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Drittmittelprojekte


Hier finden Sie eine übersicht über aktuelle und vergangene Drittmittelprojekte des Lehrstuhls für die Ökonomie des öffentlichen Sektors. Bei Fragen zu den einzelnen Projekten wenden Sie sich bitte direkt an die Projektmitarbeiter*innen. 


DFG (2023-2025): Inflationserwartungen und Geschlechterrollen

Projekttitel

Inflationserwartungen und Geschlechterrollen

Finanziert Durch

Deutsche Forschungsgemeinschaft

Projektvolumen

205 900 Euro

Projektmitarbeiter*innen

Prof. Dr. Fabian Kindermann
Nicole Berr, M.Sc.
Catharina Klüter, M.Sc.

Auslandskooperationen

Prof. Dr. Michael Weber (University of Chicago)
Dr. Julia Le Blanc (European Comission)

Projektbeschreibung

Inflationserwartungen zu verstehen ist für das Verständnis ökonomischen Verhaltens sowohl auf der Makro- als auch auf der Mikroebene unerlässlich. In diesem Projekt soll beleuchtet werden, inwiefern Geschlechterrollen den Prozess der Inflationserwartungsbildung von Frauen und Männern beeinflussen. Dazu arbeitet ein Team aus erfahrenen Wissenschaftler:innen im Bereich Family Macroeconomics (Prof. Fabian Kindermann, Universität Regensburg), Household Finance (Dr. Julia Le Blanc, JRC of the European Commission) und Inflation Expectations and Finance (Prof. Michael Weber, University of Chicago) zusammen. Das Team untersucht, ob Geschlechterrollenmodelle die individuelle Inflationswahrnehmung beeinflussen und wie sie zu den Geschlechterunterschieden bei der Inflationserwartung beitragen. 

Ein erstes Teilprojekt verwendet Daten des EU Consumer Survey, einer Umfragestudie, die von der EU-Kommission monatlich in allen EU-Ländern durchgeführt wird. Mit Hilfe dieser Studie soll der Entstehungsprozess von Inflationserwartungen in der EU untersucht werden. Dazu soll die exogene Variation genutzt werden, die durch die Einführung des Euro entstanden ist, um kausale Schätzergebnisse für die Bestimmungsfaktoren individueller Inflationsvorhersagen zu ermitteln. Die ausführliche Mikro-Struktur des Datensatzes erlaubt es zudem, die Reaktion der Erwartungen unterschiedlicher demographischer Gruppen auf das Eintreffen neuer Informationen zu beleuchten. Des Weiteren sollen die Daten des EU Consumer Survey um Daten zu Geschlechterrollen ergänzt werden. Zudem soll untersucht werden, ob die kürzliche Bestellung von zwei Frauen in das Präsidium der EZB die Effektivität der Kommunikation von Geldpolitik verbessert hat und damit zu einer besseren Verankerung von Inflationserwartungen bei Frauen führt.

Im zweiten Teilprojekt soll eine eigene länderübergreifende Umfragestudie über Inflationserwartungen und die Bedeutung von Geschlechterrollen entstehen. Dazu planen wir die Durchführung einer Online-Umfrage in mindestens 26 Ländern in unterschiedlichen Entwicklungsstadien. Die Studie soll individuelle Inflationsvorhersagen, Informationsquellen, die Wahrnehmung von vorherrschenden Geschlechterrollenmodellen, die individuelle Übereinstimmung mit derartigen Modellen, und den sozio-demographischen Hintergrund erheben, aber auch Präferenzen, finanzielle und ökonomische Kenntnisse und kognitive Fähigkeiten abfragen. Um die Bedeutung unterschiedlicher Inflationserwartungen für Individuen zu messen, ist zudem die Erhebung des individuellen Konsum- und Sparverhaltens, des Verhaltens bei Lohnverhandlungen und des finanziellen Vermögens geplant. Auf Basis dieses neuen Datensatzes wird das Projekt maßgeblich zum Verständnis der Bedeutung von Geschlechterrollen für die Erwartungsbildung hinsichtlich zentraler makro-finanzieller Variablen beitragen und entscheidende Fakten hinsichtlich der Geschlechterunterschiede in der finanziellen Entscheidungsfindung liefern.


