In Form eines Blogs möchten wir Ihnen hier verschiedene Selbsthilfe-Intervention vorstellen, die Sie zu Hause durchführen können, und die dazu beitragen können, Ihr psychisches Befinden während und nach der Pandemiesituation zu verbessern bzw. stabil zu halten.
Unsere Selbsthilfe-Interventionen basieren auf wissenschaftlich fundierten Methoden aus der Verhaltenstherapie und wurden von unseren approbierten Psychologischen Psychotherapeut:innen unter Unterstützung von Studierenden und Psycholog:innen verfasst.
Bitte beachten Sie, dass Selbsthilfe-Interventionen im Fall einer psychischen Erkrankung keine Behandlung ersetzen können. Falls Sie sich also durch psychische Symptome (z.B. ausgeprägte Ängste, Verwirrung, oder Anspannung) oder traumatische Erlebnisse (z.B. eigene schwere Erkrankung, schwere Erkrankung oder Tod anderer) sehr stark beeinträchtigt fühlen, können Sie z.B. in der Telefonzeit unserer Ambulanz einen Termin für unsere psychotherapeutische Sprechstunde (auch per Video oder Telefon möglich) vereinbaren, oder sich an andere Fachvertreter:innen wenden. Im psychischen Notfall wenden Sie sich bitte an eine psychiatrische Krankenhausambulanz, oder an den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der Nummer 116 117 (die Nummer ist aktuell allerdings leider sehr ausgelastet).
Falls Sie Fragen, Anregungen oder Feedback zu unseren Selbsthilfeübungen haben, schreiben Sie uns gerne eine E-Mail.
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg beim Ausprobieren und freuen uns auf Ihre Rückmeldungen!
Dr. Theresa Wechsler & das Team der Hochschulambulanz für Psychotherapie der Universität Regensburg
von Theresa Wechsler (18.03.2020)
Es handelt sich hier um einen „Klassiker“ aus der Verhaltenstherapie zur Verbesserung der Stimmung und des Selbstwertgefühls. Eine mangelnde Tagesstruktur - wie bei manchen Menschen während oder nach der Pandemie der Fall – kann zu Frustration, Verärgerung und depressiver Verstimmung führen. Dies liegt daran, dass stimmungsaufhellende Aktivitäten (wie z.B. körperliche Aktivität, Genuss, soziale Kontakte und Erfolgserlebnisse) zu kurz kommen. Wenn diese in der Psychologie „Verstärker“ genannten Erlebnisse ausbleiben, verschlechtern sich Stimmung und Selbstwertgefühl.
Ein Plan zur Tagesstrukturierung und zum gezielten Einbau von „Verstärkern“ kann helfen. Wenn positive Aktivitäten in ausreichende Maß umgesetzt werden, können sich Stimmung, Selbstwert und das allgemeine psychische Wohlbefinden verbessern. Wobei es nicht darum geht, ausschließlich „positiven“ Aktivitäten nachzugehen. Stattdessen ist eine gute Balance aus als positiv erlebten und notwendigen Aktivitäten sinnvoll. „Notwendige Aktivtäten“ sind alle eben notwendigerweise zu erledigende Aufgaben, wie z.B. die Steuererklärung, die nicht unbedingt als positiv erlebt werden. Diese zu erledigen bzw. erledigt zu haben kann ein Erfolgserlebnis bescheren, das ebenfalls die Stimmung und den Selbstwert verbessern hilft. Neben der Tatsache, dass eine erledigte Steuererklärung langfristig positive finanzielle Konsequenzen mit sich bringt… Notwenige Aktivitäten gehören allerdings nur in realistischen Häppchen in den Tagesplan, die auch wirklich durchführbar sind. Denn sonst droht bei Nicht-Erledigung ein Misserfolgserlebnis und damit wiederum eine Verschlechterung des Selbstwerts und der Stimmung. Gestalten sie ihren Tagesplan deshalb so, dass sie die Aufgaben auch bei Störungen erledigen können! Falls es nicht klappt, versuchen sie es am nächsten Tag erneut!
