Große Beobachtungsstudien deuteten seit den 2000er Jahren darauf hin, dass ein Vitamin-D-Mangel das Risiko für verschiedene chronische Erkrankungen sowie die Sterblichkeit erhöhen könnte. Jedoch haben neuere, auf Ursache-Wirkungsbeziehung fokussierte Untersuchungen, wie randomisierte kontrollierte Studien und Mendelsche Randomisierung, den „Hype um Vitamin D“, insbesondere im Zusammenhang mit psychiatrischen Erkrankungen, gedämpft.
Ein Grund für diese negativen Ergebnisse könnte die Betrachtung von psychiatrischen Erkrankungen in getrennten Kategorien sein. Experten weisen darauf hin, dass viele Patienten gleichzeitig unter mehreren psychischen Störungen wie Angst und Depressionen leiden, die möglicherweise eine gemeinsame Ursache haben. In jüngerer Zeit lag der Forschungsschwerpunkt verstärkt auf den biologischen Faktoren, die ein breites Spektrum psychischer Erkrankungen bedingen.
In einer aktuellen Studie unter der Leitung von Dr. Julian Konzok, Prof. Dr. Michael F. Leitzmann und Dr. Hansjörg Baurecht wurden mithilfe der Methode der Mendelschen Randomisierung keine Anzeichen für einen kausalen Zusammenhang zwischen Vitamin D und dem Risiko von Erkrankungen aus dem internalisierenden Spektrum (z.B. Depression, Ängste, posttraumatische Belastungsstörung, Essstörungen und Zwänge) gefunden. Dieses Ergebnis hat bedeutende Implikationen für die spezifische Verwendung von Vitamin-D-Supplementen in der psychiatrischen Praxis, insbesondere im Hinblick auf eine mögliche Überdosierung.
Julian Konzok, Sebastian-Edgar Baumeister, Thomas W. Winkler, Michael F. Leitzmann, Hansjörg Baurecht
Funktionsweise eines neuen Kandidatengens des Fettstoffwechsels und der Atherosklerose aufgedeckt
Erhöhte Konzentrationen von Lipiden im Blut, insbesondere des LDL-Cholesterins, sind eine Hauptursache für atherosklerotische Gefäßerkrankungen und den Herzinfarkt. Neben Faktoren des Lebensstils wird die Lipidkonzentration im Blut wesentlich durch erbliche Faktoren bestimmt. Die Identifizierung der zugrundeliegenden Gene ist seit vielen Jahren Gegenstand intensiver Forschung. Die Arbeitsgruppe von Herrn Prof. Dr. Ralph Burkhardt am Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin konnte nun die Rolle des Gens Trib1 (Tribbles-homolog 1) bei der Entstehung von Fettstoffwechselstörungen und der Atherosklerose aufklären.
In der aktuellen Forschungsarbeit wurde das Trib1 Gen in einem experimentellen Modell der Atherosklerose ausgeschaltet, was zur Bildung größerer und fortgeschrittener Gefäßläsionen, sogenannter atherosklerotischer Plaques, führt. Ursächlich hierfür ist eine ausgeprägte Erhöhung des LDL-Cholesterins und der Triglyzeride im Blut, die auf einer veränderten Regulation des Lipidstoffwechsels in der Leber beruht. Bei genetischer Trib1-Defizienz kommt es zu einer gesteigerten Produktion und Freisetzung von Lipoproteinen aus der Leber ins Blut. Zudem werden Leberzellen durch die vermehrte Ablagerung von entzündungsfördernden Lipidspezies geschädigt, wodurch auch pro-atherosklerotische Entzündungsproteine im Blut nachweisbar sind. Inwiefern die durch Trib1 regulierten Signalwege als Angriffspunkt für neue therapeutische Ansätze in Frage kommen ist Gegenstand aktueller Untersuchungen.