DFG (2023-2026): EQUITAX: Inequality, Taxation, and Redistribution: Insights from a German-French Perspective

Projekttitel

Inequality, Taxation, and Redistribution: Insights from a German-French Perspective

Finanziert Durch

Deutsche Forschungsgemeinschaft und Agence Nationale de la Recherche

Projektvolumen

667 392 Euro

Projektmitarbeiter*innen

Prof. Dr. Fabian Kindermann
Dr. Charlotte Bartels (DIW Berlin)
Dr. Gedeao Locks (DIW Berlin)

Auslandskooperationen

Prof. Dr. Laurent Simula (ENS Lyon)
Prof. Dr. Jonathan Goupille-Lebret (ENS Lyon)
Prof. Dr. Bertrand Garbinti (CREST)

Projektbeschreibung

Während die Vermögens- und Einkommensungleichheit in vielen Ländern in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat, gerieten die europäischen Wohlfahrtsstaaten angesichts wirtschaftlicher Schwierigkeiten und zunehmender Globalisierung unter Druck. EQUITAX wird die effektivsten Steuer- und Transferinstrumente zur Reduktion ökonomischer Ungleichheit identifizieren. Hierfür wird EQUITAX Besteuerung und Ungleichheit mit neuesten Methoden und Daten aus einer deutsch-französischen Perspektive umfassend analyisieren und dabei makroökonomische, theoretische und angewandte mikroökonometrische Ansätze kombinieren.

Das erste Arbeitspaket vergleicht die Dynamik von Einkommens- und Vermögensungleichheiten in Frankreich und Deutschland. Wir werden neue Langzeitreihen der Einkommensungleichheit vor und nach Steuern für Deutschland erstellen, diese mit bereits existierenden französischen Reihen kombinieren, und den ungleichheitsreduzierenden Effekt der jeweiligen Steuer- und Transfersysteme herausarbeiten. Hierbei unterscheiden wir zwischen allgemeinen und länderspezifischen Institutionen.

Das zweite Arbeitspaket untersucht die Verhaltensreaktion reicher Haushalte auf Steuerreformen. Wir werden "natürliche Experimente" bei der Besteuerung von Vermögen in Frankreich und Erbschaften in Deutschland nutzen, die drastische Verhaltensänderungen generiert haben, die in exzellenten administrativen Datenquellen aufgezeichnet sind. So können wir die zentralen Parameter für Wissenschaft und politische Entscheidungsträger ermitteln: Wie wirkt sich die Vermögensbesteuerung auf die Spar-, Arbeits- und Migrationsentscheidung aus? Und darauf, das zu versteuernde Kapitaleinkommen durch Steuerplanung zu minimieren? Inwieweit passen Hochvermögende den Zeitpunkt von Schenkungen an, um die Besteuerung ihrer Vermächtnisse zu vermeiden?

Das dritte Arbeitspaket deckt die größten Ineffizienzen der aktuellen Steuerpolitik auf um ein "optimales" System zu entwerfen, indem die Parameter der vorherigen Arbeitspakete mit Steuertheorie kombiniert werden - sowohl aus der Mikro- als auch aus der Makroperspektive. Wir werden zunächst den marginalen deadweight loss der Besteuerung entlang der Einkommensverteilung jedes Landes berechnen, um aufzuzeigen, an welchen Stellen der Einkommensverteilung die aktuellen Steuersysteme ineffizient sind. Mit Hilfe eines Makrosimulationsmodells identifieren wir die Wohlfahrtsauswirkungen verschiedener Steuerreformen in Deutschland und Frankreich. Diese Analyse dient als Leitfaden für die steuerpolitischen Reformen.
Wir erwarten, dass die von EQUITAX identifizierten Mechanismen in Bezug auf Ungleichheit, Besteuerung und Umverteilung dazu beitragen, staatliche Maßnahmen zu verbessern. Unsere neuen Erkenntnisse können eine belastbare Informationsquelle für die öffentliche Debatte darstellen und politischen Entscheidungsträgern dabei helfen, eine evidenzbasierte Politik für ein gerechtes, geeintes und friedliches Europa zu entwickeln.