Was gehört nun in einen guten Tagesplan? Ein guter Tagesplan enthält eine Mischung aus
und
Beide Kategorien (positive und notwendige Tätigkeiten) sollten Sie in Ihrem Tagesplan einplanen. Es kann sehr unterschiedlich sein, was jeder Mensch als positiv und was als notwendig erlebt. Wählen sie als positive Aktivitäten deshalb speziell solche aus, die Sie selbst tatsächlich als angenehm erleben. Achten Sie darauf, dass Sie realistisch bleiben und den Plan nicht überladen, sodass Sie das vorgenommene auch wirklich durchführen und ein Erfolgserlebnis haben.
Tipps zur Umsetzung: Sie können sich unter „Zum Download“ (siehe unten) einen persönlichen Tage- bzw. Wochenplan zum Ausfüllen herunterladen. Wichtig ist, dass Sie in den Plan nicht die gesamten Zeiten ausfüllen müssen, sondern sich auf einzelne Zeiträume beschränken können. Zu Beginn können Sie z.B. auch nur eine positive und eine notwendige Aktivität pro Tag einplanen. Die Kategorie der Aktivität (z.B. Genuss, körperliche Aktivität, notwendige Aktivität, etc.) können Sie entsprechend der vorgeschlagenen Farben auf dem Plan bunt markieren. So sehen Sie, ob Sie Aktivitäten aus verschiedenen Kategorien in der Woche umsetzen. Natürlich können Sie sich auch eigene Kategorien und Farben ausdenken. Planen Sie am besten immer am Abend für den nächsten Tag. Am Ende eines Tages können Sie kurz reflektieren, wie Ihnen die Umsetzung gelungen isr, und ob Sie die "positiven" Aktivitäten tatsächlich als angenehm erlebt haben. Darauf aufbauend können Sie den nächsten Tag strukturieren. So können Sie Schritt für Schritt herausfinden, welcher Tagesgestaltung für Sie hinsichtlich notwendiger Aktivitäten gut umsetzbar ist, und welche positiven Aktivitäten sich für Sie bewähren.
Tipps zur Umsetzung für Familien mit Kindern: Für Familien mit Kindern stellen wir unter „zum Download“ einen adaptierten Tagesplan zum Ausfüllen für Familien bereit. In Familien mit Kindern bietet es sich an, dass jedes Familienmitglied zu Beginn des Tages eine notwendige und eine positive Aktivität für den eigenen Tagesablauf festlegt, und am Abend gemeinsam die Umsetzung besprochen wird. Dies beinhaltet z.B., dass jedes Kind eine festgelegte Anzahl von Schulaufgaben erledigt, und sich im Gegenzug z.B. ein gemeinsames Spiel wünschen darf. Die gilt für jedes einzelne Familienmitglied, auch die Eltern dürfen jeweils eine notwendige und eine positive Aktivität für Ihren Tag festlegen, deren Umsetzung Ihnen ermöglicht und von der gesamten Familie unterstützt werden sollte. Die konkreten Aktivitäten je Familienmitglied werden am besten morgens gemeinsam besprochen und im Tagesplan eingetragen. Auch wenn es ggf. vor den Lehrer:innen der Kinder schwierig zu vertreten scheint, sollten Sie den Umfang der pro Tag zu erledigenden Schulaufgaben je nach aktueller Familiensituation realistisch planen, sodass sich Erfolgserlebnisse einstellen können. Für die psychische Gesundheit der gesamten Familie ist es zielführender, mit einem geringeren Umfang zu beginnen, der dann auch tatsächlich umgesetzt wird, und diesen dann schrittweise zu steigern. Ist das Vorgenommene zu umfangreich stellt sich schnell Frust ein. Stimmung und Selbstwert sinken und erschwerden eine zielgerichtete Umsetzung weiterer Aktivitäten – es ensteht ein Teufelskreis. Realistische Tagespläne mit einem guten Verhältnis aus notwendigen und positiven Aktivitäten können dagegen helfen.
