradehin idealtypisch wahrnehmbar. Visuelle Repräsentationen lassen dabei die noch immer prägende Selbst- und Fremdverortung der Ingenieure vor dem Hintergrund der Unterscheidung in explizites oder deklaratives, der Allgemeinheit zugängliches Wissen einerseits sowie implizites oder prozedurales, der Allgemeinheit unzugängliches Wissen andererseits sichtbar werden. Als alltägliches und unentbehrliches Mittel der Kommunikation von Ingenieuren bilden sie Knotenpunkte von kodifiziertem (verwissenschaftlichtem), und nicht-kodifiziertem Wissen ab. Visuelle Repräsentationen begleiten den Prozess der Professionalisierung des Ingenieurwesen und bilden dadurch einen hervorragenden Bezugspunkt diesen darzustellen. In Ihnen manifestiert sich die erfolgreiche Umwidmung des expliziten Wissens der Curricula und Lehrbüchern in implizites, prozedurales Wissen und vice versa – der obligatorische Vorgang praktischen Ingenieurtätigkeiten eine systematische, akademische Form zu geben. Abstraktionen der visuellen Repräsentationen geben darüber hinaus Rückschlüsse auf den Stand der Professionalisierung, sowie der Entwicklung und der Standardisierung curricularer Inhalte und des Gewerbes.