DFG (2022-2025): Modelle begrenzter Rationalität und Umverteilung im Kontext der Rente

Projekttitel

Modelle begrenzter Rationalität und Umverteilung im Kontext der Rente

Finanziert Durch

Deutsche Forschungsgemeinschaft und Narodowe Centrum Nauki

Projektvolumen

479 888 Euro

Projektmitarbeiter*innen

Prof. Dr. Fabian Kindermann
Dr. Johannes Huber
Sebastian Kunz, M.Sc.

Auslandskooperationen

Prof. Krzysztof Makarski (Warsaw School of Economics and GRAPE)
Prof. Joanna Tyrowicz (University of Warsaw and GRAPE)

Projektbeschreibung

Können sich Individuen gut genug auf Ihren Ruhestand vorbereiten? Unterstützt der Staat das Sparen für das Alter in ausreichendem Maße? Sind Annuitätenverträge das optimale Finanzprodukt für die Absicherung des Lebensabends? Dies sind fundamentale und drängende Fragen in Zeiten, in denen die öffentlich finanzierten Rentensysteme unter enormem demographischen Druck stehen. 

Das Standardmodell der Makroökonomik über die Lebenszyklusersparnisse von Haushalten würde alle diese Fragen mit einem klaren "JA!" beantworten. Jedoch stehen zwei wesentliche empirische Fakten im Kontrast zu diesen Modellvorhersagen. Erstens hängt ein Großteil der Individuen ihrem optimalen Vorsorgesparplan hinterher. Und zweitens sind Annuitätenverträge kaum zu beobachten. Das Ziel dieses Projekts ist es, diese Phänomene besser zu verstehen und dabei zur makroökonomischen Literatur über das Sparverhalten von Haushalten für die Rente beizutragen. 

Wir werden uns mit Verhaltensmustern beschäftigen, die man als "beschränkte Rationalität" bezeichnet. Diese Bezeichnung steht für eine Vielzahl von verhaltensökonomischen Phänomenen, die dazu führen, dass wir uns entgegen unserer eigenen Interessen verhalten bzw. diese nicht vollständig verstehen. Wir werden uns zudem mit dem empirischen Fakt befassen, dass sich Individuen mit höherer Bildung und höherem Einkommen einer weit höheren Lebenserwartung gegenübersehen als solche ohne Hochschulabschluss und mit geringeren Lebenseinkommen. 

Im Zentrum dieses Projekts steht die Entwicklung eines Simulationsmodells, das beschränkt rationale Verhaltensmuster explizit berücksichtigt. Mit diesem soll anschließend die Wirkungsweise der sog. 401(k)-Konten der USA analysiert werden. Dieses große Staatsprogramm zur Förderung von Altersersparnissen wurde bereits in den 1970er Jahren aufgelegt, weshalb bereits längere Datenreihen vorliegen. Zudem gibt es in den USA zahlreiche detaillierte Daten zum individuellen Sparverhalten. Schließlich existiert auch eine größere empirische Literatur über die Wirkungsweise der 401(k)-Konten, deren Ergebnisse jedoch wenig eindeutig sind. Wir hoffen, mit Hilfe eines strukturellen Modells hier Klarheit zu schaffen. 

Zudem soll untersucht werden, ob das 401(k)-Programm die Vermögensungleichheit der USA beeinflusst hat und ob es Altersarmut erfolgreich bekämpfen kann. In einem weiteren Schritt werden die Zielkonflikte einer verpflichtenden Annuisierung von Altersersparnissen bei heterogenen Lebenserwartungen hinsichtlich individueller Wohlfahrt und ökonomischer Ungleichheit beleuchtet. Schlussendlich soll in einem politökonomischen Rahmen den politischen Ursprüngen des 401(k) Programms auf den Grund gegangen werden. Aktuell haben fast alle Länder der OECD ein oder mehrere Programme zur steuerlichen Förderung der Altersvorsorge im Sinne des 401(k). Die politökonomische Literatur hat sich hingegen vornehmlich auf die Mechanismen hinter der Existenz öffentlicher Rentensysteme konzentriert.