Zum Download:
Protokollblatt für Ihren persönlichen Tages- bzw. Wochenplan zum Ausfüllen (zum downloaden hier klicken)
Adaptierter Tagesplan für Familien mit Kindern zum Ausfüllen (zum downloaden hier klicken)
von Melissa Schmidmeier (20.03.2020)
Manchmal kann es schwerfallen, zur Ruhe zu kommen. Sorgen können zu Unruhe führen, die Gedanken wollen einfach nicht stillstehen, oder das Einschlafen erscheint so ganz unmöglich.
Die folgende Übung soll Ihnen dabei helfen, sich ganz auf das Hier und Jetzt zu fokussieren und alles andere für ein paar Momente außen vor zu lassen. Sie kann Ihnen ganz allgemein zur täglichen Entspannung nützlich sein, oder wenn Sie sich gerade besonders gestresst fühlen. Sie kann helfen, Grübeln und Sorgen zu unterbinden, oder als Einschlafhilfe dienen. Probieren Sie es aus!
Die Übung besteht aus folgenden Schritten:
Bei der Übung gibt es kein Richtig oder Falsch, es ist in Ordnung, wenn Sie sich verzählen sollten, oder wenn Sie einmal die Reihenfolge verwechseln. Sie können auch mehrfach dieselbe Wahrnehmung nennen, wenn sie gerade besonders bestimmend für Sie ist, oder wenn ihnen nichts anderes „in den Sinn“ kommt. Wenn Sie merken, dass Sie mit den Gedanken abgeschweift sind, machen Sie einfach so weiter, wie es Ihnen angenehm ist. Das Ziel ist, dass Sie Ihre Sorgen kurz vergessen und sich entspannen können – seien Sie deshalb geduldig mit sich, auch wenn sie abschweifen, und lassen sie auch ganz gewöhnliche Wahrnehmungen gelten.
Zum Download:
Merkblatt zur Durchführung der 5-4-3-2-1-Achtsamkeits-Übung (zum downloaden hier klicken)
von Jennifer Gerczuk und Theresa Wechsler (24.03.2020, aktualisiert am 29.05.2023)
Neben der Aufrechterhaltung einer geregelten Tagesstruktur kann auch die Einhaltung einer angemessenen Schlafroutine teilweise herausfordernd sein. Wenn Sie derzeit schlecht einschlafen können („Einschlafprobleme“), oder nachts immer wieder aufwachen und dann schlecht wieder einschlafen können („Durchschlafprobleme“), können Sie unsere Tipps zum Auf- und Ausbau eines gesunden Schlafverhaltens ausprobieren. Der Begriff „Schlafhygiene“ umfasst Verhaltensweisen, welche einen positiven Einfluss auf die Schlafqualität und ‑menge haben können.
Wie sieht eine gute Schlafhygiene aus? Hier finden Sie eine Auflistung von Empfehlungen zum Aufbau schlafförderlicher und zum Abbau schlafinkompatibler Verhaltensweisen:
Tipps zur Umsetzung: Unter „Zum Download“ können Sie sich ein Merkblatt über schlaffördernde Maßnahmen herunterladen. Die Handlungsempfehlungen sind nicht bei allen Menschen gleich wirksam. Erproben Sie die verschiedenen Strategien und wählen Sie die für Sie wirksamsten Interventionen zur längerfristigen Umsetzung aus.
Unter „Zum Download“ können Sie sich hierzu auch ein Protokollblatt zur Selbstbeobachtung Ihres Schlafverhaltens und der durchgeführten Strategien herunterladen. Dieses kann helfen, die für Sie am besten geeigneten Strategien zu identifizieren.
