Dieser Bereich kann sowohl in quantitativer wie in qualitativer Hinsicht als das Herzstück des Regensburger Volksmusik-Portals gelten. Es werden etwa 270.000 Melodie- und Textaufzeichnungen größtenteils mündlich oder handschriftlich tradierter Volkslieder aus dem gesamten deutschsprachigen Raum präsentiert, wobei die Intention vieler zeitgenössischer Sammler auf der Dokumentation des Liedguts der damaligen deutschen Siedlungsgebiete in Ostmittel- und Südosteuropa lag.
Gewährspersonen der Volksliedsammlerin Anna Loschdorfer (Budapest) im Dorf Veszprémfajsz (Bakonywald, Komitat Veszprém, Zentralungarn) 1930: „Die großen Mädchen“ (Mädchen zwischen 16 und 19 Jahren), von links Lisi Bartl, Reesi Zwiesler, Anna Konrad
(Aufnahme: Anna Loschdorfer)
Andreas Kuhn sen.,Weinbauer aus Weißkirchen (Bela Crkva, Serbien) im Banat, Sammler deutscher Volkslieder
(Fotograf unbekannt)
Damit wird die größte Sammlung dieser Art, die ein zentrales Projekt der volkskundlichen Musikforschung bis etwa in das dritte Viertel des 20. Jahrhunderts war, uneingeschränkt zugänglich.
Als Zentralstelle für die systematische Sammlung von Volksliedern aus dem gesamten deutschen Sprachraum wurde 1914 das Deutsche Volksliedarchiv (DVA) in Freiburg i. Br. gegründet. Als dessen „Musikalische Abteilung“ firmierte ab 1917 das Archiv Deutscher Volkslieder (ADV) in Berlin. Das ADV sammelte nicht selbst, sondern erhielt vom DVA Abschriften jener Belege, die neben dem Text auch eine Melodieaufzeichnung enthielten. Nach der Auflösung des ADV bildeten seine Sammlungen den Grundstock der 1937 gegründeten Abteilung Volksmusik des Staatlichen Instituts für Deutsche Musikforschung. Im Gegensatz zu ihrer Vorläuferinstitution entfaltete die Abteilung Volksmusik eine rege eigene Sammeltätigkeit. Die gesammelten Belege wurden zwischen Berlin und Freiburg ausgetauscht, wobei die Volksliedbelege mit Melodieaufzeichnung weiterhin sowohl in Freiburg als auch in Berlin archiviert wurden; Volkslieder ohne Melodieaufzeichnung und Sprüche (Kinderreime) wurden dagegen allein in Freiburg, Aufzeichnungen instrumentaler Volksmusik und von Volkstänzen ausschließlich in Berlin aufbewahrt. In den auf den Berliner Sammlungen beruhenden Beständen der UBR fehlen somit größtenteils jene Belege, die ausschließlich Text enthalten.
Neben den schriftlichen Sammlungen werden zahlreiche einzigartige Tondokumente (ca. 850 Einzelaufnahmen) aus dem Schallarchiv der Abteilung Volksmusik des ehemaligen Staatlichen Instituts für Deutsche Musikforschung, Berlin, präsentiert. Es ragt die beinahe vollständig (263 von ursprünglich 275 Galvanos) erhaltene Phonogramm-Sammlung des Steirischen Volksliedarchivs Graz heraus, die größtenteils in den Jahren 1905 und 1909 aufgenommen wurde und somit die frühesten Volksmusikaufnahmen aus dieser Region enthalten dürfte.
Teil der Phonogrammsammlung der Abteilung Volksmusik des Staatlichen Instituts für Deutsche Musikforschung, Berlin. In dieser Transportkiste waren die Phonogramme (Galvanos und Hartgusskopien) von 1943 bis 2009 verstaut.
Viele Aufnahmen aus den 1930er Jahren dokumentieren Volkslieder deutscher Minderheiten in Südosteuropa (Galizien- und Wolhyniendeutsche, Bukowinadeutsche, Sathmarer und Banater Schwaben, Deutsche in Südwestungarn sowie russlanddeutsche Siedler in Argentinien).
Ebenfalls in großem Umfang ist Bildmaterial vorhanden. Fotos aus dem Bildarchiv der Abteilung Volksmusik waren überwiegend aus den Beständen zeitgenössischer Forscher, Berufsfotografen und Bildagenturen angekauft worden. Gut 400 weitere Fotos wurden in den 1950er und 1960er Jahren von Felix Hoerburger bei verschiedenen Gelegenheiten aufgenommen. Zusammengenommen dokumentieren sie eine Vielfalt an regionalspezifischen Tänzen, Kleidung und Brauchhandlungen oder zeigen beispielsweise Musiker, Musikinstrumente und Bildserien von diversen Volkstanztreffen, Gesellschaftstanzwettbewerben und Tanzvorführungen.