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Die Ergebnisse unserer internationalen Fachtagung aus dem vergangenen Semester werden in der Reihe "Regensburger Schriften zur musikpädagogischen Forschung und Entwicklung" (Bd. 6) veröffentlicht (Augsburg: Wißner-Verlag).
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Das Verhältnis von Musik, Zeit und Kreativität wurde im Rahmen der internationalen Fachtagung MusiCreaTS diskutiert und mit einigen beachtenswerten Impulsen versehen. Die Tagung war zweigeteilt, so dass in einem ersten wissenschaftlichen Teil unterschiedliche Referenten aus Deutschland, Frankreich und Italien ihre Position zum Themenfeld darstellten. In einem zweiten Teil waren am Freitagnachmittag zusätzlich Lehrkräfte aus allgemeinbildenden Schule eingeladen, um Kreativität und Musik aktiv in konkreten musikalischen Handlungsfeldern zu erleben.
Der besondere Reiz der Veranstaltung lag darin, dass zahlreiche interdisziplinäre Aspekte diskutiert wurden und ein neues Licht auf das Verhältnis von Musik und Kreativität konstruktiv werfen konnten. Die gut besuchte Veranstaltung trug dazu bei, die Musik in ein gesellschaftliches Spektrum unterschiedlicher Fachdisziplinen einzureihen. Die Tagung wurde bereichert durch die amüsante Opernvorstellung Candide (Leonard Bernstein) im Theater Regensburg, wahrlich ein Feuerwerk musikalisch-kreativer Ideen.
Zunächst war es Hartmut Müller (Rostock), der sich mit seiner Untersuchung von Holocaust-Szenen in Luigi Nonos Filmprojekt Il canto sospeso Beachtung verdiente. Er beleuchtete die musikalische Dichtung, die betroffen macht und den besonderen Wert der Musik im Rahmen dieser historischen Darstellung zur Geltung brachte. Später stellte Pietro Zappalà (Pavia/I) seine auf „Piano-Rolls“ aufgezeichneten musikalischen Darbietungen vor, die anhand eines Pianolas zu Gehör gebracht werden und dabei, nach neueren Erkenntnissen, wichtige Kreativitätsimpulse erlauben. Sabine Schneider-Binkl war es schließlich, die für eine Überraschung sorgte, ist doch ihr Einblick „Dear Erich“ (Rosenthal, 1959) in die Vergangenheit des Holocaust aktuell durch einen hoch dotierten Preis an der Justus-Liebig-Universität Gießen ausgezeichnet worden. Jürgen Oberschmidt (Heidelberg) zeigte schließlich, wie wichtig musikalische Bildung zwischen kreativer Entfaltung und Assimilation an schulischem Lernen ist. Damien Ehrhardt und Hélène Fleury zeigten auf, wie der historische Einschnitt des „Death of the Author“ die Kreativitätsentwicklung in künstlerischen Aspekten revolutionierte. Weitere Vorträge steuerten Carlo Bianchini, Stefanie Lutz/Sven Völlings, Josef Mittlmeier, Eva Mittmann, Alexander Niebler, Tania Schnagl, Björn Tischler, Michaela Tobisch und Magnus Gaul bei. Mit ihren 13 Vorträgen und 4 Workshops brachte die Tagung MusiCreaTS vielseitige Aspekte in die Fachdiskussion ein, die nicht nur für musikpädagogische Belange von Bedeutung sind.
Die Veranstaltung, die vom Lehrstuhl für Musikpädagogik der Universität Regensburg organisiert wurde und im Haus der Begegnung (Hinter der Grieb 8, 93047 Regensburg) ein wunderbares Ambiente hatte, wurde rege angenommen von Studierenden, Dozenten und Personen aus dem Stadtbereich, die der Thematik eine wertvolle gesellschaftsrelevante Komponente abgewinnen konnten. Insbesondere die Vorträge aus Frankreich und Italien zeigten, wie wichtig die internationalen Perspektiven in Kreativitätsimpulsen sind und wie diese in praxisnahen musikdidaktischen Beispielen handlungsorientiert umgesetzt werden können.
Gefördert wurde die trilaterale Tagungsinitiative dankenswerter Weise von BayFrance sowie von der Regensburger Universitätsstiftung Hans Vielberth.
Eine internationale Forschungsinitiative des Lehrstuhls für Musikpädagogik
Tagungszentrum:
Universität Regensburg
Haus der Begegnung (Hinter der Grieb 8, 93047 Regensburg)
23. und 24.11.2023, jeweils 9.30 - 18.00 Uhr
Den Verlauf der Fachtagung finden Sie ► hier.