Wieviel Schlaf ist eigentlich normal? Übrigens, im Mittel schlafen erwachsene Menschen etwa 7 Stunden. Die normale Schlafdauer kann jedoch zwischen 5 und 10 Stunden liegen. Auch wenn Sie ein paar einzelne Nächte weniger schlafen, ist dies noch kein Grund zur übermäßigen Sorge. Vielleicht beruhigt es Sie auch zu hören, dass Menschen mit Schlafproblemen oft den Eindruck haben, viel weniger geschlafen zu haben, als es tatsächlich der Fall war. Wenn Sie trotz Berücksichtigung der Regeln zur Schlafhygiene über eine längere Zeit sehr wenig schlafen, können Sie sich auch zusätzlich noch professionelle Hilfe bei einem*r Psychotherapeut:in oder einer Person im ärztlichen Dienst suchen. Oft sind die Verhaltensweisen der Schlafhygiene aber völlig ausreichend, wenn Sie über mehrere Tage/Wochen konsequent durchgeführt werden. Viele Menschen haben damit schon sehr positive Erfahrungen machen können.
Zum Download:
Merkblatt über mögliche schlafförderliche Maßnahmen (zum downloaden hier klicken)
Protokollblatt zur Selbstbeobachtung Ihres Schlafverhaltens und der durchgeführten Maßnahmen zur Schlafhygiene (zum downloaden hier klicken)
von Otto Decker (30.03.2020)
Unser Leben ist in der heutigen Zeit oft geprägt von Leistungsanforderungen und Stress. Zeitdruck, eine Vielzahl an Dingen, die zu erledigen sind und Probleme, die uns beschäftigen, zehren an unseren eigenen Ressourcen. Umso wichtiger ist es, einen Ausgleich für diese Belastungen zu schaffen.
Kleine Dinge im Alltag zu genießen, kann uns dabei helfen. Gerade in Zeiten wie der Corona Maßnahmen, die für uns mit zusätzlichen Einschränkungen verbunden sind, können Sie trotzdem auf den Genuss kleiner Dinge in Ihrem Alltag zurückgreifen Finden Sie für sich heraus, welche Dinge Ihnen besonders gut tun und mit positiven Erfahrungen verbunden sind — Lernen Sie diese zu genießen!
Wir möchten Ihnen dazu einige hilfreiche Empfehlungen an die Hand geben:
“Die kleine Schule des Genießens“
(modifiziert nach Kaluza, 2018)
„Kleines Genusstraining“
Planen Sie heute eine kurze Übung ein, bei der es darum geht, eine bewusste und differenzierte sinnliche Wahrnehmung alltäglicher Gegenstände zu trainieren, um damit verbundene positive innere Bilder und Erinnerungen wachzurufen und so einen Zugang zu genussvollem, angenehmem Erleben zu finden. Besonders geeignet sind Gegenstände die Geruchs- oder/und Tastsinn anregen, da diese Sinne erfahrungsgemäß unmittelbar mit emotionalen Reaktionen verknüpft sind.
Nehmen Sie sich bewusst Zeit für eine kleine Übung (ca. 15 Minuten). Nehmen Sie sich eine Orange, einen Apfel, eine Erdbeere oder anderes duftendes Obst zur Hand, das Sie auch gerne zerteilen können. Lassen Sie sich ohne viel Nachdenken auf die Übung ein, auch wenn sie Ihnen ungewohnt erscheint. Konzentrieren Sie sich dabei ausschließlich auf angenehme Empfindungen:
Beim nächsten Mal können Sie die Genussübung auch mit Ihrem Tastsinn durchführen (Denken Sie daran - Genieße lieber wenig, aber richtig. Nehmen Sie sich nicht zu viel auf einmal vor. Überfordern Sie sich nicht. Versuchen Sie heute lieber einen Gegenstand intensiv zu erfahren als viele nur oberflächlich). Nehmen Sie z.B. einen Wattebausch, eine Stück Stoff oder aber auch einen Stein oder ein Stück Holz in die Hand:
„Genieße die kleinen Dinge des Alltags“
Ihnen fallen sicher noch andere Dinge ein, mit denen Sie Genießen üben können oder die Ihnen Genuss bereiten. Achten Sie in der nächsten Woche darauf, welche Dinge dies sind. Nicht nur Gegenstände, sondern auch alltägliche kleine Ereignisse können dabei Genuss bereiten und positive Gedanken und Erinnerungen auslösen. Halten Sie diese Augenblicke für sich fest, indem Sie sie in Ihr „Genusstagebuch“ eintragen (zum download hier klicken). So können Sie auch später auf Ihre eigenen schönen Erinnerungen und Genussmomente zurückgreifen.