Fritz Thyssen Stiftung (2019-2022): Die Zukunft der Rente zwischen Demographie und Altersarmut

Projekttitel

Die Zukunft der Renten zwischen Demographie und Altersarmut - Eine dynamische Gleichgewichtsanalyse mit differentieller Sterblichkeit und heterogenen Haushalten

Finanziert Durch

Fritz-Thyssen Stiftung

Projektvolumen

150 000 Euro

Projektmitarbeiter*innen

Prof. Dr. Fabian Kindermann
Veronika Püschel, M.Sc.

Projektbeschreibung

Steigende Lebenserwartung und niedrige Geburtenraten bedrohen zunehmend die Finanzierung des umlagefinanzierten Rentensystems in Deutschland. Die Politik hat deshalb Reformen eingeleitet, welche mittelfristig das Rentenniveau absenken und das Renteneintrittsalter erhöhen sollen. Jedoch besteht in der aktuellen Diskussion die Sorge, dass diese Reformen einen drastischen Anstieg der Altersarmut zur Folge haben könnten. Das beantragte Projekt widmet sich daher der Thematik der Altersarmut in Deutschland und insbesondere der Frage, ob und wie diese ökonomisch sinnvoll eingedämmt werden kann. 

Dazu sollen zunächst die Determinanten einer steigenden Altersarmut dokumentiert werden. Insbesondere wird untersucht, inwiefern demographische Trends, wie die ungleiche Entwicklung in Lebenserwartungen und der Wandel hin zu weniger steten Familienstrukturen, zusammen mit den institutionellen Rahmenbedingungen der Rentenversicherung eine Verschärfung der Altersarmutsproblematik zur Folge haben. Neue adminstrative Daten der Deutschen Rentenversicherung erlauben es uns, das Rentenzugangsverhalten und die Einkommenssituation im Alter von Personen mit unterschiedlichen demographischen Charakteristika zu dokumentieren, besondere Risikogruppen herauszuarbeiten und die Frage zu klären, ob unter den derzeitigen demographischen Gegebenheiten die offiziell postulierte Teilhabeäquivalenz nicht durchbrochen wird und in Wahrheit eine regressive Verteilung stattfindet.

Die gewonnenen empirischen Befunde sollen anschließend unter Zuhilfenahme eines strukturellen ökonomischen Entscheidungsmodells unter Unsicherheit interpretiert werden. Dieses Modell ermöglicht eine realistische Abbildung von Einkommensrisiken während des Erwerbslebens und eine differenzierte Berechnung der bei Rentenzugang fälligen Rentenzahlung. Gegenüber bislang vorliegenden Studien ähnlichen Typs beinhaltet es verschiedene methodische Innovationen. Einerseits wird Heterogenität innerhalb einer Kohorte in einer bislang noch nicht gekannten Differenzierung abgebildet, indem Männer, Frauen und Ehepaare getrennt nach Einkommensklassen und Kinderzahl unterscheiden werden. Andererseits erweitert das Modell den gängigen Lebenszyklusansatz um extensive Arbeitsangebotsentscheidungen, die Modellierung von Gesundheit und Erwerbsunfähigkeit sowie Unterschiede in der Lebenserwartung. Das strukturelle Modell soll einerseits dabei helfen, Aussagen über verheiratet Ehepaare zu treffen, die in der Datenstichprobe der Rentenversicherung nicht direkt identifiziert werden können. Andererseits dient es als Grundlage für eine ausführliche Politikanalyse. Dazu wird das Lebenszyklusmodell schlussendlichen in einen allgemeinen Gleichgewichtsrahmen eingebettet, der die Beurteilung von Verteilungs- und Effizienzwirkungen unterschiedlicher Rentenreformen erlaubt, wie beispielsweise eine Erhöhung der Progressivität der Rentenformel und/oder eine Flexibilisierung des Renteneintritts.

Publikationen


  1. FAKULTÄT FÜR WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN
  2. Institut für Volkswirtschaftslehre und Ökonometrie

Lehrstuhl für VWL, Ökonomie des öffentlichen Sektors

Prof. Dr. Fabian Kindermann 

   

Wirtschaft

Sekretariat:

Telefon +49 941 943 2712
Fax +49 941 943 812711
sekretariat.kindermann@ur.de

Mo-Do, 9-11.30 Uhr