Der Umgang mit Zeit und Kreativität gehört zu den wichtigsten Kernkompetenzen in Bildung und Erziehung. Zeit zu haben oder sich Zeit zu nehmen, erweist sich mehr und mehr als Herausforderung. Sowohl bei der Heranbildung von Expertisen, aber auch bei Lernauffälligkeiten ist bekannt, dass der Bildungsdiskurs Zeit benötigt und wichtige Bildungs- und Erziehungsaufgaben nur unter Einhaltung dieser Prämisse erfolgen können. Aufbauend auf den Forschungen unterschiedlicher Zeitexperten (Wittmann 2016; Geißler & Geißler 2018) werden Phänomene des Zeiterlebens vor allem in Bezug auf kreative Arbeitsweisen und im Kontext interdisziplinärer Belange erschlossen.
Die Fachtagung MusiCreaTS baut auf die Initiative „Musik und Zeitmanagement im digitalen Zeitalter“ (Ringvorlesung) auf. In den Strategien, die einen effektiven Umgang mit der Zeit aufzeigen, wird der Themenkomplex „Musik, Zeit und Kreativität“ eine besondere Bedeutung erlangen. In diesem Zusammenhang möchte die Tagung einen Beitrag dazu leisten, interdisziplinäre, aber auch ressourcenbedingte Handlungsfelder in einen Bildungsdiskurs einzubeziehen und damit zu einer fächervernetzenden Denkweise in der Lehrer*innen-Bildung beizutragen.
Die Beschäftigung mit „Musik, Zeit und Kreativität“ ist gerade im digitalen Zeitalter ein Gebot der Stunde. Denn das sinnerschließende Lernen und die dabei aktivierten emotionalen Prozesse sind Garant für ein nachhaltiges Lernen und Erleben in vielfältigen Erziehungs-, Bildungs- und Erfahrungsbereichen.
==> Abstract
Die Vorträge im Einzelnen:
Time and Timelines in Bibliography as an educational tool
Prof. Dr. Carlo Bianchini (Literaturwissenschaft/Università degli Studie di Pavia/Italia)
From Artistic Creation to Creativity. Musical Form as Teleology and Moment
Prof. Dr. Damien Ehrhardt
(Musik- und Kulturwissenschaft, Université d’Evry Paris-Saclay)
After the «Death of the Author», all Creators! The Critical Moment,
Towards a Revolution of Creativity during the (Long) Global Sixties
Hélène Fleury, M.A./M.A.
(Kultur- und Bildwissenschaft, Université Paris-Saclay und CESAH-EHESS Paris)
The Role of Music Education in the Development of Creative Impulses
Prof. Dr. Magnus Gaul, Universität Regensburg
Sonderpädagogische Herausforderung: Kreativität im Unterricht
durch Verbindung von Musik und Sprache
Dr. Stephanie Lutz / Sven Völlings
(Sonderpädagogik/Universität Regensburg, München)
Das kreative Biotop - Kreativität und Innovation aus der Sicht
des bildenden Künstlers
Josef Mittlmeier (Bildende Kunst/Universität Regensburg)
Musik, Zeit und Bildungsgerechtigkeit im (sonder-)pädagogischen Kontext
Dr. Eva Mittmann (Musikpädagogik/Wiesbaden)
„Nonoprojekt“. Verfilmung von Luigi Nonos Il canto sospeso –
Chancen für musikalische Lernprozesse?
Prof. Dr. Hartmut Möller (Musikwissenschaft/hmt Rostock)
Kreative Lernprozesse durch audiovisuelle Inhalte gestalten.
Ein Beitrag zur mediengestützten Musikvermittlung
Alexander Niebler (Musikpädagogik/Universität Regensburg)
Musikalische Bildung zwischen kreativer Entfaltung und
Assimilation an schulischem Lernen
Prof. Dr. Jürgen Oberschmidt (Musikpädagogik/PH Heidelberg)
Erinnerungen an die Zeit des Holocaust im Musikunterricht
oder: „Dear Erich" (Rosenthal, *1959)
Dr. Sabine Schneider-Binkl (Musikpädagogik/JL-Universität Gießen)
ZeiTräume musikalisch erleben und verstehen
Dr. Björn Tischler (Musikbezogene Sonderpädagogik, Kronshagen)
Piano Rolls and Music Creativity: Conflict or Opportunity?
Prof. Dr. Pietro Zappalà (Musikwissenschaft/Università degli Studi di Pavia/Italia)
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Am 24.11.23 schließt sich im Zeitraum 14 - 18 Uhr ein Fortbildungstag für Lehrkräfte an, der die Verbindung von "Musik und Kreativität" in praktischen Unterrichtsanwendungen vorstellt. Näheres finden Sie ==> hier.
Voranmeldungen unter: musikpaedagogik@ur.de
Herzliche Einladung!
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Leitung: Prof. Dr. Magnus Gaul, Universität Regensburg