Zum Download:
Genusstagebuch (zum downloaden hier klicken)
von Jennifer Gerczuk und Theresa Wechsler (05.04.2020, aktualisiert 29.05.2023)
Während der Pandemie verbrachten viele Menschen sehr viel Zeit auf kleinem Raum mit ihren Partner*innen, Mitbewohner*innen und Kindern. Ein Großteil des öffentlichen Lebens wurde auf den häuslichen Kontext verlegt. Das Leben auf engem Raum mit meist eingeschränkten Möglichkeiten zum Rückzug kann dabei nicht nur zur Stärkung zwischenmenschlicher Beziehungen, sondern auch zum vermehrten Auftreten von Konflikten und Ärger führen. Diese Folge kann sich auch erst nach der Pandemie in voller Ausprägung zeigen, oder immer noch andauern.
Was ist eigentlich Ärger, wie entsteht Ärger, und wozu ist Ärger gut? Die Entstehung von Ärger und Konflikten kann unterschiedliche Ursachen haben. Ärger kann beispielsweise bei einer wahrgenommenen Grenzverletzung oder Ungerechtigkeiten auftreten. Ärger äußert sich in einem Zustand erhöhter körperlicher Erregung und Anspannung, einem Gefühl der Frustration und Irritation und kann sowohl in Form von verbalen Attacken (z. B. Schreien, Beleidigen) als auch körperlichen Angriffen zum Ausdruck kommen. Psychologisch gesehen ist Ärger ein Gefühl, das auftritt, wenn andere Menschen oder Dinge den eigenen Zielen entgegenstehen. Trotz in der subjektiven Wahrnehmung oft überwiegender negativer Eigenschaften besitzt die Emotion Ärger einige wichtige Funktionen. Aufgrund seiner energetisierenden Wirkung kann Ärger beispielsweise dazu mobilisieren, ärgerauslösende Situationen aktiv zu verändern. Ärger kann mir z.B. helfen, mich gegen andere aktiv zu behaupten, und so meine Ziele oder zumindest einen Kompromiss zu erreichen. Um Ärger konstruktiv zu nutzen, ist es aber notwendig, diesen in angemessener Weise auszudrücken. Auch gilt es, die Ziele anderer Menschen nicht unberücksichtigt zu lassen. Im Folgenden werden Möglichkeiten zum funktionalen Umgang mit Ärger sowie Regeln zur angemessenen Kommunikation in Konflikten dargestellt.
Wirksame Strategien zum Ärgerabbau für sich alleine
Entsteht in einer zwischenmenschlichen Konfliktsituation ein zu hohes Ausmaß an Erregung und Anspannung, kann es hilfreich sein, den Ärger zunächst etwas zu reduzieren, bevor man ein Gespräch über die ärgerauslösende Situation sucht. In diesem Fall ist es eine gute Möglichkeit, die jeweilige Situation zunächst zu verlassen. Aufgrund der aktuellen Umstände ist es hierbei besonders wichtig auch im häuslichen Umfeld private Rückzugsorte (z.B. eigenes Zimmer, Schreibtisch) zu definieren. In der Familie kann z.B. gemeinsam besprochen werden, dass diese Rückzugsorte bei Bedarf für 1 Stunde mit einem „Bitte nicht stören“-Hinweis versehen werden dürfen, und dann von der gesamten Familie respektiert werden.
Eine weitere Möglichkeit zur Reduktion von Ärger sind Entspannungsübungen oder Achtsamkeitsübungen. Diese können ebenfalls dazu eingesetzt werden, körperliche und gefühlsmäßige Auswirkungen des Ärgererlebens zu reduzieren. Ein paar Beispiele finden Sie in unserem Blog, z.B. die 5-4-3-2-1-Achtsamkeit. Um die Entspannungsübung in kritischen Situationen wirksam anwenden zu können, ist es jedoch wichtig diese Interventionen regelmäßig einzuüben.