Lilli Arndt, Ileana Hernandez-Resendiz, Doreen Moos, Janine Dokas, Silvana Müller, Franziska Jeromin, Richard Wagner, Uta Ceglarek, Iris M. Heid, Marcus Höring, Gerhard Liebisch, Sonja C. Stadler and Ralph Burkhardt
Bei ca. 80 Prozent der Melanom-Patienten wird die Erkrankung bereits frühzeitig im Stadium (I-IIA) diagnostiziert. Jeder sechste dieser Patienten erleidet jedoch binnen fünf Jahren ein Lokalrezidiv oder Metastasen. Tatsächlich finden sich hier die meisten MM-spezifischen Todesfälle. Mit immunoprint® wurde am Universitätshautklinikum Regensburg unter der Leitung von PD Dr. Stefanie Meyer in einer retrospektiven Studie bereits 2010 eine immunhistochemische Biomarker Signatur entwickelt, die die Prognosebewertung von Melanom-Patienten - insbesondere in den frühen Stadien I und II – verbessert, und die Möglichkeit gezielter adjuvanter Therapien eröffnet. Die Signatur ermöglicht die Einteilung in Hoch-Risiko (High-Risk, HR)- und Niedrig-Risiko (Low-Risk, LR)-Patienten und erkennt genau diejenigen Patienten, die ein signifikant höheres, bis zu doppeltes Risiko für ein Rezidiv haben bzw. an den Folgen des Melanoms zu versterben. In der ausgezeichneten prospektiven Folgestudie (Meyer et al. 2023) wurden nun die Ergebnisse von 439 Patienten im Stadium I-IIA (davon 116 im Stadium IB-IIA) mit der 7-Marker-Signatur analysiert. Nach acht Jahren wurden die über das Tumorzentrum ermittelten Überlebensdaten ausgewertet und mit den immunoprint®-Signaturergebnissen korreliert. Mit immunoprint® wurden insbesondere in der IB-IIA Subgruppe HR-Patienten hochsensitiv und spezifisch identifiziert, die ein Rezidiv erlitten bzw. spezifisch an einem Melanom verstarben. In der Gruppe der LR-Patienten konnten Rückfälle nahezu ausgeschlossen werden.
Meyer S, Buser L, Haferkamp S, Berneburg M, Maisch T, Klinkhammer-Schalke M, Pauer A, Vogt T, Garbe C.
Scheidler L, Hippe K, Ghimire S, Weber D, Weber M, Meedt E, Hoffmann P, Lehn P, Burkhardt R, Mamilos A, Edinger M, Wolff D, Poeck H, Evert M, Gessner A, Herr W, Holler E.
Eckl D.B., Hoffmann A.K., Landgraf N, Kalb L, Bäßler P, Wallner S, Eichner A, Huber H, Hackbarth S, Bäumler W.
Heinrich, M., Hofmann, L., Baurecht, H., Kreuzer, P., Knüttel H., Leitzmann M. & Seliger, C.
Boilesen D.R., Neckermann P, Willert T, Dons Müller M, Schrödel S, Pertl C, Thirion C, Asbach B, Wagner R, Holst P.J.
Kurz B, Arndt S, Unger P, Ivanova I, Berneburg M, Hellerbrand C, Karrer S.
Mustroph J, Baier MJ, Pabel S, Stehle T, Trum M, Provaznik Z, Mohler PJ, Musa H, Hund TJ, Sossalla S, Maier LS, Wagner S.
Mathias Schemmerer, Jürgen J Wenzel, Klaus Stark, Mirko Faber.
Blazquez R, Chuang H.N.,Wenske B,Trigueros L, Wlochowitz D, Liguori R,
Ferrazzi F, Regen T, Proescholdt M.A., Rohde V, Riemenschneider M.J., Stadelmann C,
Bleckmann A, Beißbarth T, van Rossum D, Hanisch U.K. and Pukrop T.
Michael Paulus, Kathrin Renner, Alexander Nickel, Christoph Brochhausen, Katharina Limm, Elmar Zügner, Maria Baier, Steffen Pabel, Stefan Wallner, Christoph Birner, Andreas Luchner, Christoph Magnes, Peter Oefner, Klaus Stark, Stefan Wagner, Christoph Maack, Lars Maier, Katrin Streckfuss-Bömeke, Samuel Sossalla, Alexander Dietl.
UR - Universität Regensburg
Fakultät für Medizin
am Universitätsklinikum
Franz-Josef-Strauß-Allee 11
93053 Regensburg