Darüber hinaus stellt Ablenkung eine Möglichkeit zum Abbau von Ärger dar. Ablenkende Maßnahmen sind beispielsweise das Ausführen sportlicher Aktivitäten, Musikhören oder durch die gedankliche Beschäftigung mit zukünftigen Plänen. Sie könnten z.B. einen Wochenplan über notwendige und positive Aktivitäten für sich anlegen, wie wir dies in der 1. Übung unseres Blogs beschreiben.
Besonders wichtig ist zudem das frühzeitige Erkennen individueller Signale aufkommenden Ärgers. Ein Hilfsmittel zum Aufbau eines besseren Verständnisses eigener ärgerbezogener Verhaltens- und Denkmuster können Selbstbeobachtungs-Protokolle sein. Unter „zum Download“ (siehe unten) können Sie zu diesen Zweck einen „Fahrplan zum achtsamen und konstruktiven Umgang mit Ärger“ herunterladen. Mithilfe eines solchen Ärgerprotokolls können Sie ärgerrelevante Situationen, die Rolle von Gedanken, körperliche Reaktionen oder auch kritische Selbstreflexionen bezüglich der Angemessenheit des Ärgers schriftlich festhalten. Das Aufschreiben dieser Aspekte ermöglicht eine sachlich-distanzierte Bewertung der zuvor ärgerauslösenden Situation.
Kommunikationsregeln zum funktionalen Umgang mit Konflikten
Wenn sich Ihr Ärger soweit gelegt hat, dass Sie konstruktiv über die Ursachen Ihres Ärgers sprechen können, dann können Ihnen die folgenden Kommunikationsregeln dabei helfen, Ihren Ärger angemessen auszudrücken und Konflikthemen mit anderen zu diskutieren
Kleiner Fahrplan für einen achtsamen und konstruktiven Umgang mit auftretendem Ärger in 4 Schritten (modifiziert nach Sulz et al. 2011):
Zum Download:
Merkblatt zu den Kommunikationsregeln zum funktionalen Umgang mit Konflikten (zum downloaden hier klicken)
4-Schritte-Fahrplan zum achtsamen und konstruktiven Umgang mit Ärger (zum downloaden hier klicken)
von Melissa Schmidmeier und Theresa Wechsler (08.04.2020, aktualisiert 29.05.2023)
Wenn es aufgrund äußerer Bedingungen gerade erschwert ist, sich an einen Ort zu begeben, an dem man sich wohl fühlt, und der einem gut tut, dann kann die Übung „Der innere Wohlfühlort“ eine kleine Unterstützung sein.
Die Übung ermöglicht Ihnen, einen Ort in Ihrer Fantasie zu erschaffen, an dem Sie sich sicher und geborgen fühlen können. Sie können lernen, diesen Ort aufzusuchen, wann immer Sie ein Bedürfnis nach Ruhe und Sicherheit verspüren. Mit etwas Übung können Sie alles Unangenehme von diesem Ort fernhalten und dort Kraft und neue Energie schöpfen.
Die Übung als Audioaufnahme starten: Wir haben für Sie eine Audioaufnahme erstellt, in der wir Sie durch die Übung führen. Diese Version ist für Erwachsene (und große Kinder und Jugendliche) geeignet. Nehmen Sie sich etwa 15 Minuten Zeit, in denen Sie möglichst ungestört sind und klicken Sie hier, um die Übung zu starten.
Für Familien mit (kleineren) Kindern haben wir zusätzlich eine kindgerechte Version als Vorlesetext erstellt.
Zum Download:
Übung für Erwachsene als Merkblatt zum Nachlesen oder zum Vorlesen, z.B. für Ihre:n Partner:in (zum downloaden hier klicken)
Vorlesetext für Kinder (zum downloaden hier klicken)
Hinweis: Manche Menschen erleben es als unangenehm oder angstauslösend, ihre Augen zu schließen und sich in eine Entspannung begeben. Wenn Sie sich bei der Übung nicht wohl fühlen, setzen Sie diese nicht fort, und probieren Sie z.B. besser die ebenfalls in unserem Blog vorgestellte 5-4-3-2-1-Achtsamkeitsübung aus. Diese kann auch beim Abschalten und „runterkommen“ helfen, ohne dass es notwendig ist die Augen zu schließen oder zu sehr in eine Entspannung einzusinken.
von Stefanie Biehl (23.03.2020)
Bei dieser Übung handelt es sich um eine einfache Achtsamkeitsübung zum Anhören, die man auch ohne Vorkenntnisse durchführen kann. Gerade, wenn die eigenen Gedanken in schwierigen Situationen von einer beängstigenden Situation zur nächsten wandern oder sich an einem bestimmten Szenario „festbeißen“, ist diese Übung sehr hilfreich. Sie kann fast überall und jederzeit durchgeführt werden und hilft dabei, die Gedanken auf das Hier und Jetzt zu fokussieren.
Auch hier gilt natürlich: Übung macht den Meister. Haben Sie nicht den Anspruch an sich, dass Ihnen diese Übung sofort perfekt gelingen muss. Ärgern Sie sich nicht, wenn Sie merken, dass Ihre Gedanken während der Übung ungefragt eine Abzweigung genommen haben und jetzt ganz woanders sind. Führen Sie diese Übung stattdessen regelmäßig durch und Sie werden sehen, dass Ihnen die Konzentration auf den Moment zunehmend leichter fällt.
Sie können die Übung alleine oder mit anderen Personen zusammen machen. Auch Kinder können mitmachen – hier sollte die Dauer aber je nach Alter des Kindes reduziert werden.
So führen Sie die Übung durch:
Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und versuchen Sie sicherzustellen, dass Sie nicht gestört werden. Öffnen Sie ein Fenster, eine Balkontür oder eine Terrassentür. Setzen Sie sich aufrecht auf einen Stuhl und stellen Sie beide Füße flach auf den Boden. Legen Sie Ihre Hände entspannt auf Ihre Oberschenkel. Schließen Sie Ihre Augen. Konzentrieren Sie sich nun auf Ihr Gehör. Versuchen Sie, verschiedene Geräusche in Ihrer Umgebung wahrzunehmen. Wenn Sie etwas wahrnehmen, hören Sie ganz genau hin.
Falls Gedanken kommen und Sie ablenken, lassen Sie diese weiterziehen. Ärgern Sie sich nicht darüber und halten Sie einzelne Gedanken nicht fest. Nehmen Sie einfach wahr, dass Sie abgelenkt waren und lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit zurück auf das, was Sie in diesem Moment über Ihr Gehör wahrnehmen können. Beenden Sie die Übung nach einigen Minuten und versuchen Sie, sich in Erinnerung zu rufen, was Sie alles gehört haben.
Wenn Sie diese Übung mit anderen Personen gemacht haben, sammeln Sie gemeinsam, welche Geräusche jede Person wahrgenommen hat und wie es ihr oder ihm während der Übung ging.
Zum Anhören:
Audioaufnahme der Übung (zum Anhören hier klicken)
von Vanessa Mayer, Melissa Schmidmeier, Mirjam Rubenbauer und Theresa Wechsler (11.12.2020, aktualisiert 29.05.2023)
Während der Pandemie wurde empfohlen, soziale Kontakte stark zu reduzieren, um Infektionsketten zu stoppen. Das kann für viele Menschen eine echte Beeinträchtigung der Lebensqualität sein und auch die psychische Gesundheit belasten. Deshalb haben wir einige kreative Möglichkeiten für Sie gesammelt, die Ihnen dabei helfen sollen, soziale Isolierung während und nach der Pandemie zu vermeiden.
Mit diesen Vorschlägen können Sie nicht nur sich selbst vor sozialer Isolierung schützen, sondern auch andere unterstützen:
Zum Download:
„To-Do-Liste“ gegen soziale Isolation (zum Downloaden hier klicken)
Kontakt per E-Mail oder
Telefon: 0941 943-6080
(telefonische Erreichbarkeit freitags von 9-12.20 Uhr